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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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würde sie darüber nichts mehr erfahren. Zumindest jetzt nicht.
    »Ich verstehe nicht, warum du mich nicht gewarnt hast, als er Chris und mich losgeschickt hat«, wechselte sie das Thema. »Du musst doch gewusst haben, wie gefährlich die Sache für uns werden kann.«
    »Die Sache mit Muller ist lange her, Kati.« Bernie verschränkte die Arme vor der Brust. »In den letzten Jahren warder Wettstreit zwischen deinem Vater und Karol eher eine symbolische Auseinandersetzung, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Sie haben versucht, sich gegenseitig Hinweise abzujagen.«
    »Genau. Und dabei hat es kein Blutvergießen mehr gegeben. Deshalb sind wir auch diesmal davon ausgegangen, dass Muller sich an die Regeln hält.«
    Beim Wort »Blutvergießen« fiel Kati ein, wie vage sich ihr Vater ausgedrückt hatte, als er über die Ereignisse in Kairo berichtet hatte. »Und was ist in Ägypten wirklich passiert?«, fragte sie. »Oder darfst du mir das auch nicht sagen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist etwas, was selbst ich nicht weiß.«
    Eine verzweifelte Wut stieg in Kati auf. Egal, mit wem sie sprach, stets lief sie gegen Wände! Niemand konnte oder wollte ihr Auskunft geben!
    »Ich glaube nicht, dass du ihm seine Geschichte so einfach abnimmst«, versuchte sie Bernie aus der Reserve zu locken.
    Er zuckte mit den Achseln. »Wie ich schon sagte, die Wahrheit ist manchmal schwer zu entdecken. Deshalb habe ich mir abgewöhnt, Vermutungen anzustellen. Da fragst du deinen Vater lieber selbst.«
    Kati hieb mit der Handfläche kräftig auf den Schreibtisch. »Ich hasse euch alle!«, rief sie sie. »Ilyas, Mart, Seamus, Paola, du, jeder rennt mit einem Geheimnis herum! Ich bin die Einzige, die im Dunkeln tappt!«
    Bernie war von ihrem Ausbruch überrascht. Er streckte die Hand nach ihr aus. »Kati   … «, begann er, doch sie schlug seine Hand weg.
    »Nichts, Kati! Auf jede klare Frage bekomme ich eine ausweichende Antwort! ›Nichts ist schwarz oder weiß, Kati.‹ ›Die Dinge sind komplizierter, als du denkst, Kati.‹ ›Du musst das einfach akzeptieren, Kati.‹ Und was ist mit mir? Wer fragt danach, wie es mir dabei geht?«
    Und dann geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte.
    Sie brach in Tränen aus.
    Sie warf sich auf Bernies Bett, drückte den Kopf in die Kissen und heulte ihre ganze Ratlosigkeit und Verzweiflung aus sich heraus. Immer neue Wellen erschütterten ihren Körper, und mit jedem frischen Schwall Tränen fühlte sie, wie ihr ein weiteres Gewicht von der Seele fiel.
    Bernie wusste, wann er sie in Ruhe zu lassen hatte. Schweigend stand er am Schrank, und erst, als sie ihren Kopf aufrichtete, reichte er ihr ein zusammengefaltetes Taschentuch, mit dem sie sich die Tränen abwischen konnte.
    »Danke«, schnuffelte Kati. Langsam richtete sie sich auf. »Es tut mir leid, wie ich mich aufgeführt habe.«
    »Schon gut.« Bernie strich ihr über die Haare. »Ich verstehe das. Du solltest nur nicht den Fehler machen, dich in die Rolle der von allen Betrogenen drängen zu lassen. Jeder hat seine eigenen Gründe, nichts zu sagen, da bin ich mir sicher, und vielleicht sogar manchmal, um dich zu schützen.«
    »So wie du und Mart«, entfuhr es ihr. Sofort hob sie die Hand. »Ich glaube, ich gehe jetzt lieber schlafen, bevor ich wieder damit anfange. Danke, Bernie.«
    »Wofür?«, fragte er.
    Aber da hatte sie die Tür schon hinter sich geschlossen.

Gut und Böse
    Guégen schien nicht überrascht zu sein, als er Ilyas am Sonntagmorgen vor seiner Tür fand. »Ich habe dich bereits erwartet«, sagte er. Sie gingen in den Raum, den Ilyas schon von seinem ersten Besuch kannte. Der Alte verschwand und kehrte kurz darauf mit zwei Teegläsern, Keksen und einer Zuckerschale zurück. »Simon hat heute frei«, erklärte er.
    »Ich habe ein Problem und brauche Ihre Hilfe«, begann Ilyas ohne Umschweife.
    »Hast du dich erinnert?«, fragte Guégen.
    »Nein, oder vielleicht: doch, ich habe mich an
etwas
erinnert, von dem ich aber nicht genau weiß, was es ist.« Dann berichtete er von seinen Erlebnissen bei der Bruderschaft und davon, was er dort erfahren hatte. Kaum hatte er den Namen von Martin Bergman erwähnt, als ihn Guégen unterbrach.
    »Bergman ist in Istanbul?«
    Ilyas nickte. Das Gesicht des Alten verzerrte sich in einer Mischung aus Schmerz und Wut. Er erhob sich aus seinem Sessel und hinkte zu einem Sideboard, aus dem er ein Glas und eine Flasche mit einer goldenen Flüssigkeit holte. Er schenkte sich das Glas halb

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