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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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die Tür auf und rannte hinaus zu einer Kutsche, die ich draußen auf der Straße sah.
    Einen Moment lang dachte ich, sie würden Jenny gehen lassen, aber nein. Sie fing an zu schreien, als sie Richtung Kutsche gezerrt und hineingestoßen wurde, und sie schrie immer noch, als auf dem Kutschbock ein dritter Mann mit Maske die Zügel schnalzen und seine Gerte knallen ließ und die Kutsche in die Nacht davonratterte. Und wir konnten nur noch den Klauen der Flammen unsere Toten entreißen und aus unserem brennenden Haus fliehen.

10. Dezember 1735
    I
    Obwohl wir Vater heute beerdigten, galt mein erster Gedanke, als ich am Morgen aufwachte, weder ihm noch seiner Beisetzung, sondern der Geschirrkammer am Queen Anne’s Square.
    Die hatten die Angreifer nicht zu betreten versucht. Vater hatte die beiden Soldaten angeheuert, weil er sich wegen eines Raubüberfalls sorgte, aber unsere Angreifer waren schnurstracks nach oben gekommen, ohne auch nur zu versuchen, die Geschirrkammer zu plündern.
    Weil sie hinter Jenny her waren, deshalb. Und Vaters Ermordung? War die Teil des Plans gewesen?
    Daran dachte ich, als ich in einem Zimmer erwachte, in dem es eiskalt war – was nichts Ungewöhnliches ist. Im Gegenteil, es ist alltäglich. Nur war es heute besonders kalt. Es herrschte jene Art von Kälte, die in den Zähnen schmerzt und die bis ins Mark beißt. Ich blickte zum Kamin hin, weil ich mich wunderte, warum das Feuer nicht mehr Hitze verbreitete, und musste feststellen, dass gar kein Feuer brannte und der Kaminrost von Asche grau und staubig war.
    Ich stieg aus dem Bett und ging ans Fenster. Die Scheibe war dick mit Eis bedeckt, sodass ich nicht hinausschauen konnte. Vor Kälte keuchend zog ich mich an, verließ mein Zimmer und wurde von der Stille im Haus geradezu körperlich getroffen. Ich schlich mich nach unten, suchte Bettys Zimmer auf und klopfte erst leise, dann etwas lauter an. Als sie nicht antwortete, überlegte ich, was zu tun sei. In meinem Bauch nagte eine Spur von Sorge um sie. Und als sie sich auch nach einem weiteren Klopfen nicht rührte, ging ich in die Knie, um durch das Schlüsselloch zu spähen, wobei ich betete, dass ich nichts sehen möge, was ich nicht sehen sollte.
    Betty lag schlafend in einem der beiden Betten. Das andere war leer und ordentlich gemacht, allerdings stand an seinem Fuß ein Paar, wie ich meinte, Männerstiefel mit einem silbernen Riemen an der Ferse. Mein Blick kehrte zu Betty zurück. Einen Moment lang beobachtete ich, wie sich ihre Decke hob und senkte, und ich beschloss, sie schlafen zu lassen, und richtete mich auf.
    Ich schlenderte in die Küche, wo Mrs Searle ein klein wenig erschrak, als ich hereinkam. Sie musterte mich mit leiser Missbilligung von Kopf bis Fuß, dann wandte sie sich wieder ihrem Schneidbrett zu und fuhr mit der Arbeit fort. Es war nicht so, dass Mrs Searle und ich über Kreuz lagen, nein, Mrs Searle beäugte jeden mit Argwohn und seit dem Überfall umso mehr.
    „Sie gehört nicht zu den nachsichtigsten Menschen“, hatte Betty eines Nachmittags einmal gesagt. Das war noch etwas, das sich seit dem Angriff geändert hatte: Betty war viel offener geworden und ließ ab und zu eine Andeutung fallen, was sie wirklich von einer Sache hielt. Mir war zum Beispiel nie aufgefallen, dass sie und Mrs Searle nicht unbedingt einer Meinung waren, und ich hatte auch keine Ahnung, dass Betty Misstrauen gegenüber Mr Birch hegte. Aber das tat sie: „Ich weiß nicht, warum er im Namen der Kenways Entscheidungen trifft“, hatte sie gestern in düsterem Ton gemurmelt. „Er ist kein Familienangehöriger. Und ich bezweifle, dass er je einer sein wird.“
    Dass Betty keine großen Stücke auf Mrs Searle hielt, ließ die Haushälterin in meinen Augen weniger bedrohlich wirken, ich weiß nicht, warum, und hätte ich mir früher zweimal überlegt, ob ich einfach so unangekündigt in die Küche spazieren und etwas zu essen verlangen sollte, hatte ich nun keine solchen Bedenken mehr.
    „Guten Morgen, Mrs Searle“, grüßte ich.
    Sie machte einen kleinen Knicks. Die Küche war kalt, und nur sie hielt sich darin auf. Am Queen Anne’s Square hatte Mrs Searle mindestens drei Helferinnen gehabt, ganz zu schweigen von all dem anderen Personal, das durch die große Doppeltür in die Küche hinein- und hinausflitzte. Aber das war vor dem Überfall gewesen, als wir noch vollzählig besetzt waren, und nichts verscheucht die Dienerschaft so schnell wie eine Invasion schwertschwingender,

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