Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
es mir geschenkt hatte.
„Danke, Mr Birch“, war alles, was ich hervorbrachte, als er den Kasten wieder schloss und zwischen uns auf den Sitz stellte.
„Es ist ein sehr schönes Schwert, Haytham. Ich bezweifle nicht, dass Ihr es in Ehren halten werdet.“
„Das werde ich, Sir.“
„Und wann, so frage ich mich, wird die Klinge zum ersten Mal Blut schmecken?“
„Ich weiß es nicht, Sir.“
Wir schwiegen. Mr Birch klemmte seinen Stock zwischen die Knie.
„In der Nacht des Überfalls habt Ihr einen Mann getötet“, fuhr er nach einer Weile fort und sah aus dem Fenster. Wir fuhren an Häusern vorbei, die in dem Dunst aus Rauch und eisiger Luft kaum zu erkennen waren. Es war noch früh. Die Straßen waren leer und still. „Was war das für ein Gefühl, Master Haytham?“
„Ich habe Mutter beschützt“, erwiderte ich.
„Ihr hattet nur diese eine Wahl, Haytham“, pflichtete er mir nickend bei, „und Ihr habt das Richtige getan. Glaubt keinen Moment lang, es sei anders. Aber auch wenn es Eure einzige Wahl war, ändert das doch nichts daran, dass es keine Kleinigkeit ist, einen Menschen zu töten. Für niemanden. Nicht für Euren Vater. Nicht für mich. Aber am allerwenigsten für einen Jungen in Eurem Alter.“
„Ich empfand keine Traurigkeit über mein Tun. Ich habe einfach nur gehandelt.“
„Und habt Ihr seither darüber nachgedacht?“
„Nein, Sir. Ich habe nur an Vater gedacht und an Mutter.“
„Und Jenny …?“
„Oh. Ja, Sir.“
Wir schwiegen wieder, und als er erneut das Wort ergriff, klang seine Stimme matt und ernst. „Wir müssen sie finden, Haytham.“
Ich schwieg weiter.
„Ich habe vor, aufs Festland zu reisen. Wir glauben, sie wird dort festgehalten.“
„Woher wisst Ihr, dass sie auf dem Festland ist, Sir?“
„Haytham, ich bin ein Mitglied einer einflussreichen und wichtigen Organisation. Es ist eine Art Klub oder Gesellschaft. Einer der vielen Vorteile der Mitgliedschaft besteht darin, dass wir überall Augen und Ohren haben.“
„Wie heißt diese Organisation, Sir?“
„Es sind die Templer, Master Haytham. Ich bin ein Tempelritter.“
„Ein Ritter?“, wiederholte ich und musterte ihn scharf.
Er lachte kurz auf. „Vielleicht nicht genau die Art von Ritter, an die Ihr denkt, Haytham. Ich bin kein Relikt des Mittelalters, aber unsere Ideale sind dieselben. So wie vor Hunderten von Jahren unsere Vorfahren aufbrachen, um dem Heiligen Land Frieden zu bringen, so sind wir die unsichtbare Macht, die in unserer Zeit dazu beiträgt, Frieden und Ordnung zu wahren.“ Er wies mit der Hand zum Fenster, wo die Straßen inzwischen belebter waren. „All das, Haytham, verlangt Struktur und Disziplin. Und Struktur und Disziplin verlangen ein Vorbild, dem man folgen kann. Die Tempelritter sind dieses Vorbild.“
Mir schwirrte der Kopf. „Und wo trefft Ihr Euch? Was tut Ihr? Tragt Ihr eine Rüstung?“
„Später, Haytham. Später erzähle ich Euch mehr darüber.“
„War Vater auch Mitglied? War er ein Ritter?“ Mir hüpfte das Herz im Leibe. „Hat er mich zum Ritter ausgebildet?“
„Nein, Master Haytham, er war kein Mitglied, und soweit ich es beurteilen kann, hat er Euch in der Kunst des Schwertkampfes nur unterrichtet, um … nun, die Tatsache, dass Eure Mutter noch lebt, beweist den Wert Eurer Lektionen. Nein, meine Beziehung zu Eurem Vater fußte nicht auf meiner Mitgliedschaft im Orden. Ich kann mit Freude sagen, dass er mich meiner Fähigkeiten als Vermögensverwalter wegen beschäftigte und nicht aufgrund irgendwelcher versteckter Beziehungen. Dennoch war ihm bekannt, dass ich Templer bin. Wir verfügen schließlich über mächtige Verbindungen, die in unserem Geschäft bisweilen von Vorteil sein können. Euer Vater mag zwar kein Mitglied gewesen sein, aber er war klug genug, um den Wert der Verbindungen zu erkennen: ein freundliches Wort, die Weitergabe nützlicher Informationen …“, er holte tief Luft, „… darunter auch der Hinweis auf den Überfall am Queen Anne’s Square. Davon habe ich ihm natürlich erzählt. Ich fragte ihn, warum er zum Ziel geworden sein könnte, aber er tat die bloße Vorstellung ab – womit er vielleicht nicht aufrichtig zu mir war. Darüber gerieten wir aneinander, Haytham. Es wurde laut, aber ich wünschte nun trotzdem, ich wäre hartnäckiger gewesen.“
„War das der Streit, den ich gehört habe?“, fragte ich.
Er sah mich von der Seite an. „Dann hast du die Auseinandersetzung also mitbekommen, ja? Du hast doch
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