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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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maskierter Männer. Die meisten waren am nächsten Tag gar nicht erst wiedergekommen.
    Jetzt gab es nur noch Mrs Searle, Betty, Mr Digweed, ein Zimmermädchen namens Emily und Miss Davy, Mutters Zofe. Sie waren der Rest des Personals, das sich um die Kenways kümmerte. Oder um die verbliebenen Kenways, sollte ich wohl besser sagen. Nur ich und Mutter waren noch übrig.
    Als ich die Küche verließ, hielt ich ein Stück Kuchen in Händen, das in ein Tuch eingeschlagen war und das Mrs Searle mir mit mürrischer Miene gegeben hatte. Zweifellos missfiel es ihr, dass ich so früh am Morgen durchs Haus wanderte und vor dem Frühstück, das sie gerade zubereitete, nach etwas zu essen stöberte. Ich mag Mrs Searle, und da sie zu den wenigen Angehörigen des Personals zählt, die nach jener schrecklichen Nacht bei uns geblieben sind, mag ich sie umso mehr. Aber trotzdem … es gibt andere Dinge, um die ich mich kümmern muss. Vaters Beerdigung. Und Mutter natürlich.
    Und dann fand ich mich in der Eingangshalle wieder, den Blick auf die Tür gerichtet, und bevor ich mich versah, öffnete ich die Tür und trat, ohne nachzudenken – jedenfalls ohne zu viel nachzudenken –, auf die Treppe hinaus und in eine vom Frost überzogene Welt.
    II
    „Was zum Teufel habt Ihr an so einem kalten Morgen vor, Master Haytham?“
    Eine Kutsche war soeben vor dem Haus vorgefahren, und aus dem Fenster sah Mr Birch zu mir herab. Er trug einen Hut, der noch ausladender war als sein üblicher, und er hatte sich einen Schal vor Mund und Nase gezogen, sodass er auf den ersten Blick aussah wie ein Wegelagerer.
    „Ich sehe mich nur etwas um, Sir“, antwortete ich von der Treppe aus.
    Er zog den Schal nach unten und versuchte zu lächeln. Früher hatten seine Augen dabei geblitzt, jetzt erinnerten sie mich nur noch an die verglimmende, abkühlende Asche eines Feuers, das versuchte, Wärme zu verbreiten, es aber nicht schaffte, und ebenso angestrengt und müde klang seine Stimme, wenn er sprach. „Ich glaube, ich weiß, wonach Ihr Ausschau haltet, Master Haytham.“
    „Und wonach, Sir?“
    „Nach dem Heimweg?“
    Ich dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass er recht hatte. Das Problem war, dass ich in den ersten zehn Jahren meines Lebens ständig von meinen Eltern und Kindermädchen umsorgt und behütet wurde. Obgleich ich wusste, dass der Queen Anne’s Square nicht weit entfernt und sogar zu Fuß zu erreichen war, hatte ich doch keine Ahnung, wie man dort hinkam.
    „Hattet Ihr vor, Eurem alten Zuhause einen Besuch abzustatten?“, fragte Mr Birch.
    Ich zuckte die Schultern, aber die Antwort lautete eigentlich: „Ja“. Ich hatte mir vorgestellt, wie ich durch die Ruine meines alten Zuhauses ging. In den Freizeitraum. Ich hatte mir vorgestellt, wie ich mir dort etwas holte …
    „Euer Schwert?“
    Ich nickte.
    „Ich fürchte, es ist zu gefährlich, das Haus zu betreten. Aber würdet Ihr trotzdem gern einmal hinfahren? Ihr könnt es Euch zumindest ansehen. Kommt, steigt ein, da draußen ist es ja so kalt wie eine Windhundschnauze.“
    Und ich sah keinen Grund, es nicht zu tun, zumal da er aus den Tiefen der Kutsche einen Hut und ein Cape zutage förderte.
    Als wir wenig später vor dem Haus hielten, sah es ganz und gar nicht so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nein, es war viel, viel schlimmer. Als hätte eine gigantische, göttliche Faust von oben darauf eingeschlagen, durch das Dach und durch die Etagen darunter, sodass ein riesiges Loch mit ausgerissenen Rändern im Haus klaffte. Und es war kaum noch ein Haus, sondern eher der Querschnitt eines solchen.
    Durch zerbrochene Fenster konnten wir in die Eingangshalle hineinschauen und auch nach oben, durch die zertrümmerten Decken hindurch, die alle rußgeschwärzt waren, drei Stockwerke weit. Ich sah Möbelstücke, die ich erkannte, obwohl sie schwarz und verkohlt waren, versengte Gemälde, die schief an den Wänden hingen.
    „Es tut mir leid, aber es ist wirklich zu gefährlich, da hineinzugehen, Master Haytham“, sagte Mr Birch.
    Kurz darauf führte er mich zurück in die Kutsche und klopfte mit dem Stock zweimal an die Decke, woraufhin der Kutscher losfuhr.
    „Ich habe mir jedoch“, sagte Mr Birch, „die Freiheit genommen, Euer Schwert bereits gestern zu bergen.“ Und damit griff er unter den Sitz und holte den Kasten hervor. Auch er war rußig, aber als er ihn auf seinem Schoß absetzte und aufklappte, lag das Schwert darin, und es glänzte so wie an dem Tag, als Vater

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