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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Luft war, schrie meine Mutter: „Edward!“ Die Angst in ihrer Stimme spiegelte meine eigenen Gedanken wider. Nein. Meinen einzigen Gedanken: Er lässt uns im Stich.
    Warum lässt er uns im Stich?
    Mutters Nachtgewand hing unordentlich an ihr herab, als sie über die Galerie auf mich zurannte, der ich noch immer am oberen Absatz der Treppe stand. Ihr Gesicht war eine Maske des Entsetzens. Hinter ihr näherte sich ein weiterer Angreifer, der auf der Treppe am anderen Ende der Galerie aufgetaucht war und Mutter in dem Moment erreichte, da sie bei mir anlangte. Er packte sie mit einer Hand von hinten, während seine Schwerthand nach vorn fuhr, bereit, die Klinge über ihren bloß liegenden Hals zu ziehen.
    Ich handelte, ohne nachzudenken. Zum Nachdenken kam ich erst viel später. In einer fließenden Bewegung trat ich vor, griff zu, hob das Schwert des toten Angreifers von der Treppe auf, riss es hoch und rammte es mit beiden Händen in das Gesicht des Kerls, bevor er meiner Mutter die Kehle durchschneiden konnte.
    Ich traf genau. Die Spitze des Schwerts bohrte sich durch die Augenöffnung der Maske und dahinter in die Augenhöhle hinein. Der Schrei des Mannes riss ein Loch in die Nacht. Er drehte sich von Mutter fort, das Schwert noch kurz im Auge. Dann löste es sich, als er gegen die Brüstung stieß, einen Moment lang schwankte, dann in die Knie sank und vornüberkippte. Er war tot, bevor sein Kopf auf dem Boden aufschlug.
    Mutter rannte in meine Arme und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter, während ich mir das Schwert schnappte und sie bei der Hand nahm, um mit ihr die Treppe hinunterzugehen. Wie oft hatte mein Vater, wenn er zur Arbeit ging, zu mir gesagt: „Heute trägst du die Verantwortung, Haytham. Du musst für mich auf Mutter aufpassen.“ Jetzt trug ich diese Verantwortung wirklich.
    Wir erreichten den Fuß der Treppe, wo sich eine eigenartige Ruhe über das Haus gesenkt zu haben schien. Die Eingangshalle war jetzt leer und immer noch von Dunkelheit erfüllt, in die sich jedoch ein unheilvoll flackernder orangeroter Widerschein mischte. Rauch begann die Luft zu schwängern, aber durch den Dunst hindurch sah ich die Toten: den Eindringling, den Diener, der zuvor umgekommen war … und Edith, die mit aufgeschlitzter Kehle in einer Blutlache lag.
    Auch Mutter sah Edith, wimmerte und wollte mich zum Eingang ziehen, aber die Tür zum Freizeitraum stand halb offen, und aus dem Zimmer hörte ich die Geräusche eines Schwertkampfs. Drei Männer, einer davon mein Vater. „Vater braucht mich“, sagte ich und versuchte, mich von meiner Mutter zu lösen, die begriff, was ich vorhatte, und mich nur noch kräftiger umklammerte, bis ich meine Hand ihrem Griff mit solcher Gewalt entriss, dass sie zu Boden stürzte.
    Einen sonderbaren Moment lang fühlte ich mich hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, meiner Mutter zu helfen und mich bei ihr zu entschuldigen. Der Anblick, wie sie da auf dem Boden kauerte – meinetwegen! – war so entsetzlich. Aber dann hörte ich einen lauten Schrei aus dem Freizeitraum, und das genügte, um mich durch die Tür stürmen zu lassen.
    Als Erstes sah ich, dass das Geheimfach hinter dem Bücherregal offen war, und darin machte ich den Kasten aus, der mein Schwert enthielt. Davon abgesehen sah es im Zimmer aus wie immer, so wie wir es nach dem letzten Training verlassen hatten. Der zugedeckte Billardtisch war zur Seite gerückt, damit wir Platz zum Üben hatten. Dort hatte mich am Mittag mein Vater noch unterrichtet und gescholten.
    Nun kniete mein Vater da. Und starb.
    Über ihm stand ein Mann, der sein Schwert bis zum Griff in die Brust meines Vaters gestoßen hatte. Von der Klinge, die aus seinem Rücken ragte, tropfte Blut auf den Holzboden. Nicht weit davon entfernt stand der Mann mit den spitzen Ohren, über dessen Gesicht sich ein großer Schnitt zog.
    Es hatte zwei von ihnen gebraucht, um meinen Vater zu bezwingen, und selbst zu zweit hatten sie es nur mit Mühe geschafft.
    Ich flog auf den Mörder zu, den mein Auftauchen überraschte. Ihm blieb keine Zeit, sein Schwert aus der Brust meines Vaters zu ziehen. Stattdessen drehte er sich weg, um meiner Klinge zu entgehen. Dabei ließ er sein Schwert los und mein Vater kippte zu Boden.
    Wie ein Narr setzte ich dem Mörder nach, vergaß, meine Flanke zu schützen, und dann nahm ich auch schon aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr, als das Spitzohr herantänzelte. Ob es Absicht war oder ob er seinen Hieb falsch kalkulierte, weiß

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