Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
Vom Netzwerk:
anzüglich über Altaïrs Schulter. „Wo sind die anderen? Bist du vorausgeritten in der Hoffnung, als Erster zurückzukehren? Ich weiß, dass du den Ruhm nur ungern teilst.“
    Altaïr ging nicht darauf ein.
    „Schweigen ist nur eine andere Form der Zustimmung“, ergänzte Abbas. Er versuchte immer noch, ihn wütend zu machen, und er tat es mit der Tücke der Jugend.
    „Hast du nichts Besseres zu tun?“ Altaïr seufzte.
    „Ich bin hier, um dir eine Nachricht des Meisters zu überbringen. Er erwartet dich in der Bibliothek“, sagte Abbas. Er winkte Altaïr an sich vorbei. „Beeil dich lieber. Du kannst es doch sicher kaum erwarten, ihm die Stiefel zu lecken.“
    „Noch ein Wort“, entgegnete Altaïr, „und ich lasse meine Klinge über deine Kehle lecken.“
    Als läse er seine Gedanken, erwiderte Abbas: „Dazu wird später noch genug Zeit sein, Bruder.“
    Altaïr schob sich an ihm vorbei und überquerte den Hof und den Übungsplatz, dann ging er auf die Tür zu Al Mualims Turm zu. Die Wachen neigten den Kopf und zollten ihm den Respekt, der einem Meister-Assassinen gebührte, und er erwiderte den Gruß, wohlwissend, dass ihr Respekt schon bald  – nachdem die Neuigkeit sich verbreitet hatte  – nur noch eine flüchtige Erinnerung sein würde.
    Aber zuerst musste er Al Mualim die furchtbare Neuigkeit überbringen, und so stieg er die Stufen des Turms zum Gemach des Meisters empor. Der Raum war warm, die Luft erfüllt von dem gewohnten süßen Duft. Staub tanzte in den Lichtbalken, die durch das Fenster auf der anderen Seite hereinfielen, wo auch der Meister mit hinter dem Rücken verschränkten Händen stand. Sein Meister. Sein Mentor. Ein Mann, den er mehr als jeden anderen verehrte.
    Den er enttäuscht hatte.
    In einer Ecke gurrten die Brieftauben des Meisters leise in ihrem Käfig, und ihn umgaben seine Bücher und Manuskripte, Literatur und Lehren der Assassinen aus Tausenden von Jahren, die teils in Regalen standen oder zu staubigen Türmen gestapelt waren. Sein kostbares Gewand umfloss ihn, das lange Haar lag ihm auf den Schultern, und wie stets machte er einen nachdenklichen Eindruck.
    „Meister“, sagte Altaïr und brach die lastende Stille. Er senkte den Kopf.
    Wortlos drehte sich Al Mualim um und ging zu seinem Schreibtisch, unter dem Schriftrollen den Boden bedeckten. Er musterte Altaïr mit scharfem, unbezwingbarem Auge. Sein Mund, der sich in seinem grauweißen Bart verbarg, verriet keinerlei Gefühl, bis er schließlich sprach und seinem Schüler bedeutete, zu ihm zu kommen. „Tritt vor. Erzähl mir von eurer Mission. Ich nehme an, ihr habt den Schatz der Templer gefunden  … “
    Altaïr spürte, wie ihm ein Schweißtropfen von der Stirn über das Gesicht rann. „Es gab Schwierigkeiten, Meister. Robert de Sable war nicht allein.“
    Al Mualim winkte ab. „Wann laufen die Dinge je so, wie wir es erwarten? Es ist unsere Anpassungsfähigkeit, die uns zu jenen macht, die wir sind.“
    „Diesmal hat sie nicht genügt.“
    Al Mualim brauchte einen Moment, um Altaïrs Worte zu begreifen. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor, und als er dann weitersprach, tat er es in scharfem Ton. „Was willst du damit sagen?“
    Altaïr senkte den Kopf. Er spürte, wie er die Worte förmlich hervorpressen musste.
    „Ich habe versagt, Meister.“
    „Der Schatz?“
    „Er ist für uns verloren.“
    Die Atmosphäre im Raum schlug um. Sie war plötzlich angespannt und schien zu knistern, als wäre die Luft selbst brüchig geworden, und es entstand eine Pause, bevor Al Mualim fragte: „Und Robert?“
    „Entkommen.“
    Das Wort fiel wie ein Stein in den scheinbar dunkler werdenden Raum.
    Jetzt trat Al Mualim näher auf Altaïr zu. Sein gesundes Auge loderte vor Wut, er hatte seine Stimme kaum noch unter Kontrolle, sein Zorn füllte den Raum aus.
    „Ich schicke dich, meinen besten Mann, auf eine Mission, die wichtiger ist als je eine andere zuvor es war, und du kommst mit nichts als Entschuldigungen und Ausreden zu mir zurück?“
    „Ich  … “
    „Schweig.“ Al Mualims Stimme klang wie ein Peitschenhieb. „Kein Wort mehr. Das habe ich nicht erwartet. Wir müssen eine weitere Streitmacht zusammenstellen, um  … “
    „Ich schwöre Euch, ich werde ihn finden  … “, begann Altaïr, der bereits darauf brannte, de Sable erneut gegenüberzutreten. Und dieses Aufeinandertreffen würde ganz anders ausgehen.
    Jetzt schaute Al Mualim sich um, als fiele ihm gerade erst ein, dass Altaïr ja mit

Weitere Kostenlose Bücher