Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
Vom Netzwerk:
den Staub der Reise aus dem Gesicht. Auf seinem Körper spürte er ihn trotzdem noch. Seine Kleidung hing schwer und verdreckt an ihm, und er freute sich auf ein Bad in den schimmernden Wassern von Masyaf, verborgen in einer Nische der Felswand. Im Moment, das wurde ihm jetzt bewusst, sehnte er sich nur nach einem  – Einsamkeit.
    Auf dem Weg zum Dorfrand wanderte sein Blick wie von selbst in die Höhe, vorbei an den Stallungen und dem geschäftigen Markttreiben und hin zu den gewundenen Pfaden, die hinaufführten zu den zinnenbewehrten Mauern der Assassinen-Festung. Dies war der Ort, an dem der Orden trainierte und lebte unter dem Befehl von Al Mualim, der in den byzantinischen Türmen im Zentrum der Zitadelle Quartier bezogen hatte. Oft sah man ihn am Fenster seines Turms stehen, wo er in Gedanken versunken den Blick schweifen ließ, und Altaïr stellte ihn sich auch jetzt dort vor, wie er aufs Dorf herabschaute. Auf das Dorf, das von Leben wimmelnd und lärmend in der Sonne lag. Das Dorf, das Altaïr vor zehn Tagen zusammen mit Malik und Kadar verlassen hatte, um nach Jerusalem zu reisen, von wo er als siegreicher Held hatte zurückkehren wollen.
    Nicht einmal in seinen finstersten Ahnungen hatte er sein Versagen vorausgesehen, und doch  …
    Ein Assassine grüßte ihn, als er den von der Sonne mit Licht und Schatten gesprenkelten Marktplatz überquerte, und er riss sich zusammen, straffte die Schultern und hielt den Kopf hoch erhoben in dem Versuch, den großen Assassinen, als der er Masyaf verlassen hatte, aus seinem Innersten heraufzubeschwören, anstatt der Narr zu sein, als der er mit leeren Händen zurückgekommen war.
    Es war Rauf, und Altaïr fühlte sich sogleich noch niedergeschlagener, wenn das überhaupt möglich war, was er ernstlich bezweifelte. Ausgerechnet Rauf, der Altaïr wie einen Gott verehrte, musste es sein, der ihn bei seiner Rückkehr begrüßte. Es sah aus, als habe der jüngere Mann auf ihn gewartet und sich die Zeit an einem ummauerten Brunnen vertrieben. Jetzt sprang er auf, die Augen groß und voller Eifer und doch blind für die Aura des Versagens, von der Altaïr sich umhüllt fühlte.
    „Altaïr, du bist wieder da!“ Rauf strahlte. Er freute sich wie ein treues Hündchen, ihn zu sehen.
    Altaïr nickte träge. Hinter Rauf erfrischte sich ein älterer Händler am Brunnen, dann begrüßte er eine jüngere Frau, die eine mit Gazellen verzierte Vase trug. Sie setzte das Gefäß auf der niedrigen Brunnenumrandung ab, und sie begannen ein Gespräch, in dem die Frau aufgeregt gestikulierte. Altaïr beneidete die beiden.
    „Es freut mich, dich unverletzt wiederzusehen“, fuhr Rauf fort. „Ich nehme an, deine Mission war ein Erfolg?“
    Altaïr überging diese Frage. Sein Blick ruhte nach wie vor auf dem Brunnen. Es fiel ihm schwer, Rauf in die Augen zu schauen.
    „Ist der Meister in seinem Turm?“, fragte er schließlich und löste den Blick nun doch von der Frau und dem Mann am Brunnen.
    „Ja, ja.“ Rauf zwinkerte ihm zu. „Er hat sich hinter seinen Büchern vergraben, wie immer. Gewiss wartet er schon auf dich.“
    „Ich danke dir, Bruder.“
    Damit ließ er Rauf und die plaudernden Dörfler am Brunnen hinter sich, passierte die Buden, die Heuwagen und Bänke und schritt über das Pflaster, bis der trockene, staubige Boden steil nach oben führte. Unter seinen Füßen knisterte von der Sonne ausgedörrtes Gras. Alle Wege schlängelten sich zur Burg hinauf.
    Noch nie hatte er sich von ihrem Schatten so erdrückt gefühlt. Als er das Plateau überquerte, hatte er die Fäuste geballt. Die Wachen grüßten ihn mit aufmerksamem Blick, als er sich der Festung näherte, die Hände auf dem Griff ihrer Schwerter.
    Jetzt erreichte er den großen Torbogen, der zur Barbakane führte, und wieder wurde ihm das Herz in der Brust schwer, als er dort eine Gestalt erkannte: Abbas.
    Abbas stand neben einer Fackel, deren Licht das bisschen Dunkelheit verscheuchte, das sich unter dem Bogen ballen wollte. Barhäuptig lehnte er am rauen, dunklen Stein, mit verschränkten Armen, das Schwert an der Hüfte. Altaïr blieb stehen, und einen Moment lang sahen sich die beiden Männer an, während Dorfbewohner um sie herumgingen, die nichts mitbekamen von der alten Feindschaft, die zwischen den zwei Assassinen von Neuem erstand. Einst hatten sie einander Bruder genannt. Aber das war lange her.
    Abbas verzog die Lippen langsam zu einem höhnischen Lächeln. „Ah. Endlich ist er wieder da.“ Er blickte

Weitere Kostenlose Bücher