Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
und de Sable waren die fähigsten Kämpfer, und dementsprechend hielten sie sich zurück und ließen den Schwächeren den Vortritt, darauf hoffend, dass sie Altaïr müde machten. Der Assassine sprintete über die Marmorterrasse, sprang über die Kante hinaus und landete auf einer zweiten marmornen Fläche, in deren Nähe ein Wasserfall plätscherte. Seine Opfer folgten ihm. Tamir starb schreiend unter zwei Schwertstreichen. Der Assassine empfand nichts, weder Bedauern noch Befriedigung, als er die Männer verdientermaßen ein zweites Mal sterben sah. Nablus verschwand genauso, wie die anderen verschwunden waren, die Kehle aufgeschlitzt. Jubair ging sterbend zu Boden, griff haltsuchend nach Talal, die beiden stürzten übereinander, dann rammte Altaïr auch Talal das Schwert tief in den Bauch, bis er sich ebenfalls aufgelöst hatte. Montferrat war als Nächster an der Reihe. Sibrand folgte ihm ins Nichts, dann de Sable, bis Altaïr wieder allein mit Al Mualim im Garten war.
„Stellt Euch mir“, verlangte Altaïr keuchend. Er war in Schweiß gebadet, wusste jedoch, dass der Kampf noch lange nicht vorbei war. „Oder habt Ihr Angst?“
Al Mualim schnaubte verächtlich. „Ich habe schon tausend Männern gegenübergestanden, die dir alle überlegen waren. Und alle sind sie jetzt tot, gestorben durch meine Hand.“
Mit einer Leichtigkeit und Kraft, die sein Alter Lügen strafte, sprang er vom Balkon und landete geduckt nicht weit von Altaïr entfernt. Den Apfel hielt er immer noch in der Hand, als böte er ihn Altaïr dar. Sein Gesicht leuchtete im Widerschein des Artefakts.
„Ich habe keine Angst“, erklärte Al Mualim.
„Dann beweist es“, forderte Altaïr ihn auf, wohl wissend, dass Al Mualim seinen Versuch, ihn zu sich zu locken, durchschauen würde. Aber wenn er das tat – und das würde er tun – , so kümmerte es ihn nicht. Denn Altaïr wusste, dass Al Mualim sich nicht fürchtete – er fürchtete sich nicht, weil er den Apfel hatte, der jetzt noch heller strahlte und glitzerte. Die ganze Umgebung wurde erleuchtet, verschwand aber ebenso schnell wieder im Dunklen, und als Altaïrs Augen sich darauf eingestellt hatten, sah er Doppelgänger Al Mualims auftauchen, gerade so, als entstünden sie direkt im Körper des Meisters.
Altaïr spannte sich. Er fragte sich, ob diese Doppelgänger – wie jene, gegen die er gerade gekämpft hatte – schwächer sein würden, nur ein Abklatsch des Originals.
„Wovor sollte ich Angst haben?“ Al Mualim verhöhnte ihn. Gut, dachte Altaïr, soll er mich ruhig verhöhnen. Das macht ihn leichtsinnig. „Sieh nur, über welche Macht ich gebiete.“
Die Doppelgänger stürzten sich auf Altaïr, und abermals kämpfte er. Abermals war der Garten erfüllt vom Klirren aufeinanderprallender Klingen. Abermals verschwanden die Doppelgänger, sobald sie unter Altaïrs Schwert fielen. Bis er wieder mit Al Mualim allein war.
Während er erschöpft dastand und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, erfasste ihn erneut die Macht des Apfels, der in Al Mualims Hand funkelte und pulsierte.
„Irgendwelche letzten Worte?“, fragte Al Mualim.
„Ihr habt mich belogen“, sagte Altaïr. „Ihr habt Roberts Ziel verderblich genannt … dabei traf dies von Anfang an auch auf das Eure zu.“
„Ich habe noch nie gern geteilt“, erwiderte Al Mualim fast reumütig.
„Euch wird kein Erfolg beschieden sein. Andere werden die Kraft finden, sich gegen Euch zu stellen.“
Al Mualim seufzte schwer. „Und darum kann es keinen Frieden geben, solange die Menschen ihren freien Willen besitzen.“
„Den letzten Mann, der solche Worte sprach, habe ich getötet.“
Al Mualim lachte. „Gewagte Worte, Junge . Aber auch gerechte Worte.“
„Dann lasst mich los. Und ich werde den Worten Taten folgen lassen.“
Altaïrs Gedanken rasten. Verzweifelt suchte er nach etwas, das er sagen konnte und das Al Mualim zum Leichtsinn verleiten würde.
„Verratet mir, Meister, warum seid Ihr mit mir nicht verfahren wie mit den anderen Assassinen? Warum habt Ihr mir meinen Verstand gelassen?“
„Wer du bist und was du tust, das sind zwei Dinge, die zu eng miteinander verknüpft sind. Dir eines zu nehmen, hätte mich auch des anderen beraubt. Und diese Templer mussten sterben.“ Er seufzte abermals. „Aber die Wahrheit ist, dass ich es versucht habe. In meinem Studierzimmer, als ich dir den Schatz zeigte … Aber du bist nicht wie die anderen. Du hast die Illusion
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