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Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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schmalen Augen auf die dunklen, unförmigen Schatten von Bäumen und Pavillons, mit denen die Gartenanlage durchsetzt war.
    Dann vernahm er plötzlich ein Geräusch von hinten. Das Tor schlug zu, und es erklang ein metallener Laut, als sei ein Riegel vorgeschoben worden.
    Altaïr wirbelte herum. Sein Blick wanderte nach oben, wo er Al Mualim auf dem Balkon seiner Bibliothek fand. Er hielt etwas in der Hand  – den Schatz aus dem Tempelberg. Der Edensplitter leuchtete in einem machtvollen Licht, das Al Mualim in ein düsteres Orange hüllte. Und dieses Leuchten gewann noch an Kraft.
    Plötzlich fühlte sich Altaïr von unglaublichem Schmerz durchrast. Er schrie und merkte, wie er vom Boden hochgehoben wurde, eingeschlossen in einen schimmernden Kegel aus grellem Licht, den Al Mualim mit ausgestreckter Hand steuerte. Der Apfel pulsierte jetzt wie ein sich anspannender Muskel.
    „Was geschieht mit mir?“, schrie Altaïr, vom Griff des Artefakts gelähmt.
    „Der Schüler kehrt also zurück“, sagte Al Mualim in ruhigem Ton. Er sprach mit der Gewissheit eines Siegers.
    „Ich war noch nie jemand, der davonläuft“, erwiderte Altaïr trotzig.
    Al Mualim lachte glucksend. Das alles schien ihn ungerührt zu lassen. „Du warst auch noch nie jemand, der auf andere hört.“
    „Und deshalb bin ich noch am Leben.“ Altaïr wand sich in seinen unsichtbaren Fesseln. Daraufhin pulsierte der Apfel heftiger, und das Licht schien sich um Altaïr zu verdichten und seinen Griff um ihn zu verstärken.
    „Was soll ich nur mit dir machen?“ Al Mualim lächelte.
    „Lasst mich los“, knurrte Altaïr. Er trug zwar keine Wurfmesser bei sich, aber der Bande des Apfels ledig, könnte er den alten Mann mit ein paar Sprüngen erreichen. Darin hatte er in letzter Zeit reichlich Übung gehabt. Al Mualim würden noch ein paar letzte Augenblicke bleiben, in denen er Altaïrs Kletterkünste bewundern konnte, bevor er ihm seine Klinge in den Bauch stieß.
    „Ach, Altaïr, ich höre den Hass in deiner Stimme“, sagte Al Mualim. „Ich spüre seine Hitze. Dich loslassen? Das wäre unklug.“
    „Warum tut Ihr das?“, fragte Altaïr.
    Al Mualim schien zu überlegen. „Einst habe ich geglaubt. Wusstest du das? Ich dachte, es gäbe einen Gott. Einen Gott, der auf uns achtgibt und uns liebt. Der Propheten schickt, die uns führen und trösten sollen. Der Wunder wirkt, um uns an seine Macht zu erinnern.“
    „Was hat Euch den Glauben genommen?“
    „Ich fand Beweise  … “
    „Beweise wofür?“
    „Dass alles eine Illusion ist.“
    Und mit einem Wink seiner Hand befreite er Altaïr aus dem lähmenden Licht. Altaïr erwartete zu fallen, doch dann stellte er fest, dass er gar nicht in die Höhe gehoben worden war. Verwirrt blickte er sich um. Er spürte eine neuerliche Veränderung der Atmosphäre, einen wachsenden Druck, der sich auf seine Trommelfelle legte, wie kurz vor einem Sturm. Oben auf dem Balkon der Bibliothek hob Al Mualim den Apfel über seinen Kopf und intonierte Worte.
    „Kommt. Vernichtet den Verräter. Schickt ihn von dieser Welt.“
    Plötzlich erschienen Gestalten rings um Altaïr, knurrend und mit gefletschten Zähnen, zum Kampf bereit. Gestalten, die ihm vertraut waren, die er aber im ersten Augenblick nicht einzuordnen wusste. Dann erkannte er, dass es sich um die neun Zielpersonen handelte, seine neun Opfer, die aus dem Leben nach dem Tod in dieses zurückgekehrt waren.
    Er sah Garnier von Nablus, der seine blutbefleckte Schürze und in der Hand ein Schwert trug und Altaïr mit mitleidigem Blick anschaute. Er sah Tamir, der seinen Dolch in der Hand hielt und dessen Augen böse funkelten. Talal, den Bogen über der Schulter, das Schwert in der Faust. Wilhelm von Montferrat, der verschlagen grinste, seine Waffe zog, sich darauf stützte und auf den Moment zum Angriff wartete. Auch Abu’l Nuquod und Majd Addin waren da, genau wie Jubair, Sibrand und schließlich Robert de Sable.
    All seine Zielpersonen, die Altaïr von dieser Welt geschickt und die Al Mualim zurückbeschworen hatte, auf dass sie Rache nehmen konnten.
    Und sie griffen an.
    Majd Addin erledigte Altaïr mit Vergnügen als Ersten und zum zweiten Mal. Abu’l Nuquod war in seiner wiederbelebten Gestalt genauso fett und komisch wie ursprünglich. Auf die Spitze von Altaïrs Schwert gespießt sank er auf die Knie, aber anstatt am Boden liegenzubleiben, verschwand er und hinterließ nur aufgerührte Luft, sich kräuselnde Leere. Talal, Montferrat, Sibrand

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