Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
auch.“
„Mach dich auf einiges gefasst, mein Freund“, sagte Altaïr. „Al Mualim hat uns hintergangen.“ Er hatte erwartet, dass Malik ihm nicht glauben, dass er wütend reagieren würde. Schließlich hatte Malik in jeder Hinsicht auf Al Mualim vertraut und ihn verehrt. Aber jetzt nickte er nur traurig.
„Ja. Und auch seine Templer-Verbündeten hat er verraten“, sagte Malik.
„Woher weißt du das?“
„Nach unserem Gespräch kehrte ich in die Ruinen unter dem Tempel des Salomon zurück. Robert hatte schriftliche Aufzeichnungen geführt, die voller Enthüllungen waren. Was ich dort las, brach mir das Herz. Aber es öffnete mir auch die Augen. Du hattest recht, Altaïr. Der Meister hat uns nur benutzt. Wir sollten das Heilige Land nicht retten, sondern ihm ausliefern. Er muss aufgehalten werden.“
„Sei vorsichtig, Malik“, warnte Altaïr. „Was er mit den anderen getan hat, wird er auch mit uns versuchen, sobald sich ihm die Gelegenheit dazu bietet. Du musst dich von ihm fernhalten.“
„Was soll das heißen? Ich habe immer noch einen kräftigen Waffenarm, und meine Männer sind mir treu ergeben. Es wäre ein Fehler von dir, auf unsere Unterstützung zu verzichten.“
„Dann lenkt diese Gebannten ab. Greift die Festung von hinten an. Wenn es euch gelingt, ihr Augenmerk von mir abzuziehen, komme ich vielleicht an Al Mualim heran.“
„Dein Wunsch ist uns Befehl.“
„Die Männer, mit denen wir es hier zu tun haben, sind nicht Herr ihres Geistes. Wenn ihr es vermeiden könnt, sie zu töten … “
„Ja. Auch wenn Al Mualim gegen die Grundsätze des Kodex verstoßen hat, bedeutet das nicht, dass wir es auch tun müssen. Ich werde mein Bestes versuchen.“
„Mehr kann ich nicht verlangen“, sagte Altaïr.
Malik wandte sich zum Gehen.
„Schutz und Friede, mein Freund“, gab Altaïr ihm mit.
Malik lächelte schief. „Dank deines Hierseins wird uns beides gewährt sein.“
Altaïr lief durch das Torvorwerk auf den Haupthof, und jetzt sah er, warum auf dem Marktplatz keine Dörfler gewesen waren. Sie waren alle hier, drängten sich auf dem Hof, füllten ihn aus. Es war bestimmt das ganze Dorf. Die Menschen schlurften ziellos umher, als könnten sie kaum den Kopf heben. Altaïr sah, wie ein Mann und eine Frau zusammenstießen, die Frau fiel hin und landete schwer auf ihrem Gesäß. Doch beide nahmen den Zwischenfall gar nicht zur Kenntnis, sie wirkten weder überrascht noch zeigten sie Schmerz, sie entschuldigten sich nicht, und ebenso wenig fluchten sie aufeinander. Der Mann schwankte ein wenig, dann trollte er sich. Die Frau blieb sitzen, und keiner der anderen schenkte ihr Beachtung.
Vorsichtig bewegte sich Altaïr durch die Menge und auf den Turm zu. Die Stille war unheimlich. Es war nichts zu hören außer dem Geräusch schleifender Schritte und einem gelegentlichen Murmeln hier oder da.
„Der Wille des Meisters muss befolgt werden.“
„O Al Mualim, führe uns. Befiehl uns.“
„Die Welt wird geläutert. Wir werden von vorn anfangen.“
Die Neue Ordnung, dachte Altaïr. Diktiert von den Tempelrittern, ja, vor allem aber von einem: Al Mualim.
Er erreichte die Eingangshalle des Turmes, aber es standen keine Wachen bereit, die ihn in Empfang nahmen. Es lag nur dieselbe erstickende Leere in der Luft, als hinge ein unsichtbarer Nebel über dem ganzen Bau. Er sah, dass hinter dem Ratssaal das schmiedeeiserne Tor zum Hof und zu den Gärten offen stand. Licht wirbelte nahe dem Tor wie Rauchfahnen in der Luft, als wollte es ihn anlocken, aber er zögerte. Ihm war klar, dass er Al Mualim in die Hände spielte, wenn er dieser Aufforderung folgte. Aber wenn der Meister seinen Tod gewollt hätte, wäre er dann nicht längst tot? Er zog sein Schwert und stieg die Stufen hinauf. Ihm fiel auf, dass er Al Mualim automatisch als den Meister bezeichnet hatte, obgleich er doch nicht mehr Altaïrs Meister war. Diesen Status hatte er in dem Moment eingebüßt, als Altaïr entdeckt hatte, dass Al Mualim ein Templer war. Er war jetzt der Feind.
Altaïr blieb am Tor zum Garten stehen und atmete tief ein. Er hatte keine Ahnung, was auf der anderen Seite lag, aber es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
33
Es war dunkel im Garten. Altaïr konnte das leise Plätschern eines Bachs und das beruhigende Rauschen eines Wasserfalls hören, doch abgesehen davon war alles ruhig. Er erreichte eine marmorne Terrasse, spürte den glatten Boden unter seinen Stiefelsohlen, schaute sich um und spähte aus
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