Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
länger warten. Eure antiquierten Weltanschauungen, Eure Regeln und Hierarchien – all das muss verschwinden!“
Beide Männer wurden allmählich müde, doch keuchend griffen sie einander immer wieder an.
„Euer neues Regime wird Tyrannei und Elend über alle bringen“, erwiderte Ezio.
„Ich weiß, was für das italienische Volk am besten ist – und das ist ganz gewiss kein Haufen alter Männer, die ihre Kraft damit vergeudet haben, sich vor Jahren an die Spitze zu kämpfen.“
„Eure Fehler sind schlimmer als deren.“
„Ich mache keine Fehler. Ich bin der Erleuchtete!“
„Erleuchtung erlangt man durch Jahre der Überlegung, nicht durch blinde Überzeugung.“
„Ezio Auditore, Eure Zeit ist gekommen!“
Cesare schlug mit dem Schwert zu, ein unerwarteter und feiger Streich, aber Ezio war schnell genug, um ihn zu parieren. Er setzte sich durch und erwischte Cesare überraschend, packte dessen Handgelenk, wand ihm das Schwert aus der Faust und ließ es auf den steinernen Boden scheppern.
Sie standen an der Brustwehr. Tief unter ihnen begannen navarresische Soldaten zu feiern. Geplündert wurde jedoch nicht, schließlich hatten sie lediglich ihre eigene Stadt zurückerobert.
Cesare griff nach seinem Dolch, aber Ezio stieß mit seinem Schwert nach der Hand seines Gegners und schnitt ihm die Sehnen durch, woraufhin sie schlaff und nutzlos herunterhing. Cesare taumelte zurück, das Gesicht von Schmerz und Wut verzerrt.
„Der Thron war mein!“, schrie er wie ein Kind, das ein Spielzeug verloren hat.
„Etwas zu wollen, gibt einem nicht das Recht, es zu besitzen.“
„Was wisst Ihr denn schon? Habt Ihr jemals etwas so sehr gewollt?“
„Ein wahrer Anführer befähigt das Volk, das er regiert.“
„Ich kann die Menschheit immer noch in eine neue Welt führen.“
Ezio sah, dass Cesare nur eine Handbreit vom Rand der Brüstung entfernt stand, und hob sein Schwert: „Möge Euer Name ausgelöscht werden. Requiescat in pace.“
„Ihr könnt mich nicht töten! Kein Mensch vermag, mich zu ermorden!“
„Dann überlasse ich Euch der Hand des Schicksals“, erwiderte Ezio.
Er ließ das Schwert fallen, packte Cesare Borgia und warf ihn mit einer einzigen kraftvollen Bewegung von den Zinnen. Hundert Fuß tiefer stürzte Cesare aufs Pflaster, aber Ezio schaute nicht hinunter – die Bürde seines langen Kampfes gegen die Borgia war ihm vom Herzen genommen.
66
Wieder war ein Johannistag gekommen – diesmal Ezios achtundvierzigster Geburtstag. Ezio, Machiavelli und Leonardo hatten sich im renovierten Hauptquartier auf der Tiberinsel versammelt, das jetzt ein stolzes Gebäude war, das jeder sehen durfte.
„Das ist aber eine sehr kleine Geburtstagsfeier“, meinte Leonardo. „Wenn Ihr mich etwas für Euch arrangieren ließet, ein richtiges Fest …“
„Hebt Euch das für in zwei Jahren auf“, lächelte Ezio. „Wir haben Euch aus einem anderen Grund eingeladen.“
„Und der wäre?“, fragte Leonardo neugierig.
Machiavelli, dessen Schulter etwas schief, aber ganz verheilt war, sagte: „Leo, wir möchten Euch ein Angebot machen.“
„Ein Angebot?“
„Wir möchten, dass Ihr Euch uns anschließt“, erklärte Ezio feierlich. „Dass Ihr ein Mitglied der Bruderschaft der Assassinen werdet.“
Leonardo lächelte ernst. „Dann waren meine Bomben also ein Erfolg.“ Er schwieg kurz, dann sagte er: „Meine Herren, ich danke Euch, und Ihr wisst, dass ich Eure Ziele respektiere und sie mein Leben lang unterstützen werde. Niemals werde ich die Geheimnisse der Assassinen irgendjemandem offenbaren.“ Er hielt inne. „Aber mein Weg ist ein anderer, und es ist ein einsamer. Vergebt mir also!“
„Eure Unterstützung ist beinah ebenso wertvoll wie Eure Mitgliedschaft. Aber können wir Euch denn gar nicht überreden, alter Freund?“
„Nein, Ezio. Außerdem gehe ich fort.“
„Fort? Wohin denn?“
„Ich werde nach Mailand zurückkehren, und dann gehe ich nach Amboise.“
„Nach Frankreich?“
„Man sagt, es sei ein prächtiges Land, und dort will ich den Rest meiner Tage verbringen.“
Ezio breitete die Hände aus. „Dann müssen wir Euch ziehen lassen, alter Freund.“ Er sah Leonardo in die Augen. „So trennen sich nun unser aller Wege.“
„Warum das?“, fragte Leonardo.
„Ich kehre nach Florenz zurück“, verriet Machiavelli. „Meine Arbeit dort ist noch längst nicht getan.“ Er zwinkerte Ezio zu. „Außerdem muss ich auch noch dieses Buch schreiben.“
„Wie
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