Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Ezio, und der Drang nach oben, fort von den Flammen, die den Fuß des Turmes erfassten, wurde ungeheuer stark. Ringsum sah Ezio, wie Männer ihre Kameraden beiseitestießen, um selbst zu überleben, und etliche Soldaten stürzten schreiend in die Flammen hinab.
Ezio wusste, dass er die Spitze des Turmes erreichen musste, bevor das Feuer ihn einholte. Dort angelangt wagte er einen gewaltigen Sprung zu den Zinnen hinüber, just in dem Moment, als der brennende Turm hinter ihm zusammenbrach und in der Tiefe ein mörderisches Chaos auslöste.
Auf den Wehrgängen wurde wild gekämpft, aber es waren bereits Hunderte von navarresischen Soldaten in die Stadt hinuntergelangt, und nun bliesen die spanischen Trompeten zum Rückzug in die Zitadelle im Zentrum von Viana. Die Stadt schien so gut wie zurückerobert.
Cesare würde triumphieren, und sein vermögender Schwager würde ihn zweifellos reich belohnen. Doch das wollte Ezio nicht zulassen.
Er rannte auf der hohen Mauer entlang, duckte sich immer wieder und wich den kämpfenden Soldaten aus, während die Navarresen die Spanier, die dem Aufruf zum Rückzug nicht hatten folgen können, niedermachten. Ezio erspähte Cesare, der sich durch die feindlichen Truppen hindurchschlug wie ein Kind, das mit einem Stock hohes Gras kappt. Cesare brannte darauf, die Zitadelle wieder einzunehmen, und als er sich der Männer, die ihn aufhalten wollten, entledigt hatte, rannte er eine Treppe an der Innenmauer hinunter und durch die Stadt. Ezio war nur Sekunden hinter ihm.
Vor ihnen stand das Tor der Zitadelle bereits offen. Die Spanier hatte aller Kampfesmut verlassen, und der Graf von Lerin war zur Kapitulation bereit. Doch Cesare kannte keine Gnade.
„Tötet sie! Tötet sie alle!“, rief er seinen Soldaten zu. In geradezu übermenschlicher Geschwindigkeit rannte er in die Zitadelle hinein und darin eine steinerne Treppe empor, und wieder mähte er jeden nieder, der ihm in den Weg kam.
Ezio hielt Schritt mit ihm, bis sie die obersten Wehrgänge der Zitadelle erreicht hatten, wo nur Cesare stand und den Flaggenmast umschlug, an dem die spanische Fahne hing. Als er sich umdrehte, gab es nur einen Weg zurück, und den verwehrte ihm Ezio.
„Ihr könnt nirgendwohin entkommen, Cesare“, sagte er. „Es ist Zeit, Eure Schuld zu begleichen.“
„Dann kommt her, Ezio!“, knurrte Cesare. „Ihr habt meine Familie zu Fall gebracht. Nun zeigt, wie Ihr Eure Schuld begleicht.“
Ihre Ungeduld war so groß, dass sie augenblicklich aufeinander losgingen, Mann gegen Mann, nur mit bloßen Fäusten.
Cesare führte den ersten Schlag, seine rechte Faust schoss auf Ezios Kopf zu. Ezio duckte sich darunter weg, einen Sekundenbruchteil zu spät jedoch, sodass Cesares Knöchel seine Schläfe streiften. Ezio wankte, was Cesare einen Triumphschrei entlockte: „Ganz gleich, was Ihr versucht, ich werde alles erobern, aber erst werde ich Euch umbringen und alle, die Euch etwas bedeuten. Was mich angeht, ich kann nicht sterben. Fortuna wird mich nicht im Stich lassen!“
„Eure Stunde hat geschlagen, Cesare“, erwiderte Ezio. Er fing sich wieder, trat zurück und zog sein Schwert.
Daraufhin zückte auch Cesare seine Klinge, und die beiden Männer begannen ernsthaft zu kämpfen. Ezio schlug mit seiner Waffe blitzartig nach dem Kopf seines Gegners, die Klinge fuhr in einem tödlichen flachen Bogen durch die Luft. Die Schnelligkeit der Attacke erschreckte Cesare, aber es gelang ihm, das eigene Schwert zu einer plumpen Parade zu heben. Sein Arm erzitterte unter dem Aufprall. Ezios Schwert federte zurück, und nun ging Cesare zum Angriff über, kaum dass er Balance und Fokus wiedergefunden hatte. Die Männer umkreisten einander auf dem Wehrgang, immer wieder zuckten die Spitzen ihrer Schwerter nach dem jeweils anderen. Ezio machte einen raschen Ausfallschritt nach vorn, ließ Cesares Klinge rechts vorbeigehen, dann drehte er sein Handgelenk und zielte mit der Spitze seiner Klinge nach Cesares ungeschützter linker Seite. Doch Cesare erwies sich als zu schnell, er schlug Ezios Schwert beiseite. Dann nutzte er die Lücke, um mit seiner Klinge nach Ezio zu stoßen, der sein Handgelenk hochriss und den Hieb mit dem Armschutz abwehrte. Beide Männer traten zurück, wieder ganz auf der Hut. Cesares Geschick mit dem Schwert war von der Neuen Krankheit offensichtlich nicht beeinträchtigt worden.
„Pah, alter Mann. Eure Generation ist erledigt“, tönte er. „Jetzt bin ich an der Reihe, und ich werde nicht
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