Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
jener aus der Vision, die ihm der Apfel gezeigt hatte, mit massiven Mauern und einer gut befestigten Zitadelle in der Mitte. Es gab nur einen Unterschied.
Noch bevor er die Grenze nach Navarra überquerte, erkannte Ezio mit geübtem Blick, dass die Stadt belagert wurde. Als er in ein Dorf kam, schüttelten die meisten der Einheimischen nur stumm die Köpfe, als er sie danach fragte; erst als er den Priester aufsuchte, mit dem er sich auf Lateinisch unterhalten konnte, erfuhr er die ganze Geschichte.
„Ihr wisst vielleicht, dass unser König und unsere Königin es auf Navarra abgesehen haben. Es ist ein reiches Land, und sie möchten es Spanien einverleiben.“
„Das heißt, sie wollen Viana einnehmen?“
„Das haben sie bereits getan. Der Graf von Lerin besetzt Navarra in ihrem Namen.“
„Und die Belagerer?“
„Das sind navarresische Streitkräfte. Ich glaube, sie werden den Sieg davontragen.“
„Was macht Euch da so sicher?“
„Sie stehen unter dem Befehl des Schwagers des Königs von Navarra, und er ist ein erfahrener General.“
Ezios Herz schlug schneller, trotzdem wollte er seine Ahnung bestätigt hören: „Wie lautet sein Name?“
„Er ist offenbar sehr bekannt. Der Herzog von Valence, Cesare Borgia. Es heißt, er habe einst sogar die persönliche Armee des Papstes kommandiert. Doch die spanischen Truppen sind tapfer. Sie sind gegen den Feind gezogen, und es kam auf den Feldern vor der Stadt zu blutigen Schlachten. Ich würde an Eurer Stelle nicht weiter in die Richtung reiten, mein Sohn. Dort erwarten Euch nur Verheerung und Blut.“
Ezio dankte dem Mann und trieb sein Pferd voran.
* * *
Als er den Ort erreichte, fand direkt vor ihm und von Nebel umwogt eine offene Feldschlacht statt. Cesare Borgia steckte mittendrin und hackte jeden Gegner nieder, der ihn angriff. Plötzlich musste sich Ezio selbst eines anderen Reiters erwehren – eines Navarresen, dessen Wappen einen roten Schild mit gekreuzten gelben Ketten zeigte. Ezio hieb mit seinem Schwert nach dem Mann, doch dieser duckte sich, sodass die Klinge fehlging und Ezio durch den Schwung fast vom Pferd fiel. Er fing sich gerade noch, wendete und hielt wieder auf den Mann zu. Der Reiter holte mit dem Schwertarm aus, um nach Ezios ungeschützter Flanke zu schlagen, aber der stieß blitzschnell mit dem Schwert nach seinem Widersacher. Die Spitze schnitt dem Mann über die Brust, er zuckte vor Schmerz zurück und ermöglichte Ezio einen gewaltigen Hieb von oben nach unten, der seinem Feind die Schulter bis zur Brust hinunter spaltete. Er stürzte ohne einen Schrei zu Boden, wo spanische Infanteristen ihm den Rest gaben.
Cesare kämpfte zu Fuß, und Ezio befand, dass es einfacher sein würde, unbemerkt an ihn heranzukommen, wenn er es ebenfalls zu Fuß versuchte. Deshalb stieg er vom Pferd und rannte durch das Getümmel auf den Borgia zu.
Endlich stand er seinem Todfeind von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Cesares Gesicht war mit Blut und Dreck verschmiert und von Erschöpfung gezeichnet, doch als er Ezio sah, trat neue Entschlossenheit in seine Miene.
„Assassine! Wie habt Ihr mich gefunden?“
„Mein Verlangen, Mario Auditore zu rächen, hat mich zu Euch geführt.“
Sie hieben mit ihren Schwertern aufeinander ein, bis es Ezio gelang, Cesare die Waffe aus der Hand zu schlagen. Dann schob er seine eigene in die Scheide, warf sich auf den Borgia und legte ihm die Hände um den Hals. Doch Cesare hatte von Micheletto das eine oder andere über die Kunst des Erdrosselns gelernt, und es gelang ihm, sich zu befreien, indem er Ezios Arme beiseitestieß. Ezio löste die verborgene Klinge aus, aber Cesare fing den Stoß ab und verteidigte sich einmal mehr mit Erfolg, während die Schlacht um sie herum weitertobte.
Genau in diesem Moment bliesen die spanischen Trompeten zum Rückzug. Triumphierend rief Cesare einer Handvoll navarresischer Soldaten zu: „Tötet ihn! Tötet den Assassinen! Reißt den maldito bastardo in Stücke!“ Der Nebel verdichtete sich, und Cesare schien damit zu verschmelzen, während sich der Kreis der Soldaten um Ezio schloss und immer enger zog. Er setzte sich lange und wacker zur Wehr, bis ihn die Erschöpfung übermannte, dann fiel er zu Boden, fast unbeachtet, derweil der Kampf und der Nebel sich um ihn her drehten und die Soldaten ihn für tot hielten und liegen ließen.
* * *
Als Ezio einige Zeit später zu sich kam, lag er mitten auf dem Schlachtfeld, den Blick nach oben gewandt. Er musste einen Toten
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