Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
sah, dass er das Schlachtfeld passiert hatte und jetzt nördlich daran entlangging. Er fragte sich, was aus den spanischen Soldaten geworden war, denn es gab keinerlei Anzeichen einer erfolgreichen Zangenbewegung, und der Sieg schien an die Navarresen zu gehen.
Ein verwüstetes Dorf lag auf seinem Weg. Er umging es, weil er hinter ein paar verkohlten und eingestürzten Mauern spanische Schützen entdeckte, die mit langläufigen Radschlosswaffen auf navarresische Soldaten schossen, die zu dicht an den Rand des Schlachtfelds gerieten.
Er traf auf einen Soldaten, dessen Kleidung so blutgetränkt war, dass er nicht sagen konnte, zu welcher Seite der Mann gehörte, der da mit dem Rücken an einen Olivenbaum gelehnt saß und die Arme vor Pein um sich geschlungen hatte. Sein Gewehr lag vor ihm auf dem Boden.
Ezio erreichte die Ausläufer der Stadt, und zwischen den Siedlungen, die sich unter ihre Bastionen duckten, machte er endlich den Mann vor sich aus, hinter dem er her war. Bei Cesare befand sich ein navarresischer Feldwebel, mit dem er offensichtlich darüber sprach, wie die gewaltigen Mauern von Viana am besten zu überwinden wären.
Die Spanier, die Viana eingenommen hatten, waren selbstsicher genug, um einige ihrer Mitläufer in den Häusern dort draußen wohnen zu lassen, aber offenbar waren sie nicht stark genug, um sie jetzt zu schützen.
Plötzlich kam eine Frau aus einer der Hütten auf Cesare und seinen Begleiter zugerannt und stellte sich ihnen schreiend in den Weg.
„Ayúdenme!“, jammerte sie. „Helft mir! Mein Sohn! Mein Sohn ist verletzt!“
Der Feldwebel trat zu der Frau, packte sie an den Haaren und zerrte sie aus Cesares Weg.
„Ayúdenme!“, schrie sie.
„Bringt sie zum Schweigen, ja?“, sagte Cesare, während er sie kalt musterte.
Der Feldwebel zog seinen Dolch und schnitt der Frau die Kehle durch.
65
Während Ezio Cesare beschattete, wurde er Zeuge weiterer Brutalitäten seitens der navarresischen Truppen gegenüber den spanischen Eindringlingen.
Er sah, wie eine junge Frau von einem Soldaten aus Navarra grob misshandelt wurde.
„Lasst mich in Ruhe!“, schrie sie.
„Sei ein braves Mädchen“, fuhr der Soldat sie an. „Ich werde dir nicht wehtun! Im Gegenteil, vielleicht wirst du sogar deinen Spaß daran haben, du spanische Hure.“
Ein Stück weiter hielten zwei Soldaten einen Mann fest, seiner Kleidung nach zu urteilen ein Koch, und zwangen ihn, mit anzusehen, wie zwei andere sein Haus in Brand setzten.
Schlimmer noch trieben sie es mit einem anderen Mann – offenbar ein verwundeter spanischer Soldat, dem man die Beine amputiert hatte –, der von zwei navarresischen Gemeinen von seinem Karren heruntergetreten wurde. Lachend standen sie daneben, als der Verwundete verzweifelt versuchte, sich den Fußweg entlangzuschleppen.
„Lauf!“, sagte der eine. „Los, lauf doch!“
„Kannst du nicht schneller?“, fügte sein Kamerad hinzu.
* * *
Der Sieg war offenkundig an die Navarresen gegangen. Ezio sah, wie sie Belagerungstürme vor die Stadtmauern manövrierten. Navarresische Soldaten erklommen sie, und auf den Wehrgängen war bereits ein heftiger Kampf im Gange. Wenn Cesare hier irgendwo zu finden war, dann an der Spitze seiner Männer, denn er war ebenso wild und furchtlos, wie er grausam war.
Irgendwo hinter Ezio stimmte ein spanischer Priester eine verzweifelte Predigt an: „All dies habt ihr durch eure Sünden selbst über euch gebracht. So bestraft euch der Herr. Unser Gott ist ein gerechter Gott, und dies ist seine Gerechtigkeit. Lobet den Herrn! Gott, wir danken dir, dass du uns Demut gelehrt hast. Dass du uns gelehrt hast, unsere Strafe als das zu sehen, was sie ist, nämlich ein Aufruf zur Spiritualität. Der Herr gibt, und der Herr nimmt. So steht die Wahrheit geschrieben. Amen!“
Der einzige Weg in die Stadt hinein führt über einen dieser Belagerungstürme, dachte Ezio. Der ihm nächste war gerade gegen die Mauer geschoben worden, und Ezio schloss sich den Männern an, die ihn erstürmten, tauchte in ihrer Menge unter, obwohl das kaum nötig gewesen wäre, denn inmitten all des Gebrülls der aufgeputschten Belagerer, die endlich den Sieg witterten, wäre er gar nicht aufgefallen.
Doch die Verteidiger waren inzwischen bereit und schütteten eine Mischung aus heißem Pech und Öl, das sie Griechisches Feuer nannten, auf ihre Feinde hinab. Die Schreie der brennenden Männer brandeten hoch zu denen, die bereits auf dem Turm waren, darunter auch
Weitere Kostenlose Bücher