Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
ihm Passanten hinterhergeschickt hatten, waren noch zu hören. Und was die Wachen anging, die hatte er abgeschüttelt, dessen war er sich sicher.
Er hoffte nur, dass Signor Calfucci ihn nicht erkannt hatte. Cristina würde ihn nicht verraten, darauf konnte er sich verlassen. Außerdem fiel es ihr leicht, ihren Vater, der sie vergötterte, um den Finger zu wickeln. Und selbst wenn er dahinterkam, dachte Ezio – er war doch gar keine schlechte Partie. Sein Vater führte eine der größten Banken der Stadt, und eines Tages würde sie vielleicht sogar größer sein als die der Pazzi oder – wer wusste das schon? – die der Medici.
Durch Seitenstraßen ging er nach Hause. Der Erste, auf den er dort traf, war Federico, der ihn mit ernster Miene ansah und unheilvoll den Kopf schüttelte. „Du kannst dich auf was gefasst machen“, erklärte er. „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
2
Das Büro von Giovanni Auditore lag im ersten Stock. Zwei Doppelfenster, die auf einen breiten Balkon hinausgingen, boten Aussicht auf den Garten hinter dem Palazzo. Der Raum war mit dunklem, geschnitztem Eichenholz vertäfelt, das mit der reich verzierten Decke harmonierte. Zwei Schreibtische standen einander gegenüber; der größere gehörte Giovanni. An den Wänden reihten sich Bücherregale, die gefüllt waren mit Büchern und Pergamentrollen, von denen schwere rote Siegel hingen. Das Interieur zeugte von Wohlstand, Solidität und Vertrauen. Als Direktor des internationalen Bankhauses Auditore, das sich auf Darlehen an die Königreiche Germaniens spezialisiert hatte, war sich Giovanni Auditore des Gewichts und der Verantwortung seiner Position sehr wohl bewusst. Er hoffte, dass seine beiden älteren Söhne beizeiten zur Vernunft kommen und ihm helfen mochten, die Bürde zu tragen, die er von seinem Vater geerbt hatte; allerdings konnte er dafür noch keine Anzeichen erkennen. Dennoch …
Von seinem Schreibtischstuhl aus blickte er mit finsterer Miene quer durch den Raum auf seinen mittleren Sohn. Ezio stand neben dem anderen Schreibtisch, den Giovannis Sekretär verlassen hatte, um Vater und Sohn jene Ungestörtheit zu gewähren, die sie für ein, wie Ezio befürchtete, sehr unangenehmes Gespräch brauchen würden. Es war jetzt früher Nachmittag. Den ganzen Morgen über hatte er sich vor dem Moment gefürchtet, da sein Vater ihn zu sich bestellen würde, aber er hatte die Zeit auch genutzt, um ein paar Stunden zu schlafen und sich zurechtzumachen. Er vermutete, dass sein Vater ihm diese Gelegenheit einräumen wollte, bevor er ihn zusammenstauchte.
„Hältst du mich für blind und taub, mein Sohn?“, donnerte Giovanni. „Glaubst du, ich wüsste nicht längst von der Prügelei mit Vieri de’ Pazzi und seiner Bande gestern Nacht an der Brücke? Manchmal kommt es mir vor, als seist du um keinen Deut besser als er, Ezio. Und die Pazzis sind gefährliche Feinde.“ Ezio wollte etwas sagen, aber sein Vater hob warnend die Hand. „Jetzt rede ich, wenn du gestattest!“ Er holte Luft. „Und als sei das noch nicht schlimm genug, stellst du Cristina Calfucci nach, der Tochter eines der erfolgreichsten Kaufmänner in der ganzen Toskana, und, weil dir das ja immer noch nicht reicht, fällst du in ihrem eigenen Bett über sie her! Das ist ja wohl der Gipfel! Denkst du denn gar nicht an den Ruf unserer Familie?“ Er verstummte, und Ezio machte zu seiner Überraschung den Hauch eines Zwinkerns im Gesicht seines Vaters aus. „Dir ist doch klar, was all das bedeutet, oder?“, fuhr Giovanni fort. „Du weißt doch, an wen du mich erinnerst, nicht wahr?“
Ezio senkte den Kopf, aber dann staunte er, als sein Vater aufstand, zu ihm kam und ihm einen Arm um die Schultern legte, wobei er von einem Ohr bis zum anderen grinste.
„Du kleiner Teufel! Du erinnerst mich daran, wie ich in deinem Alter war!“ Doch Giovanni wurde sogleich wieder ernst. „Glaub allerdings nur nicht, ich würde dich nicht gnadenlos bestrafen, wenn ich dich hier nicht dringend bräuchte. Andernfalls, und schreib dir das hinter die Ohren, würde ich dich zu deinem Onkel Mario schicken und ihn bitten, dich für seine Söldner zu rekrutieren. Bei dieser Truppe kämest du zur Vernunft! Aber ich muss auf dich zählen können. Du scheinst selbst zwar nicht Verstand genug zu haben, um es zu erkennen, aber wir machen in unserer Stadt eine schwierige Zeit durch. Wie geht es deinem Kopf? Ich sehe, du hast den Verband abgenommen.“
„Schon viel besser,
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