Assungas Liebesnest
einen Tropfen von dem Zeug trinken.
Neben mir wurde Suko unruhig, und ich hörte auch sein leises Schnaufen.
»Was hast du?«
»Es liegt an dem Geruch.«
»Was meinst du damit?«
»Hier riecht es nach Fäulnis, nach altem Fleisch. Verdammt, John, da ist was.«
»Die Mädchen?«
»Glaube ich nicht.«
»Okay, laß uns trotzdem zur Bar gehen.«
Der Weg dahin war nicht weit. Wir mußten an einigen Tischen und Stühlen vorbei. Jeder Schritt brachte uns näher an das Grauen heran, aber daran dachten wir nicht.
Jetzt roch ich es auch.
Suko hatte sich nicht geirrt. Es war ein fauliger Gestank, der uns entgegenwehte. Das Zentrum lag in unserer Nähe, das spürte ich einfach überdeutlich.
Ich blieb stehen. Direkt neben mir war ein Stuhl etwas zur Seite gerückt worden, um Platz zwischen den anderen beiden zu schaffen. Der Blick auf den Boden brachte Klarheit.
Man hatte die Gestalt unter den Tisch gelegt, und nur ihre Füße ragten hervor. Sie trug keine Schuhe, deshalb fielen mir auch die dunklen Klumpen auf, in die sich die Füße verwandelt hatten. Dieser Gestank war unerträglich.
»Alles klar«, sagte mein Freund leise, der die verfaulte Gestalt ebenfalls gesehen hatte. Von nun an ließen wir uns auf dem Weg zur Bar nicht aufhalten.
Ich war sogar etwas erleichtert, weil die Tote nicht Jenny Blake gewesen war.
Es waren nur noch wenige Schritte bis zum Ziel. Nicht weit entfernt kreiste unter der sehr hoch liegenden Decke die Kugel. Auch die Musik war geblieben. So leise, daß sie nicht störte. Zumindest ich nahm sie kaum wahr.
An der Theke blieben wir stehen. Die Blonde hatte inzwischen die beiden Drinks fertig. Sie standen auf der Bar. In zwei kelchähnlichen Gläsern schimmerte eine dicke, rötliche Flüssigkeit, durch die sich Schlieren bewegten. Was dort in dem Glas alles zusammengemixt worden war, erkannten wir von außen nicht.
Die Blonde blickte uns an. Ihre Augen waren dunkel, vorn klaffte der Ausschnitt auseinander, so daß unsere Blicke auf die hellen Brüste fielen.
»Das geht auf Kosten des Hauses«, sagte sie.
»Was ist darin?« fragte Suko.
»Laßt euch überraschen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nicht unsere Art. Wir würden schon gern wissen, was wir trinken, um nicht k.o. am Boden zu liegen. Du verstehst sicherlich unsere Bedenken.«
Sie beugte sich noch weiter vor. Die blasse Haut hatte sie gut mit Rouge übertüncht. »Ich kann euch versprechen, daß nichts davon stimmt. Der Drink ist etwas Besonderes. Manche der Stammkunden sagen, daß er den Himmel öffnet.«
Ich lächelte jetzt. »Nicht etwa die Hölle?«
»Nein, es ist der Himmel.«
Ich glaubte ihr nicht, aber ich konnte mich nicht nur auf sie konzentrieren, denn hinter uns hatte sich etwas getan. Wir hörten die leisen Geräusche. Bewegungen, Schritte, vorsichtig aufgesetzt. Und eigentlich hätten wir die Person auch im Glasspiegel an der Bar sehen müssen, doch da zeichnete sich nichts ab. Für uns ein weiterer Beweis, mit wem wir es zu tun hatten.
Neben mir drehte sich Suko behutsam um. Zwei Sekunden später gab er seinen Kommentar. »Sie kommen, John. Sie sind verdammt leise, aber keine sitzt mehr.«
Das hatte ich mir gedacht. Es war einfach, einen Ring um uns zu bilden, und sicherlich waren sie schon gespannt darauf, uns das Blut bis zum letzten Tropfen aussaugen zu können.
Auch die Blonde wußte nun, was hinter unserem Rücken passierte. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich. Er sah plötzlich gespannter aus, und dann sahen wir auch die Zungenspitze zwischen ihren Lippen auftauchen. Die Augen erhielten einen besonderen Glanz, den man auch mit dem Abbild der Vorfreude beschreiben konnte.
»Wir sollen also trinken?« fragte ich.
»Ja.«
»Und was passiert danach?«
»Wird es wunderbar für euch.«
Ich drehte mich zu Suko hin und deutete ein leichtes Nicken an. Wir waren gut aufeinander eingespielt, und so wußte mein Freund jetzt Bescheid.
Zugleich mit mir griff auch er nach seinem Glas. Beim Sprechen bewegte er kaum die Lippen. »Sie sind dicht hinter uns.«
»Okay.« Ich führte mein Glas schon zum Mund. »Ich hole mir die Mixerin, kümmere du dich um die anderen.
»Klar.«
Wir taten, als würden wir trinken, und die Blonde war so gespannt, daß sie ihren Mund öffnete. Es machte ihr nichts aus, daß wir einen Blick auf ihre Zähne werfen konnten und jetzt auch die beiden Spitzen unterhalb der Oberlippe sahen.
Dann explodierten wir.
Ich kippte der Blonden das Zeug ins Gesicht, und Suko schleuderte
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