Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
wurden, die auch die Höhle erleuchtete und in der Stimme des verräterischen Häuptlings mitschwang. Breitbart wusste die magischen Steine gut zu nutzen. Sie konnten weder ihre Arme noch ihre Beine bewegen und standen wie festgeschmiedet da. Auch der Gierling starrte verwundert auf seine schuppigen Tatzen, die sich nicht vom Boden lösen wollten, so sehr er sich auch abmühte. Er verlagerte das Gewicht, erst nach links, dann nach rechts. Nichts geschah. Er bemühte sich noch etwas mehr. Und fiel schließlich um.
Breitbart lachte wieder. »Ich sehe es in euren Augen. Ihr wollt mir den Garaus machen, wollt eure alten Äxte gegen mich erheben und mich in meine Grenzen verweisen! Doch die magischen Steine sind stärker als ihr! Narren! Nur, wer das Zeichen des Neuen Stahls trägt, vermag in dieser Höhle frei zu wandeln!«
Breitbart wies auf seine Brust, schloss für einen Moment die Augen und konzentrierte sich, und sein Stammeszeichen, das gerade noch das des Feuers gewesen war, verwandelte sich plötzlich in den gespaltenen Amboss.
»Pyrit. Eisenkies. Der einzige Stein, der Schutz vor Magie verheißt. Doch davon wisst ihr nichts, ihr törichten Bartnarren. Feizstein kannte die Geheimnisse der Magie, und er hat sie mich gelehrt, als er mein Diener wurde. Er, den ihr für den Meister hieltet, war nicht mehr als sein Schatten!« Das dröhnende Gelächter Krass Breitbarts brachte ihre Schädelwände zum Erbeben.
»Oh, ich verachte euch, die ihr nicht einmal wisst, dass ihr ein Kinn habt!« Und mit diesen Worten riss sich der Meister des Neuen Stahls den falschen Bart ab und schleuderte ihn angewidert von sich. Sein blankes Kinn war ein fürchterlicher Anblick, der den Zwergen das Erz in den Knochen erstarren ließ.
Als Erster fand Hrudgroll Schleuderstein seine Stimme wieder. »Und wo habt ihr die Frauen versteckt?«
Obwohl die anderen den Kopf nicht bewegen konnten, richteten sich alle Augen so gut wie möglich auf ihn.
»Ha! Mir könnt ihr nichts vormachen, Breitbart!«, fuhr Schleuderstein fort. »Neuer Stahl, pah! So ein Unsinn! Es geht um Frauen und um nichts anderes!«
Ein Blitz fuhr aus den Fingern des Häuptlings in die Brust des vorlauten Zwergs und warf ihn mit aller Wucht nach hinten. Seine Beine aber blieben mit dem Boden verschmolzen, und im Sturz brachen sie mit einem leisen Knacken. Zu diesem Zeitpunkt war Hrudgroll Schleuderstein aber bereits tot.
»Selbst in der Hohen Höhle wird er noch nach nichts anderem als Frauen fragen.« Breitbarts Blick löste sich von dem Toten, und er sah langsam von einem Zwerg zum anderen. Die Zwerge hielten die Luft an. »Ich spüre eure Furcht. Ihr fragt euch, wie ich es wagen kann, Hand gegen den Schicksalszwerg zu erheben! Ihr aber seid nichts, und der Schicksalszwerg ist nicht mehr als ein Zeichen, das der Verwalter verzweifelt in den Lauf eines Flusses schrieb! Der Schicksalszwerg und euer Imperium, all das ist Vergangenheit! Ihr und alles, woran ihr glaubt! Und dies ist die Stunde des Schicksals, in der wir euch zerschmettern werden! Der Neue Stahl wird herrschen und mit ihm seine mächtigsten Verbündeten!«
Mit einem bösen Lächeln, das sich furchterregend auf seinem bartlosen Gesicht ausbreitete, griff Breitbart nach seiner ledernen Augenklappe und schob sie betont langsam nach oben. Darunter kam ein schwarz schimmernder blanker Stein zum Vorschein, der in der Höhlung seines Auges und im Widerschein des magischen Lichts unwirklich leuchtete.
Und da bemerkten die Zwerge, dass der Stein sich bewegte… Er schien sich langsam in Breitbarts Augenhöhle zu drehen. Plötzlich blieb er stehen, und dann schob sich unter dem Augenlid des Zwergs etwas Dünnes, Schwarzes hervor. Haarig, drahtig, beinahe wie ein schmaler Finger. Gefolgt von einem weiteren, dem gleich noch ein dritter folgte, die sich nun alle gegen die Stirn des Häuptlings stemmten. Auch aus dem unteren Teil des Auges schälten sich haarige Finger hervor. Einer, dann noch einer, ein dritter und schließlich ein letzter.
Und der Schicksalszwerg begriff. Das war sie, das war ihr Versteck! Die Immerschwarze, die Verderberin ihres Volkes, die sich Hunderte von Jahren vor ihnen verborgen hatte!
Die Splitterspinne kroch aus der Augenhöhle des Häuptlings. Mit einem leisen Rascheln löste sich ihr Körper von seinem Kopf. Dann entfaltete sie ihre Beine vollends und huschte über seine Schulter auf seine ausgestreckte Hand.
Darum hatte sie so schnell verschwinden können, damals in den Schmiedehöhlen
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