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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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Zwerg hätte die heiligen Zeichen zu benennen vermocht? Nicht einer. Dafür musste man auserwählt sein. Einzig der Große Verwalter, der Bessere unter den Guten, die Häuptlinge der Clans und ihre Vertrauten vermochten das. Die Namen der Zeichen waren ein Geheimnis, ihre Deutung eine Kunst und sie zu benutzen nur den wenigsten vorbehalten. In Verbindung mit den Felsläufern wurden die Zeichen zu einem machtvollen Werkzeug, mit dessen Hilfe sich die Häuptlinge mit ihren Beratern, die Clans untereinander und der Verwalter mit seinen Vertrauten verständigten. Mit diesen Zeichen warnten sie einander vor Trollen, Fledermäusen, schlechtem Bier und anderen Dingen. Und das Wissen um die Zeichen war auf diesen engen Kreis von Zwergen beschränkt. Außer ihnen und den Häuptlingen der beiden entzwergten Stämme kannte niemand sonst ihre Bedeutung. Darum schauderte es den unbequem Sitzenden unter wachsam Stehenden, als er feststellte, dass diese vermummten zwergenartigen Geschöpfe, die sich gegen das Wohl des Ehernen Volkes verschworen hatten, um seine innersten Geheimnisse zu wissen schienen.
    Sie führten Kriegswaffen und vermochten die Zeichen zu lesen. Doch die wichtigste Frage im Angesicht des schwelenden Verderbens war: Wer hatte ihnen diese Geheimnisse offenbart?
    Es musste ein Zwerg aus dem innersten Kreis der Macht gewesen sein. Und wenn dem so war, dann musste man dort suchen, um zum Kern dieser Verschwörung zu gelangen! Im innersten Kreis war die Lösung zu finden, so gewiss wie zehn Kiesel ein Stein und zehn Stein ein Brocken waren.
    Wenn der Rechtmäßige unter den Anmaßenden sich selbst einmal ausnahm (er war sich einigermaßen sicher, dass er sich erinnern würde, wenn er die gesamte Zwergenheit verraten hätte), blieb damit eine überschaubare Anzahl von Zwergen übrig.
    Hätte der Große Verwalter Verrat an seinem Volk verübt, hätte das Ganze Reform geheißen und wäre weniger heimlich vonstatten gegangen, womit die Zahl der Verdächtigen noch etwas zusammenschrumpfte.
    Um unbemerkt vermummte Anhänger um sich zu scharen, bedurfte es schon einer gewissen Macht. Damit fielen die Berater weg. Sie waren schließlich kaum mehr als sein Gedächtnis. Es blieben also nur noch die Häuptlinge – vier ehrbare und zwei geächtete. Die Geächteten waren mitsamt ihrer Stämme ihrer Städte verwiesen und verbannt worden. Sie waren Entzwergte, die ihr Dasein jenseits der Inneren Höhlen und der alten Stammesstädte führten. Doch wenn einer von ihnen nun zurückgekehrt war? Nicht, um wieder Aufnahme in der alten Ordnung zu finden, sondern um eine neue zu begründen?
    Oder wenn nun einer der ehrbaren Häuptlinge…
    Undenkbar. Unmöglich.
    Doch noch während er diese Worte dachte, wusste der Vermutende unter den Nichteinmaletwasahnenden um ihre Nichtigkeit… Wenn die Immerschwarze wiederkehrte und der Zwerg mit dem goldenen Gebiss aus seinem Ei schlüpfte, dann war nichts mehr undenkbar oder unmöglich.
    Doch dank seiner Geistesgegenwart würden die Verschwörer nicht länger unerkannt bleiben. In seiner gefesselten Linken spürte er zwischen seinen verkrampften, schwitzigen Fingern das dünne, drahtige Barthaar ihres Anführers. Heimlich und unbemerkt hatte er es ihm ausgerissen und damit den Grundstein für das Scheitern seines Verrates gelegt. Sie brauchten nicht mehr als ein Haar, um herauszufinden, wer er war!
    Ein Haar und die Herren der ersten verborgene Höhle * . Nicht einmal die Häuptlinge wussten von ihnen… Nur der Große Verwalter und er kannten das Geheimnis der verborgenen Höhlen.
    In diesem Moment wurden seine Gedanken unterbrochen. Hände rissen ihn empor, und er wurde über eine kräftige Zwergenschulter geworfen. Dabei verrutschte der Sack über seinem Kopf, sodass er ein wenig unter ihm hindurch zu blicken vermochte. Während man ihn quer durch die Höhle trug, sah er einige bewaffnete Vermummte, die mit den Runensteinen herumspielten. Sein Träger blieb stehen, setzte ihn ab, und der Höchste der Hohen spürte, wie ein Seil durch seine Fesseln gezogen wurde.
    Was hatten diese Unholde mit ihm vor? Hatten sie beschlossen, sich seiner zu entledigen? Brauchten sie ihn nun doch nicht mehr? Im nächsten Augenblick spürte er einen schmerzhaften Ruck. Seine Arme wurden hochgehoben, und er wurde vom Boden emporgerissen. Sie zogen ihn aus der Orakelhöhle heraus, auf die Empore hinauf. Hilflos in der Luft hängend, konnte er unter dem Sack hindurch einen der Vermummten sehen, der sich von der Gruppe

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