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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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sah die felsnesselverhüllten Beine eines Zwergs, die an ihm vorbeistapften und durch die Tür der Kammer verschwanden, während es in seinem Rücken leise klickte.
    Darüber nachzudenken war keine Zeit. Wenn er schon sterben musste, dann wollte er vorbereitet sein. Und ein Märtyrer brauchte einen griffigen Schlusssatz. Aber letzte Worte waren eine verflixt komplizierte Angelegenheit. Außerdem fehlte ihm die Übung. Aber er würde es dennoch versuchen.
    Mit einigen bedeutungsschwangeren letzten Worten auf seinen hochheiligen Lippen löste sich der einstmalige Verkünder alles ehemals zu Verkündenden in seiner magischen Kammer in Luft auf…
    Hrudgroll Schleuderstein hastete durch den stillgelegten Gang. Alle paar Bart drehte er sich vorsichtig um und schaute hinter sich. Es war sehr wahrscheinlich, dass die Frauenverstecker ihn verfolgten. Schließlich war er ihrem Geheimnis auf der Spur, hatte sogar einen Beweis. Er war jetzt eine ernsthafte Gefahr für sie geworden. Und er wusste, wozu sie fähig waren…
    Aber er hatte seine Biberzahnwurfmesser eingesteckt. Wenn sie einen Kampf wollten, würden sie ihn bekommen. Und wenn es so weit kommen sollte, würde er einige von ihnen mit in die Hohe Höhle nehmen.
    Im Laufen griff er sich an den Bart. Noch immer lösten sich verkohlte Haare davon ab. Es war ein Elend. Die letzte Audienz des Verwalters war eine einzige Schmach gewesen. Er hatte nicht reden dürfen, und die Verschwörer hatten eine Fackel auf ihn herabstürzen lassen und ihn gebrandmarkt. Ihm einen Teil seiner Würde und seiner Ehre genommen. Ungefähr die Hälfte. Der Rest war angesengt und verkohlt. Und da würde kein noch so fähiger Bartschneider etwas retten können.
    Der Zwischenfall während der letzten Audienz hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass er ganz oben auf der Todesliste der Verschwörer stand. Wie auch immer diese skrupellosen Frauenverstecker hatten wissen können, wo er während der Audienz stehen würde…
    Sie waren ohne Zweifel mächtige Gegner, denen es gelang, ein ganzes Volk zum Narren zu halten. Ihn jedoch nicht! Nicht Hrudgroll Schleuderstein! Beim besten Willen nicht. Er war schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Wenn er es recht bedachte, schien ihm dieser Gedanke allerdings etwas unpassend. Denn genau genommen war Hrudgroll Schleuderstein durchaus auf den Kopf gefallen. Eigentlich sogar mehr als bloß einmal, aber das tat hier seiner Meinung nach nichts zur Sache.
    Bei dem, was er gerade versuchte, hielt er sich nämlich wieder einmal für besonders gescheit. So gescheit, dass er es gar für möglich hielt, vielleicht beim Schlüpfen vertauscht worden zu sein! Seine Fähigkeit, zu begreifen, Schlüsse zu ziehen und Zusammenhänge zu erkennen, legte das nahe. Von seinem Wesen her schien er eigentlich eher ein Neuerer als ein Ganghauer oder Schürfer zu sein… Und je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, was das bedeutete. Denn da schon lag sie im Fels verborgen, die Wurzel der großen Verschwörung! Sie waren es gewesen. Die Frauenverstecker hatten ihn vertauscht! Sie hatten ihn aus dem Weg haben wollen. Damit sie den Rest der Zwergenheit zum Narren halten und ihre Frauen vor ihnen verbergen konnten. Oh, sie waren verdammte Teufel!
    Obwohl man sich auch da fragen konnte, wie sie lange vorher schon hatten wissen können, dass er einmal zu einer Gefahr für sie werden würde… Offenbar wussten sie Dinge, bevor sie überhaupt geschahen. Und er würde herausfinden, wie das möglich war. Er würde alles herausfinden. Woher sie ihre Informationen hatten, wo sie die Frauen verbargen und wo ihre Schwachstellen waren.
    Sie hatten nicht damit gerechnet, dass sein überlegener Geist sich Bahn brechen würde. Dass es dem gewöhnlichen Schürfbruder, zu dem sie ihn gemacht hatten, im Steinstaub der Gänge und inmitten herabstürzender Steine gelingen würde, seine wahre Bestimmung zu entdecken und ihre Spur aufzunehmen.
    Er hatte gelernt, vorsichtig zu sein. Aber zugleich wusste er, dass er allein nicht gegen sie bestehen konnte. Und es gab nur einen Zwerg, mit dem er sich verbünden, dem er sich mitteilen konnte. Jeder andere konnte Teil dieses unheiligen Komplottes sein, ein Verräter, ein Zwergenverderber. Nur einer nicht: der Große Verwalter. Denn wäre er Teil der Verschwörung, hätten sich die Verschwörer nicht verstecken müssen. Er hätte sie versteckt. Und sie hätten tun können, was immer ihnen beliebte. So aber war der Große Verwalter gewiss

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