Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
Vom Netzwerk:
sauberen genommen hätte.
    Hustend öffnete Stockbruch den Käfig des Felsläufers und hob ihn vorsichtig heraus. Verzweifelt klammerte sich das Tier an seinen Lohn, einige dunkle Rotknollensamen, während der Rauchmeister es dicht vor seine Augen hob. Er brauchte wirklich Augengläser. Und das wusste er auch. Aber er würde sich weiterhin weigern, welche schleifen zu lassen. Schlechte Augen. Pah. Nichts, was sich mit dem richtigen Kraut nicht beheben ließe.
    Leise murmelnd griff er in eine der kleinen Ledertaschen an seinem Schultergurt und holte einige weiße Blätter heraus. Bleichbrand. Natürlich giftig, aber es machte die Augen besser. Schließlich war alles, was einen Sinn hatte, irgendwie problembehaftet. Das war schon immer so gewesen. In der Welt des Tabaks wie anderswo auch. An einer guten Axt konnte man sich verletzen, und gutes Bier verursachte Kopfschmerzen. So war das eben. Und Bleichbrand verursachte Bauchkrämpfe. Dagegen half freilich Kupferkraut. Aber das führte zu Haarausfall. Den wiederum hielt man mit Flammfackelfarn im Zaum. Wenn man dafür in Kauf nahm, dass einem langsam die Zehen abstarben. Dagegen konnte man natürlich Grinswurz rauchen, das jedoch war verboten. Außerdem machte es blind. Aber dagegen half schließlich Bleichbrand.
    Er stopfte das Kraut in seine Pfeife, betrachtete den Felsläufer, und plötzlich verzog sein Bart sich zu einem Lächeln. Eine Bestellung des Großen Verwalters. Eine umfangreiche Bestellung. Eine große Kiste. Vom besten und stärksten Stoff, den er hatte. Eine solche Menge zu verkaufen dauerte für gewöhnlich einige Zeit.
    Heute jedoch nicht. Denn heute wollte der Große Verwalter die Stählerne Garde mit drei Kisten dunkel qualmendem Nachtschatten belohnen.
     

     

 
    9
     
     
     
    Der Schicksalszwerg eilte durch die Gänge. Wie ein einziger Mann bewegten sich seine fünf Inkarnationen in ihren schweren Rüstungen durch das grüne Zwielicht. Allen voran der Hohepriester, der die Rüstung seinem Gedächtnis überlassen hatte und darum um einiges schneller war.
    Sie eilten in Richtung der Schmiedehöhlen, zu dem Ort, wo dunkle bartlose Dämonen ihre knochigen Hände nach dem flammenden Herzen ihrer uralten Kultur ausgestreckt hatten. Keiner von ihnen zögerte, ihre Schritte waren sicher, unbeirrbar und fest. Sie kannten ihren Weg. Dem Verderben entgegen, dem Ende mit kühlem Helm zu trotzen. Fünf Zwerge, die einer waren, und ein Gedächtnis, das ihnen folgte.
    Unterwegs trafen sie immer wieder aufgebrachte und verängstigte Zwerge. Das furchtbare Dilemma in den Schmiedehöhlen begann sich herumzusprechen, und die schlimme Kunde mischte sich mit der Furcht vor dem bevorstehenden Untergang. Doch egal, wie verängstigt die Zwerge sein mochten, wenn der Schicksalszwerg an ihnen vorbeikam, drehten sie sich nach ihm um, und ein erstauntes Raunen war zu hören. Der Schicksalszwerg brachte den Zwergen Hoffnung. Und das war genau das, was der Verwalter beabsichtigt hatte. Er wollte, dass die Zwerge die Auserwählten sahen. Sie sollten wissen, dass er für sie kämpfte. Oder zumindest kämpfen ließ.
    Der Plan des Verwalters schien aufzugehen. Die sorgenvollen Mienen der Zwerge hellten sich auf, als der Schicksalszwerg die Gänge durchmaß, und der Geruch von Heldenschweiß verdrängte den allgegenwärtigen Geruch der Furcht. Die Furcht vor dem Ende von allem, jedem und dem Rest war tief in die Felsen gedrungen, und Zwerge wie Steine atmeten Angst.
    Der Anblick der Helden aber weckte den Kampfgeist des Ehernen Volkes. Und solange das Volk dem Verderben nicht selbst entgegentreten musste, würde es denjenigen, die es taten, zumindest zujubeln. Wenn jemand das herannahende Verderben abzuwenden vermochte, dann waren es Zwerge wie diese, in ihren schimmernden Prunkrüstungen, mit dem Höchsten der Hohen in ihrer Mitte. Und obwohl keiner der Zwerge in den Gängen etwas von der neuen alten Prophezeiung um den Schicksalszwerg wusste, spürten sie doch alle, mit wem sie es hier zu tun hatten: Diese fünf brachten ihnen Rettung, Hoffnung für Zwerg und Zwergeszwerg. Die Schritte des Schicksalszwergs erschütterten das Imperium derart, dass die Dämonen in den Schatten erzittern mussten!
    Immer mehr aufgeregte Zwerge kamen den Auserwählten entgegen, darunter auch Eisenmeister mit wehenden Schmiedeschürzen, die Gesichter von Schrecken verzerrt, die Bärte tränennass. Sie hatten gewiss schon ein halbes Dutzend von ihnen gesehen. Es blieb kaum noch Hoffnung, dass das

Weitere Kostenlose Bücher