Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
will, ich frage vielmehr aus einem ganz bestimmten Grund.«
»Hm, Bier ist auch ein bestimmter Grund.«
»Das schon, aber was ich gerne wissen möchte, ist, ob es möglich wäre, dass jemand den Drachen das Feuerspeien beigebracht hat.«
In dem Moment, als er es aussprach, klang es bereits albern. Am liebsten hätte er sich auf die Zunge gebissen. Oder besser, ein großer Teil von ihm hätte sich gern auf die Zunge gebissen. Dem Ewigen Schmied sei Dank war es der Teil von ihm, der keine Zähne hatte, weshalb er noch einmal drum herumkam. Der andere Teil wollte nämlich sehr wohl eine Antwort auf seine Frage. Egal, wie dumm sie zunächst auch klingen mochte. Der Gedanke beschäftigte ihn, seit er den Weg der Erneuerung beschritten hatte. Natürlich war es unwahrscheinlich, geradezu unmöglich, aber was, wenn die Vorfahren seines Bartbruders doch das Feuer erfunden hatten?
Vielleicht hatte Fazzgadt ihm all die Jahre unrecht getan. Wenn er für jede Pfeife seinen Tribut bezahlt hätte… Dann hätten sie sich nie miteinander geprügelt, hätten nicht im ewigen Bierzwist gelebt, und Hrodborrk wäre vielleicht noch am Leben…
Der Gedanke, dass womöglich irgendein Urahn seines Freundes tatsächlich einen der ersten Drachen darauf abgerichtet hatte, Feuer zu speien, ließ Fazzgadt einfach nicht los. Und wenn jemand ihm diese Frage beantworten konnte, dann war es der Drachenjäger.
Zum ersten Mal, seit sie losmarschiert waren, blieb Flammrank stehen. Er runzelte seine dichten Augenbrauen und blickte Fazzgadt mit festem Blick an. »Hör zu, Zwerg: Trink, was du willst. Rauch, was du willst. Aber wenn du mir noch einmal eine derart dumme Frage stellst, wirst du dafür meine Faust zu schmecken bekommen, hast du verstanden?«
Fazzgadt wich stolpernd zurück, die Hände abwehrend erhoben, erschrocken über die heftige Reaktion des Drachenjägers. Mit dem schweren eisernen Brutrucksack auf dem Rücken hätte er beinahe das Gleichgewicht verloren. Und der Drachenjäger war noch nicht fertig.
»Drachen, die von Zwergen lernen, pah! Schlag dir solchen Unsinn aus dem Kopf. Wenn einer lernt, dann sind wir es, die von den Drachen lernen. Hast du mich verstanden?«
Fazzgadt nickte, Flammrank wandte sich ab und folgte den anderen. Wieder einmal war deutlich geworden, dass er von Drachen mehr hielt als von Zwergen, und Fazzgadt hätte sich ohrfeigen mögen für seine törichte Frage und dafür, dass der Irrsinn Hrodborrks des Jüngeren inzwischen offenbar auch auf ihn übergangen war.
Blechboldt, der Ferkelbändiger, trottete derweil neben dem Alleroberhöchsten her, was ihm einiges abverlangte, da dieser ohne seine Rüstung weit schneller war als die übrigen Teile des Schicksalszwergs. Er musste sich ziemlich anstrengen, um mit dem Schnelleren unter den Langsamen mithalten zu können. Er schnaufte zwar, doch es gelang ihm, dessen Tempo zu halten. Und in seinen Augen war es die Anstrengung wert. Denn der Priesterlichste aller Priesterlichen schien ihm der Einzige in der Gruppe, der mehr als bloß Bierschaum im Schädel hatte. Er war ein Zwerg von Geist und Größe. Ein Mann, dessen Wort Gewicht hatte und der um die Geheimnisse von Vergangenheit und Zukunft wusste. Vor so jemandem hatte Blechboldt Respekt. Wenn der Hohepriester den Zwergen vom Lauf des Olms berichtete, ähnelte er beinahe Blechboldt selbst, wenn er seinen Erzferkeln Geschichten erzählte.
Wie es den anderen Tieren wohl erging? Unten in den Erzferkelzwingern? Sie wussten womöglich noch nicht einmal, dass drei ihrer Gefährten in den Fels gebissen hatten. Er hoffte, dass die übrigen Ferkler sich gut um sie kümmerten. Seine Rolle als Teil des Schicksalszwergs würde ihm in nächster Zeit voraussichtlich kaum Gelegenheit lassen, in den Erzferkelhöhlen nach dem Rechten zu sehen. Er würde sich also wohl oder übel auf seine Kameraden verlassen müssen…
Aber womöglich konnte der zügig Schreitende unter den sich vorwärts Kämpfenden dafür sorgen, dass er bald wieder heimkehren konnte.
»Eure Eminenz, verzeiht, aber ich glaube, dass wir die übrigen Unfallorte gar nicht mehr aufsuchen müssen, nachdem wir uns die Schmiedehöhlen angesehen haben.«
»Glaubst du das, Zwerg? Aber was ist mit den Spuren? Wenn die Verschwörer nun Spuren hinterlassen haben?«
»Mehr als einen falschen Bart werden wir kaum finden, Erleuchtetster. Wichtiger scheint mir doch etwas anderes…«
»So, so, und was erscheint dir denn so wichtig, Ferkelbändiger, hm?«
»Ich dachte
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