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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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daraus erwuchs eine Waffe, die mit allen Traditionen der klassischen Schmiedekunst brach. Es war nur eine Skulptur, ein Symbol. Doch es war das Zeichen des Neuen Stahls. Es war die Zukunft.
    Heute war die Halle zum ersten Mal vollständig erleuchtet. Und zum ersten Mal hatten sich alle Kinder des Neuen Stahls darin versammelt, um die Skulptur zu bestaunen. Es war die Stunde des Schicksals.
    Triumphierend funkelten die Augen des Schattens unter seiner Kapuze. Wie der Meister es ihm aufgetragen hatte, trug er seinen Mantel und verbarg sein Gesicht. Er stand auf einem kleinen Podest vor dem gespaltenen Amboss, ein großes Tuch aus Felsnessel in den Händen, mit dem er soeben die Skulptur enthüllt hatte. Er hatte Schweigen in die Halle gebracht und das Schicksal entfesselt. Freilich im Namen und in Gestalt des Meisters. Aber er hatte es getan. Der Schatten war der Meister, der Meister war der Schatten, und der Triumph des einen würde der des anderen sein.
    Er hatte alles getan, was von ihm verlangt worden war. Und er hatte es vortrefflich getan. Er hatte sogar daran gedacht, jemanden loszuschicken, um den Gang zu sprengen, der zum Orakel führte. Der Meister würde zufrieden sein.
    Der Schatten wartete noch einen Moment, betrachtete die Reihen der standhaften Legionäre, deren Reglosigkeit auf eigentümliche Art vom pulsierenden Widerschein der magischen Flammen beseelt wurde.
    Die Macht des Neuen Stahls schwängerte die Luft. Unnachgiebige Soldaten, uralte Magie und eine neue Ordnung, die darauf warteten, alles zu verzehren, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Der Schatten schloss die Augen, sog genussvoll die Luft ein und spürte das kalte Metall des Froschfelltrichters vor seinem Mund, der ihm die Stimme seines Meisters verleihen würde. Dann hallten seine Worte laut durch das wabernde blaue Licht der Halle: »Kinder des Neuen Stahls! Die Stunde des Schicksals ist angebrochen! Aus dem Dunkel, aus dem Stein werden wir uns erheben und das Alte Eisen mit Geist, Herz und Faust hinfortfegen! Das Ende des Zwergs ist gekommen, und der Überzwerg erhebt sich!«
    Der Jubel, der auf seine Worte folgte, war von der gleichen eigentümlichen Disziplin geprägt wie der gesamte Neue Stahl. Ein kurzer begeisterter Schrei aus kaum mehr als fünfzig Kehlen, der ebenso schnell verklang, wie er erschollen war. Zu schnell, als dass er ein Echo hätte finden können.
    »Der Zwerg glaubt, im Bart ruhe seine Seele! Er glaubt, das Alte sei das Ewige! Er lässt sein Leben von der Tradition bestimmen! Das Schicksal aber hat uns aus einem neuen Stahl geschmiedet, damit wir den Zwerg die Wahrheit lehren! Sein Ende ist gekommen, und die Zeit des Neuen Stahls ist angebrochen. Der Zwerg wird vor dem Überzwerg knien, er wird seinen Göttern abschwören und seinen Bart scheren oder mitsamt seiner Tradition untergehen!«
    Ein weiterer knapper Ausbruch von Jubel aus Kehlen, die ebenso glatt waren wie die Wände der Halle. Der Schatten spürte, wie ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief. In diesem Moment war er mehr Meister als jemals zuvor. Seine Stimme wurde noch lauter, noch fester, als er fortfuhr: »Das Schicksal hat uns gegeben, was wir brauchen, um die Alten Götter von ihrem Thron zu stoßen und die Macht des Ehernen Imperiums zu brechen. Der Rost hat es geschwächt, und wir werden es vernichten! Schaut die Waffen des Neuen Stahls, schaut den Untergang dessen, was ist!«
    Langsam breitete der Schatten unter dem kurzen Jubel der Legionäre die Arme aus. Er hatte alle Zeit der Welt, die Ärmel seiner Kutte fielen zurück, gemächlich drehte er die Handflächen nach oben und legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken.
    In diesem Augenblick kamen zu beiden Seiten des gespaltenen Ambosses zwei in Felsnesselanzüge gewandete Zwerge mit geschorenen Bärten hervor. Von rechts und links traten sie an den Schatten im Umhang des Meisters heran und postierten sich vor den geschlossenen Reihen der Legionäre.
    »Wenn der Zwerg, der nicht trinkt…« Der Schatten machte eine kleine Pause, und der Zwerg zu seiner Rechten trat vor, zog ein in Stoff gehülltes Fläschchen aus den Falten seines Gewandes hervor, hob es ins Licht und nahm es aus seiner Hülle. Klare, durchsichtige Flüssigkeit, wie reines, giftiges Wasser, schwappte darin herum. Entschlossen entkorkte der Zwerg das Fläschchen und leerte es in einem Zug.
    Gebannt schaute der Neue Stahl ihm dabei zu. Niemand wagte zu jubeln.
    Und von Neuem sprach der Schatten mit der Stimme des

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