Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
gegeben. Und abends trank er mit ihnen. Das heißt, während er sich sein Bier zum Feierabend gönnte, blies er seinen Lieblingskäfern den Rauch seines besten Tabaks in die hornbewehrten Mäuler. Sie schnappten gierig danach, und manchmal fühlte sich Kastenwurz beinahe selbst wie ein feistes rundes achtbeiniges Ding…
Aber in diesem Moment hatte er von den Käfern die Nase voll. Schließlich war er es, der die Biester schleppen musste. Er und seine Käferknechte. Bereits in leerem Zustand waren die Käfer verdammt schwer. Ihre Panzer waren vergleichsweise dick, sodass tote Tiere nicht selten Bestandteil billiger Rüstungen wurden. Aber wenn sie sich vollgesaugt hatten, war es noch schlimmer.
Danken tat es einem freilich niemand. Käferer war zwar ein wichtiger, aber kein angesehener Stand. In den Augen der meisten Zwerge kamen die Käferer gleich hinter den Latrinenbrennern und den Steinbrechern. Kastenwurz aber scherte das nur wenig. Als Erster unter den Käferern genoss er zumindest die Achtung des Verwalters und der Stählernen Garde. Der Verwalter hatte ihm bei einer Audienz sogar schon einmal zugewinkt. Zumindest erzählte Kastenwurz das gern. Tatsächlich war ihm schmerzlich bewusst, dass ihm außer seinen Käfern kaum jemand zuwinkte. Wenn man das träge Zittern ihrer Fühler denn so nennen konnte…
»He, he, Meister Kastenwurz, ich hoffe, du bringst uns mal wieder ein paar hübsche hungrige Zappler!«
Er hatte die Ebene des Verwalters erreicht, und einer der Gardisten feixte ihn an. Es war ein Offizier von höherem Rang. Das konnte Kastenwurz an seinem Helm erkennen. Er war oft genug hier unten gewesen und außerdem der einzige Käferer, dem dies überhaupt gestattet war. Auf der Ebene des Verwalters galten strenge Sicherheitsvorschriften.
Lächelnd grüßte Kastenwurz den Offizier. »Nur die besten Käfer, Herr Gardist, nur die besten! Sie werden den Rauch eurer Pfeifen verschlingen und als lieblichen Bierdunst wieder ausfurzen, der euch die Sinne betäuben wird!«
Der Gardist lachte schallend. Einige umstehende Gardisten fielen mit ein. Kastenwurz ging mit dem Sack auf der Schulter eilig an ihnen vorbei, bis er beim Quartier der Stählernen Garde ankam. Hier wurde er ein weiteres Mal angehalten und kontrolliert. Während sich seine Laune noch ein wenig mehr verschlechterte, tasteten zwei Gardisten ihn nach Waffen ab und öffneten den Sack. Sie blickten hinein, entdeckten wie erwartet einige Rauchkäfer, schlossen den Sack wieder und drückten ihn dem Ersten der Käferer in die Hand.
Diese Dünnbärte hatten keine Ahnung. Bei schlechtem Licht hätten sie wahrscheinlich eine Aschassel nicht von einem Rauchkäfer unterscheiden können. Und selbst bei gutem Licht hätten sie sicher noch ihre Probleme gehabt. Die Gardisten nickten dem Käferer kurz zu, er warf sich den Sack über die Schulter und stapfte grummelnd in das Quartier der Garde hinein.
Kastenwurz blickte sich um. Die Höhle war riesig, und die Strohlager der Gardisten erstreckten sich bis an ihr hinteres Ende. Vereinzelt lagen schlafende Gardisten auf den Lagern, während andere auf niedrigen Stühlen hockten, Steine warfen und ihr Pfeifchen schmauchten. Ein dünner Rauchschleier hing in der Luft, die Käfer hockten aufgebläht und satt in ihren rostigen Käfigen an den Wänden.
»Wird Zeit, dass du kommst, Käferer!« Hustend kam einer der Pfeifenraucher Kastenwurz entgegen und klopfte ihm auf die Schulter, bevor er die Höhle verließ.
Kastenwurz blickte ihm nach. Oh ja, es wurde wirklich Zeit… Dann machte er sich an die Arbeit: Er schleppte seinen Sack bis ans Ende der Höhle, fing von hinten an, löste einen nach dem anderen die Bolzen der Käferkäfige und ersetzte die vollgefressenen Tiere durch neue.
Es dauerte einige Zeit, bis seine Arbeit getan war. Dann hatte er alle alten Rauchkäfer gegen neue ersetzt. Ganz besondere neue, um genau zu sein…
Wortlos schulterte Kastenwurz schließlich den schweren Sack voller satter und zufriedener Rauchkäfer und stapfte mit wehendem Bart an den Wächtern vorbei aus der Höhle. Grinsend blickten sie ihm nach.
»Scheint heute besonders übellaunig, der Gute, oder?«, sagte der eine zum anderen.
»Was erwartest du? Er ist eben ein Käferschlepper…«, erwiderte sein Gegenüber.
»Naja, aber zumindest ist er der Beste von ihnen.«
»Der Beste?«
»Natürlich, denkst du, der Verwalter würde ihn sonst hier herunterlassen? Er ist der Beste, davon kannst du ausgehen.«
»Da gehört
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