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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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das denn?«
    Frau Klimnich beschrieb ihm den Weg zu der kleinen Gemeinde mit ein paar hundert Einwohnern, die eine gute Autostunde von Ravensburg entfernt war.
    »Pfarrer Bertram war ebenfalls schon im Ruhestand. Doch da sowohl er als auch Josef nicht mehr die Rüstigsten waren, haben sie sich nicht mehr oft getroffen in den letzten Jahren. Und als wir erfuhren, dass Bertram an einem Herzinfarkt gestorben ist, meinte Josef, dass jetzt wieder ein Kamerad von früher weg sei. Und irgendwann sei er selbst an der Reihe. So hat er sich ausgedrückt. Es hat ihn ein wenig deprimiert.«
    »Und das war vor sechs Monaten?«
    »Ja.«

8
    »Wir haben den Vertrag bekommen!«
    Tim Maier hielt seiner Freundin ein Stück Papier vors Gesicht. Julia blickte nur kurz darauf, schob seine Hand beiseite und warf sich ihm jubelnd an die Brust. Es dauerte einige Küsse, die er gern erwiderte, bis sie von ihm abließ.
    »Hat sie noch was gesagt?«
    »Nicht viel. Nur, dass wir bereits nächste Woche mit dem Einzug beginnen können, also Möbel reinstellen und so.«
    Julia strahlte ihn an. Bei vierzehn zur Vermietung ausgeschriebenen Wohnungen hatten sie Absagen erhalten, und nun klappte es also doch noch.
    »Das müssen wir feiern«, entschied sie.
    »Du meinst, mit deinen Leuten?« Tim stellte die Frage ohne Unterton, denn er konnte Julias Eltern gut leiden, so wie auch sie ihn mochten. Sie behandelten ihn wie einen eigenen Sohn, seit er sie vor acht Monaten kennengelernt hatte. Damals war er bereits neun Wochen mit Julia zusammen, nachdem sie sich auf dem ›Rutenfest‹, den Ravensburger Nationalfeiertagen, kennengelernt hatten. Seine eigenen Eltern hatten keine Zeit, sich mit solchen Sachen wie ihm abzugeben, da sie dafür beruflich viel zu sehr eingespannt waren; sein Vater als Technischer Verkaufsberater eines europaweit handelnden Silikonherstellers, seine Mutter als Rechtsanwältin. Dass sie ihn liebten wie sonst niemand auf der Welt, ausgenommen sich selbst, hatten sie ihm seit seiner Geburt regelmäßig versichert. Leider hatten sie es nie so richtig geschafft, ihn diese Liebe auch spüren zu lassen. Ihre Behauptung gehörte, wie manche anderen ihrer Aussagen, lediglich zu ihrem alltäglichen Floskelrepertoire. Inzwischen war Tim neunzehn und hatte sich damit abgefunden. Und nachdem er Julia kennengelernt hatte, brauchte er seine Eltern sowieso nicht mehr; schon gar nicht ihre scheinbar besorgten Ermahnungen, seinen weiteren Lebensweg betreffend.
    »Nein, nur wir zwei!«, unterbrach Julia seine Gedanken. Draußen begann die Dämmerung einzusetzen, eine wunderbare Sommernacht kündigte sich an.
    »Mit Mutti und Paps werden wir morgen feiern.«
    »Aber du solltest sie vorher noch anrufen, sie haben es verdient.«
    »Ja, mach’ ich. Und dann gehen wir baden.«
    Tim zögerte einen Moment, dann nickte er.
    »Okay, aber dann müssen wir sowieso noch zu dir nach Hause fahren. Oder hast du deine Badesachen etwa dabei?«
    Julia lächelte verschmitzt.
    »Aber Tim, das brauchen wir doch nicht. Ich finde, wir sollten etwas Verrücktes machen. Und nackt gebadet haben wir noch nie.«
    »Ich weiß nicht so recht.«
    »Jetzt komm, sei kein Frosch. Ich kenne einen Badeweiher draußen vor der Stadt, ganz abgelegen. Da kommt keiner hin.«
    »Aber du kennst ihn?«
    »Ja, und du kennst ihn auch.«
    »Echt?«
    »Ja, wir waren da beide zusammen schon mal spazieren. An einem Abend wie heute.«
    Jetzt fiel es ihm wieder ein.
    »Siehst du«, sagte Julia, »ich habe es doch gewusst. Wir nehmen eine Flasche Sekt mit, zwei Gläser, und dann machen wir es uns gemütlich.«
     
    Am Abend trafen sie die anderen im ›Wildwechsel‹. Obgleich es erst wenige Minuten nach neun war, hingen bereits dicke Rauchschwaden in der Luft. Und Patze, der Wirt, schien den Lautstärkeregler der Musikanlage bei jedem neuen Gast weiter nach oben zu drehen.
    Slim wartete bereits auf sie, wie üblich mit aufgesetzter Sonnenbrille. Im Halbkreis standen Danny, Babyface und Peggy um ihn herum. Cash, der sich nach dem mittäglichen Raubüberfall schlafen gelegt hatte, dachte bei ihrem Anblick an seinen noch schmerzenden ›Mister Rambo‹. Unwillkürlich stieg leichte Wut auf Slim und seine Sonnenbrillen in ihm hoch. Jeder von ihnen wusste, dass er noch mindestens ein Dutzend davon in petto hatte und nie ohne eine in Reserve auf die Straße ging. Manchmal ging ihm dieser sich so fein gebende Pinkeltyp wirklich auf die Nerven. Vor allem, wenn er an dessen Vorliebe für alte deutsche

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