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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Nahezu das gesamte Lehrerkollegium hatte es ebenfalls bereut, wenngleich aus einem anderen Grund: Zu diesem Zeitpunkt war es ihnen nicht mehr möglich gewesen, ihn von der Schule zu werfen.
    Von da an war es mit seiner kriminellen Karriere steil bergauf gegangen. Ein zum Krüppel geschlagener alter Mann war nur ein erster und zufälliger Höhepunkt gewesen. In jenen Tagen hatte er sich längst an dieses Leben ohne Zwang und ohne Befehle gewöhnt. Typen, die er nicht mochte, konnte er jetzt eine aufs Maul geben, wie er es beim Bund einige Male liebend gern getan hätte, sich aber nicht getraut hatte.
    Dann hatte er Peggy kennengelernt und sofort gespürt: Sie war aus demselben Holz geschnitzt wie er. Dass sie eigentlich zu Babyface gehörte, hatte keinen von ihnen ernsthaft gestört. Zumal Cash sich inzwischen ziemlich zurückhielt, um nicht doch noch eines Tages herausfinden zu müssen, was sich hinter dem Kindergesicht alles verbarg. Außerdem kannte er genug andere Schlampen, bei denen er sich austoben konnte.
    Der Alte stapfte mit müden Schritten über die große Frauentorkreuzung am Gasthof ›Zur Amsel‹ vorbei die Friedhofstraße hoch. Cash musste seinen Schritt verlangsamen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie der Mann zum wiederholten Male stehen geblieben war, um zu verschnaufen. Offensichtlich machte ihm die Hitze zu schaffen. Ihm sollte es nur recht sein. Cash nützte die Gelegenheit, um sich ein wenig umzuschauen. Die Gegend war ideal. Nur vereinzelt kamen ihnen Fußgänger auf dem Gehweg entgegen. Zu beiden Seiten parkten Autos hinter Autos und behinderten die Sicht. Niemand kümmerte sich um Snake und ihn. Wahrscheinlich wäre nicht einmal ein zufälliger Beobachter auf die Idee gekommen, dass er und Snake zusammengehörten und in den nächsten Minuten den Alten erleichtern würden. Der keuchte weiter den Berg hoch. Anscheinend wollte er tatsächlich am Friedhof vorbei in Richtung Andermannsweg gehen. Cash musste innerlich lachen, als er die alten Mauern des Ravensburger Hauptfriedhofs auftauchen sah. Dort angekommen, setzte sich der Alte auf eine Ruhebank. Cash spürte, wie sich sein Pulsschlag leicht erhöhte. Wo war Snake? Cash schaute nach hinten, sah seinen Kumpel, der sich soeben wieder von einem Auto weg in Bewegung gesetzt hatte. Cash grinste in sich hinein. Ihre Aufgaben waren klar verteilt: Snake hatte das Opfer auszusuchen und notfalls in eine Falle zu locken, während er selbst die eigentliche Handarbeit übernehmen würde. Das Leben konnte schön sein.
    Als Cash über die Straße eilte, achtete er darauf, dass der Alte nicht auf ihn aufmerksam wurde. Dieser war inzwischen wieder aufgestanden und setzte seinen Weg fort. Cash war schon dort, als Snake noch zwei Schritte von ihm entfernt war. Er beugte sich nach unten, nestelte an seinem rechten Schuh und zischte: »Schau mal im Friedhof, ob die Luft rein ist.«
    Snake reagierte nicht, beschleunigte indes sofort seinen Schritt, um Sekunden später den alten Mann zu überholen. Dabei wünschte er ihm mit freundlicher Stimme »Guten Tag!«.
    Cash beobachtete aus den Augenwinkeln heraus, wie der Alte erwartungsgemäß stehen blieb und Snake nachschaute. Offenbar hatte er mit dieser Höflichkeit nicht gerechnet. Cash quittierte das mit einem Grinsen, denn der Alte würde für diesen Irrtum teuer bezahlen. Er mimte weiterhin den unbeteiligten Fußgänger, der mit dem Binden seiner Schnürsenkel beschäftigt war. Er musste darauf achten, dem Alten nicht zu nahe zu kommen, durfte ihn auf keinen Fall misstrauisch werden lassen. Gleichzeitig beobachtete Cash die Straße; hier herrschte Totenstille. Es schien alles hervorragend zu klappen, was auch notwendig war, weil er völlig abgebrannt war. Nur deshalb hatte er sich von Snake überreden lassen. Normalerweise achtete Cash darauf, dass er um die Mittagszeit und bei solch einem Wetter entweder in einer seiner Stammkneipen saß, beim Baden war oder einfach nur mit irgendeiner Tussi in seinem Bett bis in die Abendstunden hinein ratzte.
    Als der Alte nur noch wenige Meter vom Seiteneingang entfernt war, richtete Cash sich wieder auf und folgte ihm so zügig, dass er ihn auf Höhe des Eingangs eingeholt haben würde. Dort war Snake inzwischen stehen geblieben. Cash sah, wie er eine Schachtel Zigaretten aus seinen engen Hosentaschen kramte, sich eine davon herausnahm und in den Mund steckte, um dann umständlich nach Feuer zu suchen. Cash wusste, dass Snake sein Feuerzeug in der

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