Astrella 02 - Brudernacht
Reifenspuren gesichert, die einem BMW und einem Golf zuzuordnen sind?«, fragte Konnerecker nach.
»Ja, aber hast du eine Ahnung, wie viele Wagen allein in Ravensburg und Weingarten dafür in Frage kommen? Tausende! Und wir wissen nicht einmal, ob der Täter hier aus der Stadt kommt oder von auswärts.«
»Trotzdem ist das wenigstens etwas«, beharrte Konnerecker.
An dieser Stelle mischte sich Zillmann kurz ein. »Ich habe mit dem Streifendienst abgesprochen, dass die Kollegen regelmäßig den Bereich um den Fundort kontrollieren. Auch wir werden das immer wieder machen. Wobei es ratsam ist, zunächst mal nur die Kennzeichen zu notieren, ohne die Leute anzusprechen. Vielleicht können wir auf diesem Weg herausfinden, ob die Spuren zu Unverdächtigen gehören. Dann bräuchten wir uns wenigstens keine weiteren Gedanken darüber machen. Insgesamt hat Wolfgang aber recht: Es ist besser als nichts.«
»Wie sieht es mit den Faserspuren aus?«, wollte Corinna Pfleck wissen.
»Sie sind ausgewertet, nützen uns momentan aber nicht viel«, antwortete Wallner. »Wir wissen ja nichts über die Spurenverursacher.«
»Und, Markus«, wandte Zillmann sich an die Wühlmaus. »Wie sieht es bei dir aus?«
»Wir haben angefangen, die Läden abzuklappern, die solche Seile verkaufen. Allein in Ravensburg und Umgebung gibt es davon mehr als zwanzig.«
»So viele?«, fragten Pedlasch und Corinna Pfleck wie aus einem Mund. Auch den anderen war ihr Erstaunen anzusehen.
»Ja. Ihr dürft nicht vergessen, dass heute ja nicht nur diese Trekkingläden solche Sachen verkaufen, sondern auch die Sportläden und die Sportabteilungen in normalen Kaufläden. Genauso bekommt ihr es im Aldi, Lidl, in Tchiboläden und so weiter als Aktionsware. Nicht zu vergessen der Versandhandel. Läuft alles unter dem Begriff ›Outdoor‹. Dazu kommen noch die Baumärkte. So geht es gerade weiter. Entsprechend hoch und unübersichtlich ist die Zahl der Käufer. Aber wir tun unser Bestes.«
»Gut, wenden wir uns dem Mordfall Lemsack zu. Glücklicherweise hat sich alsbald nach der Veröffentlichung in der Presse eine Nachbarin von Lemsack gemeldet. Ihrer Aussage nach lebte er zurückgezogen in einer kleinen Dreizimmerwohnung. Dabei handelt es sich um ein vierstöckiges Wohnhaus. Die Frau erzählte, Christoph Lemsack sei ein leidenschaftlicher Jogger gewesen, und das im Alter von sechsundsiebzig Jahren. Dabei nahm er stets seinen Terrier namens Bodo mit.«
»Wie kommt man auf so einen Namen für einen Hund?«, meinte Lindemann leise; er schien es eher sich selbst zu fragen und nicht die anderen. Zillmann warf ihm einen kurzen Blick zu und fuhr dann fort.
»Die Nachbarin meinte, Lemsack sei vom Typ her eher ein Eigenbrötler gewesen. Selten ließ er sich auf ein Gespräch ein und dann auch nur kurz. Der Hund scheint sein Ein und Alles gewesen zu sein. Etwaigen Besuch hätte die Nachbarin mitbekommen, aber da sei nichts gewesen. Bisher war es nicht möglich, irgendwelche Angehörige zu ermitteln.
Todesursache bei Lemsack war Ertrinken. Da es am Fundort aber keinen Weiher oder ähnliches gibt, kann der Fundort nicht gleich Tatort sein. Weiter unten gibt es zwar den Höllbach, aber es ist eindeutig auszuschließen, dass der Täter sein Opfer dort ertränkt und ihn dann diesen Steilhang hochgeschleppt hat. Und damit wären wir bei den Übereinstimmungen, was die Morde an Klimnich und Lemsack betreffen. Erstens: Beide Opfer sind männlich und älter als siebzig Jahre. Zweitens: Beide waren Hundehalter. Drittens: Beiden Hunden wurden die Läufe abgeschnitten, vermutlich mit einer Gartenschere. Viertens: Bei beiden Mordfällen ist kein Motiv erkennbar. Das bedeutet, wir haben es möglicherweise mit einem Psychopathen zu tun. Das muss aber nicht sein. Fünftens: In beiden Fällen ist der Fundort nicht Tatort. Sechstens: Fundorte sind jeweils Unterholz und Gestrüpp im Wald. Weder scheint der Täter sich Gedanken über ein geeignetes Versteck gemacht zu haben, noch scheint er es darauf angelegt zu haben, dass die Leichen schnell gefunden wurden. Sonst hätte er Klimnich mitten auf der Verbindungsstraße und Lemsack auf dem Spielplatz abgelegt. Siebtens: Beide Hunde der Opfer wurden in normalen blauen Müllbeuteln abgelegt. – Frau Tessloh: Sie waren bei Frau Klimnich. Was hat sie Ihnen zu Lemsack gesagt?«
»Sie kennt weder ihn noch den Namen. Er hat ihr absolut nichts gesagt und ich glaube ihr, denn sie hat ein wirklich gutes Gedächtnis für ihr Alter. Ich habe sie
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