Astrella 02 - Brudernacht
gefragt, ob sie eine Ahnung hat, wie die beiden Morde zusammenhängen könnten. Sie sagte nein und meinte darüber hinaus nur, dass es ein böser Mensch sein muss, der so etwas tut.«
»Schade, denn damit kommen wir zu den Punkten in den beiden Mordfällen, die nicht miteinander übereinstimmen. Erstens: Klimnich und Lemsack haben sich anscheinend nicht gekannt. Zweitens: Klimnich starb an einem Ventilpneumothorax, erstickte sich also praktisch selbst, während Lemsack ertränkt wurde. Unterschiedliche Tötungsarten also. Wir können …«
»Trotzdem sind sie sich doch irgendwie ähnlich«, meldete sich Rosi Tessloh zu Wort.
»Wie meinen Sie das?«
»Beide Male erstickten die Opfer, beide starben sie also nicht schnell wie beispielsweise bei einem Herzschuss, sondern ganz langsam.«
»Das stimmt«, bestätigte Konnerecker und warf Rosi einen freundlichen Blick zu.
»Richtig. Unter Umständen ist das tatsächlich noch von Bedeutung. Dann wären noch die unterschiedlichen Fundorte der Leichen. Klimnich wurde südöstlich von Ravensburg gefunden, Lemsack dagegen in der Weststadt.«
14
Dieser zweite Mord warf alle seine bisherigen Überlegungen über den Haufen. Astrella starrte auf die von Straßen, Wegen, Gassen und Brücken übersäte Stadtkarte. Ravensburg war schon lange nicht mehr die Kleinstadt, die er als Kind verlassen hatte. Daneben hing ein Foto von Klimnich, das er von der Witwe bekommen hatte, samt seinem Lebenslauf. Und nun also Lemsack. Im Grunde genommen bestätigte der Mord an dem joggenden Rentner eines: Beim Täter handelte es sich um einen Geisteskranken, den er, Astrella, als Einzelner, mit seinen begrenzten Möglichkeiten mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht würde fassen können.
Astrella lachte lautlos in sich hinein: Nachforschungen! Wonach sollte er denn forschen? Wie er durch einen neuerlichen Anruf bei Zillmann erfahren hatte, erging es ihm und seinen Kollegen keinen Deut besser. Auch sie standen dieser Rätselmauer aus Gummiglas einigermaßen hilf-und ratlos gegenüber. Danach hatte Zillmann offen eingestanden, dass sie momentan nur hoffen konnten, dass der Verrückte entweder mit diesem sinnlosen Morden aufhörte, einen entscheidenden Fehler oder aber noch weitere Morde beging, um irgendwann aufgrund der minutiösen Klein-und Kleinstarbeit ihrerseits enttarnt und überführt werden zu können.
»Zwei Männer habe ich damit beauftragt, eine Liste aller registrierten Hundehalter anzulegen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was das allein für eine Heidenarbeit ist. Zumal wir die nicht registrierten damit noch nicht haben. Aus der Liste werden wir die herausnehmen, die älter als fünfzig Jahre sind, und daraufhin überprüfen, ob es außer den Hunden noch irgendwelche gemeinsamen Merkmale mit den beiden Toten gibt.« Dann hatte er beinahe resignierend hinzugefügt: »Insgesamt aber ist die Lage mehr als bescheiden, um nicht zu sagen: beschissen!«
Wenn die Lage schon im Morddezernat derart hoffnungslos gesehen wurde, war es vermutlich am besten, wenn er sich mit Frau Klimnich traf, ihr das Wichtigste erzählte und ihr ansonsten offen eingestand, dass er ihren Wunsch nicht erfüllen konnte. Vermutlich war das auch für ihn selbst am besten. Warum sich etwas vormachen und unnötig darin hineinsteigern?
Indes spürte Astrella deutlich, dass er nicht aufgeben wollte. Er war ganz einfach nicht der Mensch, der aufgab. Wie beim Billard, wo das Spiel auch erst dann verloren war, wenn der Gegner die entscheidende Kugel versenkt hatte. Vor allem konnte und durfte Hoffnungslosigkeit aufgrund mangelnder Erfolgsaussichten kein Grund zur Aufgabe sein. Darüber hinaus gab es noch andere triftige Motive, die für eine Fortsetzung seiner Recherchen sprachen. Zum einen war da die Tatsache, dass irgendjemand in dieser ehemaligen Reichsstadt mit ihrer noblen Geschichte alte Männer mit Hunden auf eine grauenvolle Art und Weise ermordete und damit Angst und Schrecken zu verbreiten begann. Und zum anderen gab es eine alte Frau, die wahrscheinlich ihre ganzen Hoffnungen allein auf ihn ausrichtete, wahrscheinlich sogar nur noch dadurch einen Sinn in ihrem Leben sah.
Freilich änderten diese Überlegungen nichts daran, dass Astrella bis jetzt noch keinen roten Faden erkennen konnte, an dem sich die Verbrechen fassen und aufrollen ließen.
»Wie wäre es, wenn wir heiraten würden?«
Sie standen gerade an einer der schönsten Stellen an der Uferpromenade in Friedrichshafen und schauten auf den
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