Astrella 02 - Brudernacht
Schmeichler, Herr Astrella. Aber ich freue mich darauf – und ich danke Gott dafür, dass ich zu Ihnen gegangen bin.«
»Na na, Frau Klimnich, das mit Ihrem Kaffee meine ich im Ernst. Trotzdem: Bitte erwarten Sie nicht zuviel von mir. Ich möchte Sie nicht enttäuschen, wenn sich alles doch noch als Fehlschlag entpuppt.«
»Ich verstehe was Sie meinen.«
»Wenn wir schon dabei sind, Frau Klimnich ...«, Astrella zögerte.
»Ja?«
»Haben Sie sich schon darüber Gedanken gemacht, wie es weitergeht, wenn wir das hier hinter uns haben?«
Frau Klimnich schaute ihn nachdenklich an.
»Das möchte ich jetzt noch nicht. Ich weiß auch so, dass es nicht schön wird für mich ohne meinen Josef.«
»Vielleicht sollten Sie in Kur gehen, um einmal abzuschalten. Sie dürfen sich nicht überfordern. – Waren Sie schon einmal in Kur?«
»Ja, in Bad Waldsee. Damals, nachdem mir die Handtasche geraubt worden war. Ich wollte nicht, doch Josef bestand darauf. Als Kompromiss einigten wir uns auf Bad Waldsee.«
»Da ist es schön. Es würde Ihnen guttun.«
»Ja, aber jetzt habe ich keine Zeit dafür. Josef ist wichtiger.«
18
Sie haben sich alle daran gewöhnt, dass er die meiste Zeit im alten Kohlenkeller verbringt.
»Wenn er doch nur mit den anderen Kindern normal spielen würde«, sagt Schwester Benedikta mit bedauerndem Klang in der Stimme.
»Tut er aber nicht«, entgegnet Schwester Heidrun. »Erst gestern hat er Konrad ein blaues Auge geschlagen. Einfach so, ohne Grund.«
»Ach, das war Peter?«
»Ja, natürlich. Was hast du gedacht?«
»Na ja. Und, was hast du gemacht?«
»Nichts. Schwester Hildegard hat sich darum gekümmert. Sie hat noch viel Verständnis für den Jungen.«
»Sie kennt ihn nicht. Das wird sich legen.«
»Ich weiß nicht. Sie scheint voller Ideale zu sein.«
»Waren wir das nicht auch mal?«
»Sie wirkt irgendwie fanatisch auf mich.«
»Peter wird sie davon heilen.«
Er war kaum zu Hause angekommen, als es an der Haustür klingelte. Er hatte gerade in sein Arbeitszimmer gehen und sich den inzwischen angefertigten Schaubildern zuwenden wollen, sodass er keine Lust hatte, sich von irgendjemandem davon abhalten zu lassen. Aber es klingelte erneut.
Missmutig stapfte er an die Haustür und schaute durch den Spion nach draußen. Sofort trat ein Lächeln in sein Gesicht, als er erkannte, wer da draußen mit offensichtlich zunehmender Ungeduld auf eine Reaktion wartete. Astrella entriegelte das Kettenschloss und öffnete die Tür.
»Na, das ist ja prima, dass du doch da bist. Wir wollten gerade wieder abdampfen.«
»Mensch, Manfred, altes Haus! Das freut mich aber«, empfing Astrella seinen Freund aus Kindertagen. »Kommt rein!«
»Das ist Heinz, mein Kollege.«
Astrella begrüßte den jungen Polizisten, der ihm mit offenem Blick die Hand schüttelte. Er war ihm auf Anhieb sympathisch.
Minuten später hatte Astrella seinen beiden Besuchern ein kaltes Getränk auf den Tisch gestellt: für Manfred ein Pils, während Obst um ein Glas Mineralwasser gebeten hatte. Und weitere Minuten später unterhielten sich die beiden Freunde bereits über ihre Arbeit. Obst saß schweigend, aber aufmerksam daneben.
»… Immerhin habe ja all die Jahre nur ich dich in Frankfurt besucht. Du warst nur einmal in Ravensburg. Also war ich mir auch nicht sicher, ob es dir recht gewesen wäre.«
»Mensch, Manfred, was redest du da? Du bist mein ältester Freund hier, was soll das also?«
»Das weiß ich, Louis. Vielleicht hat es auch weniger mit dir zu tun, als mit mir selbst.«
»Wie meinst du das?«
Eck schwieg und warf einen kaum wahrnehmbaren Seitenblick auf Heinz Obst.
»Ach, was soll’s?«, sagte Astrella in die aufgekommene Stille hinein. »Ist dir übrigens klar, dass deine Empfehlung mir schon einige schlaflose Nächte bereitet hat?«
Eck schien zu überlegen, worauf Astrella anspielte, dann schmunzelte er.
»Du meinst Frau Klimnich?«
»Ja.«
Astrella hatte die Frage bewusst so unklar formuliert für den Fall, dass Ecks junger Kollege nichts davon wusste und sein Freund dies auch nicht gewollt hätte.
»Nun, nachdem du hierher zurückgekommen bist und sofort die Sache mit dem Bauunternehmer gelöst hast, fand ich, du bist der richtige Mann für die alte Dame. Als sie mich angerufen und um meine Hilfe gebeten hat, tat sie mir zum einen leid. Zum anderen dachte ich, dass ihr Anliegen bei dir besser aufgehoben ist als bei irgendeinem großspurigen Amateur. Du kennst die Polizeiarbeit und weißt,
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