Astrilandis Buch 1
schnell es das unebene Gelände zuließ, zurück in den Palast.
Pantheer erwartete seinen Sohn auf dem unteren Palasthof. Wie unter einer schweren Last gebeugt, ging Pantheer seinem Sohn voran. Hero folgte ihm schweigend in seine Gemächer. Er hatte beschlossen, Hero nun die schwierige Dinge zu sagen, die er gerne für sich behalten hätte, aber Hero war kein Kind mehr und er würde vielleicht schon bald sein Nachfolger sein. Es war an der Zeit, ihn über die Vergangenheit aufzuklären und ihm Dinge zu sagen, die er nur von ihm erfahren konnte, ob es nun gut war für ihn oder nicht. Die Diener schlossen den schweren Vorhang, der Pantheers Schlafkammer von den übrigen Räumen abteilte.
Als sie alleine waren und Hero dicht vor ihm stand, begann Pantheer: „Mein Sohn“, sagte er, „ich will jetzt davon sprechen, was ein künftiger Regent dieses Reiches wissen muss. Die Götter waren uns lange wohlgesonnen, aber ein Krieg bedeutet nichts Gutes und die Vorhersage des Orakels war nicht ganz so, wie ich es den Abgesandten geschildert habe. Es werden schlimme Zeiten auf uns zukommen. Mein Leben ist vielleicht schnell zu Ende und dann musst Du unser Volk regieren. Die verbündeten Fürsten, die uns heute wieder verlassen haben, hast Du nun gesehen und sie Dich, aber wie mir zugetragen wurde, sind sie uns nicht so treu ergeben, wie es den Anschein hatte. Hüte Dich vor ihnen. Du darfst ab sofort keinem mehr Vertrauen schenken und kannst Dich nur noch auf Dich selbst verlassen. Astrilandis ist ein reicher Flecken Erde, der begehrt ist und viele Feinde und Neider hat. Es ist auch an der Zeit, dass Du erfährst, welchen Schatz Karikootos uns gestohlen hat. Das Heiligtum unseres Stammes, das sich im Innersten unseres Tempels befand, hat er an sich genommen, als ich ihn aus unserem Hause verjagt habe. Dieser Kristallschädel befindet sich auf seiner Burg und noch niemand hat ihn zu Gesicht bekommen. Nachdem nur der Herrscher von Astrilandis die Macht besitzt, diesen Schädel zum Sprechen zu bringen, wird es unsere größte Aufgabe in diesem Krieg sein, unseren Schatz zurückzuerobern. Erst wenn dieser Schädel wieder in unseren heiligen Hallen ist, wird sich alle Macht des Kontinents auf mich und später auf Dich vereinigen.
Hero hörte seinem Vater wie gebannt zu. So viel auf einmal zu erfahren, erschreckte ihn. War es wirklich nötig, gerade jetzt, wo ein Krieg bevorstand, ihn mit Vorträgen zu langweilen. Hero wollte kämpfen und nicht Zeit mit langem Gerede verschwenden.
Doch Pantheer fuhr unbeirrt fort. „Wenngleich alle Fürsten und Halbkönige unserem Reiche untertan sind, so wird der eine oder andere versuchen, seinen Reichtum zu mehren und sich bei nächster Gelegenheit gegen uns wenden. Nicht alle, die sich um uns scharen, werden uns freiwillig folgen. Erst wenn die Unnitter geeint und über das Meer gekommen sind und das Bergvolk aus dem Osten, das uns die Unterstützung gegen Karikootos zugesichert hat, vor unseren Toren steht, sind wir vielleicht in der Lage, das Schlimmste abzuwenden. Denn Karikootos, mein Halbbruder verfügt über eine große Armee, die sich aus den Völkern der nordischen Krieger zusammensetzt und diese Männer, sind nicht nur an Körpergröße den unseren überlegen, sie sind auch verschlagen und schlau. Außerdem hat er noch das Volk der Vassonier auf seiner Seite. Und die Schlachten können schon morgen beginnen. Wir sind darauf vorbereitet.“
Hero war froh, endlich zu hören, worauf er so lange gewartet hatte. Der Krieg stand unmittelbar bevor.
Pantheer sah seinen Sohn nachdenklich an. Was er ihm jetzt zu sagen hatte, würde Hero nicht gefallen. „Zu Beginn des Krieges wirst Du deshalb hier im Palast bleiben und für den Nachschub an Waffen und Nahrung sorgen. Das ist eine wichtige Aufgabe, denn wenn der König seinen Palast verlässt, sind die Feinde schnell zur Stelle. Wir dürfen ihnen keinen Vorteil verschaffen. Krotos wird Dich dabei unterstützen. Er ist nicht nur dein Lehrer sondern auch ein erfahrener Stratege, der mit seinen Plänen unsere Armeen leiten wird. Auch er wird vorläufig im Palast bleiben und er ist der Einzige, dem Du bedingungslos vertrauen kannst.“
Hero hatte seinem Vater aufmerksam zugehört und verstanden, dass Pantheer sich große Sorgen um den Fortbestand des Reiches machte. Trotzdem fühlte er sich niedergeschlagen. Er ging einen Schritt zurück und rief: „Warum willst Du mich in den Palast sperren? Habe ich nicht im Kampf gegen meine Freunde immer
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