Astrilandis Buch 1
gewonnen? Hat Dir Krotos nicht gesagt, wie gut ich schon im Schwertkampf bin?“ Er blickte seinen Vater herausfordernd an: „Ich bin stark und kann selbst Dich besiegen, wenn ich es will!“
Pantheer war auf diesen Ausbruch vorbereitet. Hero wäre nicht sein Sohn, hätte er sich nicht gegen diese Anweisungen aufgelehnt. Aber er blieb ruhig und ging auf Hero zu. „Mein Sohn“, sagte er, „wir werden das Schicksal nicht herausfordern. Du wirst vielleicht schneller auf dem Schlachtfeld sein, als es uns gefällt.“ Hero wandte sich enttäuscht ab, er ballte seine Hände zu Fäusten und presste die Lippen aufeinander. Er würde seinem Vater nicht zeigen, wie sehr ihn diese Entscheidung verletzt hatte.
Pantheer sprach unbeirrt weiter über allgemeine Aufgaben, die sein Sohn im Palast zu erledigen hatte. Er hob vor allem hervor, dass es auf eine enge Zusammenarbeit mit Krotos ankam, der sehr erfahren war. Die Tatsache, dass Hero mit Krotos seit mehr als zwei Monden einen offenen Krieg führte, war seinem Vater offensichtlich nicht aufgefallen. Denn Krotos hatte Hero gerade in der letzten Zeit viel abverlangt, und Hero war selten freiwillig bereit ihm zu folgen. Es gab immer Meinungsverschiedenheiten und Streitereien und nun sollte gerade Krotos sein Vertrauter werden. Er hätte seinem Vater gerne geantwortet, dass Krotos nicht der Mann war, den er sich als Berater wünschte. Wie oft hatte er ihn vor seinen Freunden Kanto und Ipmeos angeschrien und ihm gezeigt, wie unzulänglich sein Schwertkampf noch war. Er konnte ihm selten etwas Recht machen und nun würde er mit ihm zusammen den Palast führen und den Nachschub planen müssen. Heros Nackenhaare sträubten sich.
Während Hero gefasst auf seine Zehen blickte, sprach Pantheer weiter: „Es ist jetzt auch an der Zeit, dass Du erfährst, wer Deine Mutter ist und warum Du sie bis heute nicht kennen gelernt hast.“
Hero spürte einen Stich in seinem Herzen, er blickte verdutzt auf und sah, dass sein Vater verlegen an seiner goldenen Nadel nestelte, die seinen Überwurf zusammenhielt. Er hatte noch nie den Mut gehabt, seinen Vater zu fragen, was mit seiner Mutter sei, denn die Amme und auch Krotos hatten ihm mehrmals zu verstehen gegeben, dass darüber im ganzen Palast nicht gesprochen werden durfte. Pantheer wies mit der Hand auf die Marmorblöcke, die mit Fellen abgedeckt waren und die von einer schrägen Öffnung an der Decke mit Sonnenstrahlen beschienen waren. Der sonst dunkle Raum wirkte dadurch geheimnisvoll. Es war absolut ruhig in diesen Hallen. Pantheer ließ sich mit Hero auf den Fellen nieder. Pantheer begann mit gedämpfter Stimme zu sprechen, um zu verhindern, dass einer der Palastdiener mithörte:
„Deine Mutter lebt auf Miatris zusammen mit ihren Leibeigenen und den Untertanen ihres Reiches. Du kennst diese Inseln bereits, wir sind schon einmal mit dem Schiff vor den Riffen gekreuzt. Sie ist die Königin von Miatris und sie ist eine geborene Salsivarin.“
Dieses Meervolk mit den Schwimmhäuten zwischen den Fingern und Zehen, mit der feuchten Haut und den sanften Stimmen unterscheidet sich stark von den Astrilandiern auf dem Kontinent, die daran gewöhnt sind mit Entbehrungen zu leben.“ Er holte tief Luft, um dann Hero kurz anzusehen. Er wusste nicht, wie er Hero alles, was geschehen war, erklären sollte. Es gab so viel, das dieser Junge noch nicht verstehen konnte. Er hatte sich selbst oft genug verwünscht, dass er in blinder Liebe eine Salsivarin begehrt hatte und er fürchtete, dass Hero schon bald die Merkmale der Meermenschen bekommen würde. Aber er hoffte auf das Orakel, das ihm einen starken Sohn und große Siege versprochen hatte. Nicht ohne Stolz hatte er festgestellt, dass Hero starke Hände und ausgeprägte Muskeln hatte, die ihn in seiner Erscheinung nicht als Salsivaren erkennen ließen. Er wachte sorgfältig darüber, dass Hero immer Stiefel trug, um ihn daran zu gewöhnen, falls die Schwimmhäute zwischen den Zehen doch noch wachsen sollten. Außerdem hatte Hero eine Haut mit dem samtig goldenen Ton, der alle Astrilandier auszeichnete. Manchmal, wenn Hero schlief, ging Pantheer in seine Kammer, um ihm prüfend die Hand auf die Stirn zu legen, ob sie sich kühl und feucht oder warm und trocken anfühlte. Er war jedes Mal beruhigt, wenn er spürte, wie die Adern unter der warmen Haut pulsierten. Niemand kannte seine Sorgen. Hero war sein einziger Sohn und er würde keine anderen Nachkommen mehr haben. Die letzten Konkubinen, die
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