Astrilandis Buch 1
ertragen mussten.
Inzwischen war Hero, immer noch beeindruckt von seines Vaters Rede, vor den Abgesandten und den Kriegern, die nun auf der Seite von Astrilandis waren, mit großen Schritten und Sprüngen hinabgerannt vor die Schmiede, aus der lautes Hämmern zu hören war. Die Frau des Schmieds stand auf dem Hof und drosch mit einem Holzflegel Korn. Hero schaute sich verlegen um, er wollte schnellstens zu Mita und ohne gesehen zu werden. Er musste ihr unbedingt erzählen, was sich im Palast zugetragen hatte. Jetzt, da sein Vater ihn vor allen als den künftigen Herrscher benannt hatte, war es noch schwieriger, sich mit der Tochter des Schmieds zu treffen. Hero hatte seine vornehme Kleidung nicht abgelegt, als er den Palast verlassen hatte.
Mitas Mutter hatte Hero bereits den Abhang heruntereilen sehen und warf sich vor ihm auf die Knie. Dabei blickte sie verstohlen nach Heros Miene. Hero errötete bis unter die Haarwurzeln, als er Mitas Mutter die Hand reichte und sie bat, wieder aufzustehen. Schon oft hatte er diese Geste bei seinem Vater gesehen, dass er sie ganz selbstverständlich anwandte, aber er fühlte sich etwas seltsam dabei. Bisher hatten die meisten Erwachsenen vor ihm nur den Kopf gesenkt und waren stehen geblieben. Doch jetzt beugten sie auch vor ihm die Knie. Er brauchte nicht nach Mita zu fragen. Die Frau des Schmieds zeigte mit der Hand in Richtung Ziegenställe und Hero rannte wortlos, ohne zurück zu blicken davon. „Mita, Mita!" rief er beim Betreten des Holzhauses, in dem die Ziegen untergebracht waren, „wo versteckst du dich?“ Sie stand mit dem Rücken zu ihm und als sie sich langsam umdrehte, sah Hero, dass ihr die Tränen über das Gesicht liefen. „Aber was ist denn los?“, fragte er noch immer atemlos. Mita hielt sich die Hände vors Gesicht und trocknete mit dem Saum ihres Hemdes die Tränen.
„Alle wissen es schon, dass du jetzt der neue Herrscher von Astrilandis bist, und du fragst mich, was los ist.“ Hero sah sie verständnislos an:
„Aber Mita, freu dich doch mit mir, ich kann nun endlich machen was ich will und muss nicht mehr auf Krotos hören!“ Mita sah ihn mitleidig an und sagte mit belegter Stimme: „Du musst vielleicht nicht mehr auf Krotos hören, aber als Herrscher von Astrilandis wirst du künftig nur noch im Palast sein und wir werden uns nicht mehr sehen können.“
Hero sah Mita bestürzt an, so hatte er sie noch nie gesehen. Er glaubte auch nicht, was sie ihm da sagte. Warum sollte er sie nicht mehr sehen?
Im gleichen Moment war Pferdegetrappel auf dem Hofplatz zu hören. Ein Sklave Pantheers, der Heros schwarzes Pferd am Zügel führte, rief laut: „Hero, der junge Prinz möge wieder in den Palast zurückkehren!“
Mita sah Hero hilflos an. Unter lautem Schluchzen sagte sie: „Glaubst du nun, dass ich recht habe und die Zeit gekommen ist, dass wir uns verabschieden?“
Hero hatte Mita noch nie weinen sehen, er ging auf sie zu, aber sie wich vor ihm zurück und wandte sich ab. Auch er war traurig und konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. Als sie sich noch einmal umwandte und ihr Blick den seinen traf, fühlte Hero plötzlich schmerzlich, wie schwer es war, erwachsen zu werden. Er hätte sie gerne an sich gedrückt, aber Mita würde ihn wegstoßen, oder was noch schlimmer wäre, sich vor ihm in den Staub werfen. Das wusste Hero nur zu gut, deshalb drehte er sich um und verließ den Stall, um sich auf sein Pferd zu setzen, das bereits am Eingang auf ihn wartete. Er schickte den Sklaven zurück und sagte: „Bestellt meinem Vater, dass ich sofort komme.“
Dann führte er den Hengst noch einmal zurück zum Stall. Mita stand am Eingang und hatte ihm nachgesehen. Sie hielt den kleinen Wolf auf dem Arm, den sich Hero ausgesucht hatte. Mit tonloser Stimme sagte sie: „Wirst Du den Kleinen jetzt mitnehmen, oder soll er bei uns bleiben?“ Mit diesen Worten streckte sie das Hündchen Hero entgegen. Hero stieg von seinem Pferd und nahm das kleine Wollknäuel in Empfang. „Er wird es gut bei mir haben“, sagte er mit belegter Stimme. Dann fügte er hinzu: „Sei nicht traurig, ich komme zurück und dann kann uns nichts mehr trennen.“ Mitas Augen waren noch immer tränenverschleiert. Sie nahm Hero nicht richtig wahr, aber sie nickte und blieb mit gesenktem Kopf stehen. Bevor er sich abwandte, rief er noch: „Sage Deinem Vater, dass er für mich ein Schwert schmieden soll, das einem Sieger würdig ist!“ Dann ritt er ohne sich umzuwenden, so
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