Astrilandis Buch 1
Wäldern den Weg nach Norden einzuschlagen, um die Palastwachen zu täuschen. Sie ritten deshalb quer über die Ebene bis zu den Wäldern von Tondoros. Diese Ebene war vom Palast aus gut einzusehen. Hero nahm Cid, der flink zwischen den Pferden mitgesprungen war, zu sich auf den Sattel. Es ging jetzt darum, keine verräterischen Spuren zu hinterlassen, und Wolfspfoten zusammen mit den Hufspuren der Pferde wären ein guter Hinweis auf die kleine Gruppe gewesen. Kurz bevor der Wald sie aufnahm, verlangsamten sie ihr Tempo und blickten noch einmal zum Palast zurück, der gerade in das aufgehende Sonnenlicht getaucht war und seine Pracht in größter Schönheit zeigte. Hero musste an die funkelnden Steine denken, die er im Schatz von Miatris gesehen hatte. Doch der strahlende Palast war bei weitem schöner als der wertvollste Schatz. Nun würde er ihn für längere Zeit nicht mehr sehen, deshalb sagte er zu seinen Freunden: „Blickt euch noch einmal um, wir haben einen langen Weg vor uns und wann wir zurückkehren ist ungewiss!“
Ipmeos und Kanto blickten ihren Freund überrascht an. Sie waren sicher gewesen, schon am Abend wieder in den Palast zurückzukehren. Es konnte doch nicht so schwer sein, Mita und ihre Mutter zu finden. Sie ahnten noch nicht, dass ihnen das größte Abenteuer ihres Lebens bevor stand. Der gemütliche Kanto hatte sich bereits ein Stück Brot aus dem Vorratskorb geholt und biss genüsslich hinein. Hero schluckte seine Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, hinunter, um den Freund nicht unnötig zu ärgern. Kanto würde selbst bald bemerken, dass der Vorrat nur für kurze Zeit reichte und sie dann auf seine Jagdkünste angewiesen waren.
Hero ritt auf seinem Lieblingspferd, das die anderen um eine Kopfhöhe überragte und sich durch die geschmeidigen Bewegungen von allen anderen Pferden abhob. Er hatte es im letzten Sommer von seinem Vater anlässlich des Reiterwettbewerbs erhalten. Obwohl Krotos es zugeritten hatte, war Hero mit diesem Hengst sofort beim Wettbewerb als Sieger hervorgegangen. Dieses Pferd war schwarz wie Lava und wenn es seinen Kopf schüttelte, flog die seidenweiche Mähne im Wind. Es war ein schnelles, wendiges Tier, das nicht nur friedfertig, sondern auch ausdauernd und schlau war. Volcanos Augen lagen weit auseinander und seine Nüstern waren groß und bebten, wenn Hero mit der Hand sanft über seine Stirn strich. Dieser außergewöhnliche Hengst stammte von den Windinseln und Pantheer hatte ihn beschworen, gut auf das Tier aufzupassen, da es als Zuchttier geeignet war. Hero musste nicht auf den Weg achten, Volcano wich jedem Hindernis graziös aus und die hinter ihm hertrottenden Pferde hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Hero überlegte lange, bevor er seinem Pferd den Namen Volcano gegeben hatte, da es durch seine schwarze Farbe viel auffälliger war, als die braunen oder weißen Pferde, die in den Herden von Astrilandis lebten. Die lange Bootsreise von den Windinseln war Volcano zunächst schlecht bekommen, er war krank und musste tagelang betreut werden, aber als er sich erholt hatte, hielt er alle in Atem, die ihm nahe kamen. Krotos nahm die Herausforderung an, dieses wilde Tier zu zähmen. Er musste all seine Kraft und Energie aufwenden, Volcano zu einem Reittier für Hero zu formen.
Sie waren endlich im Wald angekommen und Heros Freunde, die beide bisher selten den Palast verlassen hatten, sahen sich neugierig um. Dieser Weg, dem sie jetzt folgten, würde sie geradewegs zu dem Ort führen, auf dem die Schlacht von Tondoros stattgefunden hatte. Die knorrigen Nadelbäume standen vereinzelt in dem dichten Buschwerk, über das die Pferde kaum hinwegsehen konnten. Hero, der voraus ritt, kannte den kleinen Bach, dem sie in Richtung Osten folgen mussten. Der weiche Waldboden verschluckte ihre Schritte, und je weiter sie in den Wald hinein ritten, desto feuchter wurde es. Oft mussten sie ihre Köpfe einziehen, um nicht im dichten Geäst hängen zu bleiben. Der Pfad führte plötzlich steil bergan und Hero ritt mit Schwung hinauf. Die andern folgten ihm zögernd. Die unheimliche Ruhe dieses Waldes und die fremden Gerüche flößten ihnen Angst ein. Als Hero zurück schaute, sah er, dass seine Freunde mit ängstlichen Gesichtern nach rechts und links blickten. Um sie abzulenken sagte er: „Nur noch wenige Schritte und wir werden diesen Pfad verlassen und am Bach entlang reiten.“ Im gleichen Moment hörten sie Stimmen, die aus dem Tal kamen, das vor ihnen lag. Es waren
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