Astrilandis Buch 1
nicht zurückgeblickt, er war gegen den starken Wind angeritten wie der Teufel. Er hatte keinen Augenblick daran gezweifelt, dass Kanto und Ipmeos dicht hinter ihm waren. Doch als er Volcano angebunden hatte, hielt er vergeblich nach den Freunden Ausschau. Der Wind blies nach wie vor mit unverminderter Stärke und der feine Sand brannte im Gesicht und in den Augen. Er bemühte sich vergebens, seine Freunde in dem Sturm zu sehen. Er rief nach ihnen, aber es kam keine Antwort. Er wagte nicht, sich von den Felsen weg zu bewegen, denn er fürchtete, die Orientierung zu verlieren, weil der Sturm immer lauter tobte. Er ließ sich mit dem Rücken zum Fels nieder und starrte in die hereinbrechende Dunkelheit. Was war nur mit Kanto und Ipmeos geschehen? Hero verstand nicht, warum sie nicht dicht hinter ihm geritten waren. Jetzt musste er abwarten, bis sich der Sturm legte und es wieder hell wurde, dann würde er den Weg zurückgehen, um sie zu suchen.
Kanto und Ipmeos hielten ihre Pferde krampfhaft an den Zügeln fest, um sie nicht zu verlieren, denn die Tiere waren außer sich vor Angst. Sie versuchten, so gut es ging, in einer Bodenwelle abzuwarten, bis sich der Wind gelegt hatte, denn im Augenblick wussten sie nicht, in welche Richtung sie weitergehen sollten. Beide hatten laut Heros Namen gerufen, aber der brüllende Sturm hatte ihre Rufe verschluckt. Keiner von beiden wagte noch einmal das Wort „Dämonen“ auszusprechen, denn sie waren überzeugt, dass dieser Sturm von den Dämonen erzeugt wurde, die sie voneinander trennen und vernichten wollten.
Auch Hero hatte Angst, aber weniger um sich, er fürchtete mehr um die Freunde, die vielleicht unbesonnen reagieren würden. Er fühlte sich schuldig, dass er nicht aufgepasst hatte, wohin sie geritten waren.
Trotz seiner Ängste und Sorgen übermannte Hero der Schlaf. Cid hatte sich zu seinen Füßen abgelegt. An die Felswand gelehnt, fielen ihm plötzlich die Augen zu und er versank in kurze schwere Träume. Lautes Grollen und das Wiehern von Volcano weckte ihn schließlich wieder auf und er sprang ohne zu überlegen auf die Beine, als genau an der Stelle, wo er gerade noch gesessen hatte, ein Felsbrocken aufschlug. Viele kleinere Steine folgten, so dass Hero von einigen auf dem Kopf und den Schultern getroffen wurde. Aber zum Glück war er dem großen Felsen rechtzeitig entkommen, denn dieser Stein hätte ihn getötet. Hero zitterte am ganzen Leib, als er zu Volcano ging und den Hengst am Kinn graulte. Er wusste nicht, ob er durch das Wiehern Volcanos oder durch den Lärm des Steinschlages aufgewacht war. Aber er hatte noch einmal Glück gehabt.
Der Sturm legte sich so plötzlich, wie er aufgekommen war, die dunklen Wolken verschwanden und am Nachthimmel waren strahlende Sterne zu sehen. Hero blickte angestrengt in die Dunkelheit. Hatte sich da nicht etwas bewegt? Er versuchte genauer hinzusehen. Auch Volcano war unruhig und tänzelte nervös hin und her. Hero legte seine Hand auf Volcanos Nüstern, um ihn zu beruhigen. Da! Schon wieder ein Schatten, der nicht näher zu erkennen war. Hero wagte nicht, die Namen der Freunde zu rufen. Er fühlte einen Druck auf der Brust und eine unerklärliche Unruhe in sich aufsteigen. Sollte die Geschichte mit den Dämonen doch wahr sein? Er dachte fieberhaft nach, was ihm darüber erzählt worden war, aber seine Erinnerung ließ ihn vor Aufregung im Stich. Er hatte in seiner Kindheit viele Geschichten gehört, aber die von den Dämonen von Plessos hatte er nicht geglaubt. Sie war so unheimlich gewesen, dass er Amira immer schnell die Hand auf den Mund gelegt hatte, wenn sie ihm davon erzählt hatte. Jetzt wäre er froh gewesen, wenn er damals die volle Geschichte erfahren hätte und er ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht besser hingehört hatte. Er fühlte, wie sich Schatten näherten und sich die Kreise um ihn enger zogen. Volcano begann wieder laut zu schnauben und mit den Augen zu rollen. Hero fasste an den Knauf seines Schwertes, um kampfbereit zu sein. Den Köcher mit den vergifteten Pfeilen und seinen Bogen lehnte er an die Felswand hinter sich.
Plötzlich löste sich ein Schatten aus der Dunkelheit und sprang mit großen Sätzen auf ihn zu. Erst jetzt erkannte er, dass es ein riesiger Wolf war, der ihn mit seinem Rudel umschlichen hatte. Hero zog sein Schwert und hieb damit auf die Gestalt ein. Das Tier fletschte seine gelben spitzen Zähne, und Hero blickte entsetzt in einen gefräßigen Rachen, dessen Atem ihm
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