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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Sit-ups nach verdient hätte, so sah ich aber doch ganz bestimmt nicht schwanger aus!
    Mist, was war im Augenblick bloß los? Seit Kai auf der Bildfläche erschienen war, ging irgendwie alles daneben. Kai! Kai! Immer wieder Kai! Moment mal … Plötzlich durchzuckte mich die Erkenntnis wie ein Blitz. Was sich bis jetzt als unbestimmte Ahnung in den Tiefen meines Unterbewusstseins herumgetrieben hatte, tauchte nun wie ein gefährliches Seeungeheuer an der Oberfläche auf. Mit einem Mal sah ich alles glasklar. Und je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass Kai es gewesen war, der den Zettel von meinem Schreibtisch entwendet hatte. So musste es gewesen sein! Ob er darüber hinaus der Mistkerl war, der mich verbal geschwängert hatte? Zuzutrauen wäre es ihm. Schließlich wusste ich aus leidvoller Erfahrung, wozu diese linke Bazille fähig war. Und außerdem war Kai der Einzige im Hotel, der davon profitieren würde, wenn alle annahmen, ich sei schwanger …
    »So, fertig.« Marie hielt mir einen Spiegel vors Gesicht.
    Ich musste zugeben, dass sie hervorragende Arbeit geleistet hatte. Die fahle Blässe und die dunklen Augenringe waren verschwunden. Stattdessen sah mein Teint frisch und rosig aus. Auch das kleine Malheur mit dem Konturenstift hatte Marie geschickt ausgebügelt. Zum Glück war ich erst ein paar Tage zuvor beim Friseur gewesen, sodass meine schulterlangen blonden Haare frisch durchgestuft waren und locker mein Gesicht umspielten.
    Jetzt musste ich mich aber sputen. Sicher war der Fotograf bereits eingetroffen. Eigentlich wäre es mein Job gewesen, Sven Arnold zu begrüßen und ihn den Kollegen und der Geschäftsleitung vorzustellen. Gut, dass wir erst vor ein paar Tagen miteinander telefoniert hatten und ich ihm das Briefing zur Sicherheit noch einmal per E-Mail geschickt hatte, eigentlich müsste ein Profi wie er also wissen, was zu tun war.
    Wir hatten uns darauf verständigt, abteilungsweise vorzugehen. Das Marketing sollte den Anfang machen. Die Planung sah vor, als Erstes von jedem Team im normalen Arbeitsumfeld ein Gruppenbild zu schießen: Werners Küchencrew am Herd, Verenas Mädels an der Rezeption und so weiter. Darüber hinaus sollte in der Imagebroschüre von jedem Abteilungsleiter ein kleines Porträt erscheinen. Das war mein Vorschlag gewesen, um dem Hotelauftritt eine persönliche Note zu verleihen. Einen »human touch«, wie Ilka es gerne nannte. Im Nachhinein verfluchte ich mich selbst für diese Idee. Wenn Ilka unbedingt einen »human touch« haben wollte, konnte ich gerne für ein paar dreckige Fingerabdrücke auf der Broschüre sorgen. Leider war es für solche Vorschläge nun zu spät.
    Da noch nicht geklärt war, wer in die Führungsriege aufsteigen würde, musste sowohl von Kai als auch von mir eine Einzelaufnahme gemacht werden. Für einen Blitzlichtmuffel und Weihnachtsfoto-Verweigerer wie mich eine echte Tortur. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Leider. Denn vor den Erfolg hatten die Götter den Schweiß gesetzt. Und das war in diesem Fall durchaus wörtlich zu nehmen.
    Als ich die Bürotür aufriss, wich ich erst einmal unwillkürlich ein paar Schritte zurück. Oh mein Gott, was für eine Hitze! Innerhalb von Sekunden war mein Gesicht von einem dünnen Schweißfilm überzogen. Obwohl es draußen taghell war und die Sonne vom Himmel knallte, hatte der Fotograf ein halbes Dutzend Lampen in unserem Büro aufgebaut. Um den Raum optimal auszuleuchten, wie er gerade erklärte.
    »Wirklich beruhigend. Ich dachte schon, Sie wollten uns schmoren«, ächzte Kai und fächerte sich mit einem Briefumschlag Luft zu.
    Yvonne kicherte wie ein Teenager. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Ebenso gut hätte Kai die Börsenkurse oder die Ergebnisse der Fußballbundesliga herunterbeten können. Aus mir unerfindlichen Gründen schien Yvonne alles lustig zu finden, was er den lieben langen Tag von sich gab.
    Im Vorbeigehen warf ich Kai einen wütenden Seitenblick zu. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte der Fotograf ihn nicht nur schmoren, sondern gerne auch bei lebendigem Leib flambieren dürfen. Allein seine Anwesenheit reichte, um mich und meinen Blutdruck auf hundertachtzig zu bringen. Was für ein hinterhältiger, intriganter Mistkerl! Mittlerweile war ich fest davon überzeugt, dass sowohl der verschwundene Zettel als auch das Babygerücht auf sein Konto gingen. Und was den Briefumschlag betraf, den Kai als Fächer benutzte: Wetten, dass ich das Kuvert später

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