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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Kostprobe davon bekommen.
    In den folgenden Tagen stellte ich überrascht fest, dass Kais miese Intrige auch etwas Gutes hatte. Meine Kollegen und Kolleginnen waren noch nie so hilfsbereit und zuvorkommend zu mir gewesen. Langsam begann ich, meine Schwangerschaft zu genießen. Die freudige Nachricht schien sich bereits wie ein Lauffeuer verbreitet zu haben. Wo ich im Hotel auch auftauchte, hielt man mir die Tür auf, bot mir einen Stuhl an oder erkundigte sich freundlich nach meinem Befinden. Ausnahmsweise bekam ich von Yvonne sogar auch einen Kaffee – natürlich koffeinfrei – serviert. Unser Azubi bot sich sogar an, mir die Tasche zum Auto zu tragen.
    Doch trotz aller Privilegien und Annehmlichkeiten, die mir diese »Scheinschwangerschaft« bescherte, war es allerhöchste Zeit, das Gerücht aus der Welt zu schaffen. Irgendwie musste ich meinen lieben Kollegen unmissverständlich klarmachen, dass ich allen anderslautenden Flurfunk-Meldungen zum Trotz keineswegs ein Baby bekommen würde. Die Frage war bloß: Wie? Ich konnte doch wohl schlecht einen Zettel mit der Aufschrift »Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin nicht schwanger! Mit bestem Gruß, Melina« ans Schwarze Brett pinnen.
    Außerdem war eins so sicher wie das Amen in der Kirche: Je vehementer ich die Schwangerschaft bestritt, desto weniger würde man mir Glauben schenken. Zwar verfügte das Hotel über keine Mitarbeiterkantine, dafür aber über eine hervorragende Gerüchteküche. Vergangenes Jahr war wochenlang gemunkelt worden, dass Charlotte sich die Brüste habe machen lassen. Auf der Damentoilette hatte es nur noch ein Thema gegeben: Kochsalz oder Silikon? Gegner und Befürworter von künstlichen Brüsten hatten sich auf dem Flur erbitterte Wortgefechte geliefert. Erst als Charlotte endlich die Katze aus dem Sack gelassen hatte und offiziell verlauten ließ, dass sie schwanger war, verstummte das Gerede über ihre bombastische Oberweite.
    In meinem Fall war es genau umgekehrt: Ich wollte die Kollegen davon überzeugen, dass ich nicht schwanger war. Also musste ich subtiler vorgehen. Die Sitzung anlässlich des hundertjährigen Hoteljubiläums kam mir da gerade recht. Eine bessere Plattform für mein Dementi konnte ich mir kaum wünschen.
    Während der Ablauf der Feier geplant und die Aufgaben verteilt wurden – ein Großteil der Arbeit, wie etwa die Gestaltung der Einladungskarten und die Organisation des Rahmenprogramms würde an mir hängen bleiben –, saß ich wie auf heißen Kohlen. Ich wartete auf die richtige Gelegenheit, um meine Informationen unters Volk zu bringen.
    Conrad klatschte in die Hände. »So, ich glaube, das wär’s für heute. Oder hat noch jemand etwas auf dem Herzen?«, fragte er in die allgemeine Aufbruchsstimmung hinein.
    Ich räusperte mich vernehmlich. »Ähm … ja, ich hab da noch was in eigener Sache.«
    Da Conrads Frage von den meisten wohl für eine Floskel gehalten wurden war, auf die ohnehin niemand reagieren würde, richteten sich nun alle Augen gespannt auf mich.
    In meinem Magen kribbelte es nervös. »Kann mir zufällig eine der Damen mit einem Tampon aushelfen?«, ließ ich die Bombe, ohne jemanden direkt dabei anzusehen, hochgehen.
    Im Konferenzraum war es plötzlich mucksmäuschenstill, nur das zänkische Schnattern der Enten drang durch das geöffnete Fenster gedämpft zu uns herein. Ilka, Conrad, Verena und die übrigen Teilnehmer der Elefantenrunde – sie alle saßen da wie versteinert. Ich versuchte an den Gesichtern abzulesen, wer von meinem zukünftigen Mutterglück gewusst hatte. Ein schier aussichtsloses Unterfangen, denn irgendwie sahen alle ziemlich betreten aus. Entweder weil es ihnen peinlich war, dass ich in aller Öffentlichkeit den weiblichen Zyklus thematisiert hatte, oder weil ihnen klar wurde, dass Schwangerschaft und Regelblutung sich im Allgemeinen gegenseitig ausschlossen.
    »Hey, was ist los? Ist doch nichts dabei«, gab ich mich betont locker, obwohl ich mich vor Scham am liebsten in das nächste Mauseloch verkrochen hätte. Aber da musste ich jetzt durch. »Ich hab lediglich nach einem Tampon und nicht nach Drogen oder Pornos gefragt.«
    »Du hast völlig recht«, kam Katharina, die Leiterin des Wellness- und Fitnessbereiches, mir zu Hilfe. »Warte, ich schau gleich mal nach. Ich bin sicher, ich hab ein o.b. dabei.«
    So als hätte einer »Rührt euch!« gerufen, ging plötzlich ein Ruck durch das Kollegenrudel. Während die Herren sich mit einem Mal brennend für ihre

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