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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Krönung des Ganzen wedelte der blonde Hungerhaken in den kurzen Pausen zwischen den einzelnen Fotosequenzen immer wieder mit einer Puderquaste in meinem Gesicht herum.
    Kurz bevor mein Arm abfallen konnte, gab uns der Fotograf ein Zeichen, dass wir uns endlich wieder rühren durften. Aber der Spaß war noch lange nicht vorbei. Denn nach der kollektiven Hinrichtung standen nun die Einzelfotos auf dem Programm.
    »Ladies first.« Kai wies auf den Hocker, den Schätzchen seufzend herbeischleppte. Dieser Job war ganz klar unter ihrem Niveau, wie sie ihrer Umwelt durch ihren gelangweilten Gesichtsausdruck und lautes Kaugummiknatschen zu verstehen gab. Hatte dem armen Mädel denn noch nie jemand gesagt, dass sie dabei große Ähnlichkeit mit einem schwarz-weiß gefleckten Wiederkäuer hatte?
    »Danke, aber ich kann warten«, versuchte ich die unangenehme Prozedur noch ein bisschen aufzuschieben.
    Dummerweise war Kai ruck, zuck fertig. Auf Kommando knipste er sein smartes Lausbubenlächeln an, und schon war das Foto im Kasten. Nachdem er erfolgreich als Model posiert hatte, schüttelte er sich wie ein nasser Hund und streifte sich die Krawatte ab. »Ich werde nie verstehen, warum Männer so einen Strick um den Hals tragen müssen. Außer, damit Schwiegermama jedes Jahr Weihnachten ein passendes Geschenk hat.«
    Meinte er Schwiegermütter im Allgemeinen oder seine im Speziellen? Auch Yvonne schien diese Frage, wie vermutlich alle ledigen Mitarbeiterinnen des Hotels, brennend zu interessieren. »Und was lag letztes Jahr unter dem Christbaum?«, fragte sie munter. »Streifen, Punkte oder vielleicht sogar Paisleys?«
    »Nur Onkel Alfred, der zu tief ins Punschglas geschaut hat.« Wieder war es Yvonne nicht gelungen, Kai Details über sein Privatleben zu entlocken. Allzu viel hatte »der Neue« noch nicht von sich preisgegeben.
    Während ich mit einem Ohr dem Geplänkel zwischen Kai und Yvonne lauschte, versuchte ich mit dem anderen Ohr den Anweisungen des Fotografen zu folgen.
    »Seien Sie ganz locker und entspannt. Ich beiße nicht.«
    Wieso sollte er auch? Schließlich war er bewaffnet. Ob die Linse einer Kamera oder der Lauf einer Pistole auf einen gerichtet war, machte meiner Ansicht nach keinen allzu großen Unterschied. Beides verursachte bei mir Horror und blankes Entsetzen, was man mir vermutlich auch ansah.
    »Rufen Sie einfach ›Ameisenkacke!‹«, riet mir Kai, der sich hinter dem Fotografen auf die Fensterbank geschwungen hatte.
    Ameisenkacke?! Die hatte der Kerl wohl im Kopf! Wir waren doch hier nicht im Kindergarten! Dennoch spürte ich, wie mein Mund sich gegen meinen Willen zu einem zaghaften Lächeln verzog.
    Irgendwann hatte auch ich die unangenehme Prozedur endlich überstanden. Während ich mir mit einem Taschentuch die zwei Zentimeter dicke Puderschicht vom Gesicht wischte, die Schätzchen mir ziemlich lieblos dorthin geklatscht hatte, stieß Kai plötzlich einen triumphierenden Schrei aus. »Ist das vielleicht der Zettel, nach dem Sie gesucht haben?« Wie eine Trophäe hielt er mir eine gelbe Haftnotiz entgegen. Ich erkannte Yvonnes geschwungene Handschrift sofort: »Termin mit Fotograf verschoben. Morgen neun Uhr Fotoshooting«, las Kai laut vor.
    Ich entriss ihm den Zettel. »Wo haben Sie den her?«
    »Er lag dort hinten auf Ihrem Schreibtisch, unter dem grünen Ordner.«
    »Unter dem grünen Ordner. Was Sie nicht sagen.« Der grüne Ordner mit den Angeboten der Druckereien hatte am Vorabend todsicher im Regal gestanden, das hieß, Yvonnes Notiz hätte mich förmlich wie ein junger Hund anspringen müssen. Aber das konnte ich natürlich nicht beweisen. Was mich noch zorniger machte. Ich spürte, wie mein Hals vor Wut anschwoll. »Wie kommen Sie eigentlich dazu, auf meinem Schreibtisch herumzuwühlen?«, heischte ich Kai an.
    »Ich habe nicht herumgewühlt, sondern den Ordner lediglich ein wenig zur Seite geschoben«, spielte er völlig unbeeindruckt weiter das Unschuldslamm. Gleich würde er mir noch erzählen, dass er aufgeräumt hatte, um auf meinem Schreibtisch Staub zu wischen!
    In seinem Gesicht suchte ich nach einem Funken Schuldbewusstsein oder wenigstens einem winzigen Anzeichen von Unsicherheit. Doch er hielt meinen Blicken stand, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Falls er etwas mit dem Verschwinden des Zettels zu tun hatte, konnte er sich verdammt gut verstellen. Aber das sollte mich eigentlich nicht überraschen, schließlich hatte ich in der Vergangenheit ja bereits mehr als eine

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