Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
ging. Es war zwei Tage vor dem Valentinstag. Februar ist der schlimmste Monat in Vancouver, nichts als ununterbrochener Regen, die Art von Regen, die einen dazu bringt, den Bau einer Arche als Hobby in Betracht zu ziehen, man weiß ja nie. Der einzige Lichtblick im Februar ist der Valentinstag, und dieses Jahr wurde mir sogar der genommen. Weiterhin ein- und auszuatmen schien schlicht zu anstrengend. Ich konnte nicht einfach weitermachen, ohne mehr zu wissen, deswegen begann ich, ihm nachzuspionieren. Streichen wir das. Spionieren klingt so negativ. Es klingt besser, wenn ich sage, dass ich nach ihm sah , wie bei einem sozialen Experiment. Er war vor drei Wochen ausgezogen, und nach ihm zu sehen war zu meinem neuesten Hobby geworden. Ich hatte sechs Jahre in diese Beziehung investiert und den Großteil meines Lebens, von einem Happy End zu träumen. Ich werde nicht ohne eine Erklärung aufgeben. Wenn wir erst wieder zusammen sind, wird er mir eines Tages für meinen Einsatz danken.
Das ist erst das zweite Mal, dass ich in diesem Haus bin. Meistens parke ich ein wenig abseits und beobachte das Gebäude. Bisher habe ich gesehen, dass er zwei Pizzas geliefert bekommen und ein FedEx-Paket angenommen hat. Er sieht gut aus, müsste aber mal zum Friseur. Was ihm wirklich bewusst werden muss, ist, wie sehr er mich braucht und dass er ohne mich nicht leben kann. Als er nicht von allein darauf zu kommen schien, wusste ich, dass ich ihm auf die Sprünge helfen musste, daher startete ich die Operation »Bring ihn nach Hause«, die mit dem Auto begann. Als er es beim Händler abholte, bekam er zwei Schlüssel. Als er auszog, ließ er einen in der Chaosschublade zurück, er hatte ihn komplett vergessen. Ich fing damit an, zu seinem Büro zu fahren und das Auto um ein paar Parkplätze zu verschieben. Ich hatte dies fünfmal getan, am Schluss habe ich es sogar eine ganze Etage tiefer geparkt. Wenn ich jetzt eine dieser Nächte erlebe, in denen ich in Selbstmitleid versinke, stelle ich ihn mir vor. Er steht mit seiner Aktentasche da und schaut auf den Platz, an dem er das Auto geparkt hat, bekommt Panik und sieht es dann drei oder vier Parkplätze entfernt. Ihm wird in diesem Augenblick klar, dass sein Leben ins Chaos abrutscht, dass er mich braucht. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber ich fühle mich dann wirklich besser.
Meine beste Freundin, Jane, die in Zeiten emotionaler Krisen ganz sicher mit Eiscreme vorbeikommt, und zwar nicht mit der billigen Hausmarke, sondern der vollsahnigen und fetten Markencreme, findet mich brillant. Um genau zu sein sagte sie etwas wie »Du hast den Verstand verloren«, aber ich weiß, dass sie gemeint hat »Das ist total irre«, im Sinne von »irre clever«.
Doug hat eine Wohnung in einem modernen Chrom-und-Glas-Hochhaus gemietet. Das erste Mal, als ich zu dem Haus kam, ging jemand vor mir, und ich bin einfach mit ihm durch die Haustür spaziert. Ich sah mir den Eingang an: Ziemlich typisch, eine Wand voller grauer Metallbriefkästen, ein paar staubige Grünlilien (aus Plastik) und Kunst, die aussah, als wäre sie von einem Kindergartenkind gemalt worden, mit großen Flecken in Grundfarben, die wütend und irgendwie leicht pornographisch aussahen. Ich fand eine Broschüre über das Apartmenthaus. Sie nannten sich selbst einen Ort für »städtische Singles«, und ich weiß, das bedeutet ein Abschlepport. Im Grunde ist es ein riesiges Phallussymbol, in dem Männer mit dünner werdenden Haaren wohnen und junge Frauen voller Silikon, die nach einem Mann mit einem festen Job suchen. Doug passt dort hinein. Er verliert seine Haare, er hat keine Geheimratsecken oder kahle Stellen, sondern sein Haar wird einfach überall dünner. Sein Kopf ähnelt einer Pusteblume, und es sieht aus, als würden seine Haare sich vom Kopf lösen und verwehen, wenn man kräftig bläst. Das sollte ich eigentlich nicht erzählen, weil es dann so klingt, als sei er dämlich, dabei ist er ein wirklich attraktiver Mann und ein guter Fang. Er hält sich in Form. Er spielt Baseball, Basketball und Hockey, und wenn er nicht genügend Freunde zusammenbekommt, geht er ins Fitnessstudio. Er hat ein wunderbares Lächeln. Als Kind stand er mal zu dicht hinter einem Freund, der gerade beim Baseball schlug und ihm den Schläger direkt ins Gesicht knallte. Sein Zahn schnitt in seine Lippe, und er hat immer noch diese winzige, weiße Narbe an seiner Oberlippe. Dadurch ist sein Lächeln leicht schief und absolut charmant. Wenn er irgendwohin
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