Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
dich nicht für verrückt. Ich nehme an, dass an diesen parapsychologischen Phänomenen viel mehr dran ist, als wir wissen. Ich habe auch schon mal daran gedacht, zu einer Hellseherin zu gehen. Falls du diese Woche zu dieser Esoterikmesse gehen willst, dann musst du für mich fragen, was ich mit meinem Leben anstellen soll.«
»Abgemacht«, sagt sie. Doug lächelt, und ich unterdrücke das Bedürfnis, die Ameisenfalle, die gegen meinen Kopf drückt, auf ihn zu werfen, direkt in sein anzügliches Grinsen. Ich atme wahrscheinlich gerade tödliches Ameisengift ein, während mein Freund einer anderen Frau den Hof macht. In meinen Augen stehen Tränen, und ich bemühe mich, sie durch schiere Willenskraft wieder einzusaugen. Ich weigere mich, deswegen zu weinen. Sie holt ihre Sachen aus dem Trockner, auch den Leopardenmusterstring mit passendem BH. Ich hätte es wissen müssen. Sie zieht jedes Kleidungsstück langsam aus dem Trockner, um sicherzugehen, dass Doug alles gut sehen kann. Es fehlt eigentlich nur noch irgendeine Musik, zu der sie ihren Schmutzige-Wäsche-Tanz vorführen kann. Die Arme muss mit der Hip-Hop-Musik auskommen, die aus dem Nebenraum dringt. Ehrlich, sie hat mehr neckische Unterwäsche als eine Filiale von Victoria’s Secret. Wo sind ihre Slips mit ausgeleiertem Gummizug für fette Tage? Die wäscht sie wohl im Waschbecken in ihrer Wohnung. Ihre billige Unterwäsche-Peepshow ist der öffentlichen Waschküche vorbehalten. Doug sabbert praktisch auf seine sauberen Shorts und T-Shirts.
»Also... zurück zum Abendessen. Wohin möchtest du gehen?«, fragt sie.
»Ich bin für alles offen. Magst du Meeresfrüchte? Wir könnten im Stanley Park spazieren gehen und dann zum Fish House.« Ich möchte an dieser Stelle gern darauf hinweisen, dass Doug es für zu übertrieben und teuer hielt, als ich an unserem Jahrestag dorthin gehen wollte. Anscheinend ist es der perfekte Laden für Waschküchenverabredungen. Melonentittie faltet ihre Fädchen und Fähnchen, die sie als Unterwäsche benutzt, in ihrem echten Designerwäschekorb zu winzigen Stapeln.
»Ich liebe das Essen dort«, sprudelt es aus M.T. heraus. »Hast du schon mal ihre Krabbenküchlein gegessen? Lecker. Ich esse kein rotes Fleisch, weißt du. Ich bin ganz verrückt nach Biogemüse, und der Koch dort macht einen super leckeren, vegetarischen Grillteller.« Die Melone berührt Dougs Arm, und sie verlassen die Waschküche.
Ich denke, ich bleibe noch eine Weile unter der Spüle liegen. Irgendwie ist es hier nett und ruhig. Die Baumwollwäschesäcke riechen wie das Trocknerparfüm von Bounce. Ich liebe diesen Geruch. Wäre da nicht das Ameisengift, das mir direkt ins Gehirn tropft, könnte ich die ganze Nacht hier liegen. Plötzlich erscheint mir die Sockenmission der Operation »Bring ihn nach Hause« sinnlos. Der Grund, warum Doug plötzlich Raum für sich brauchte, erscheint nun glasklar: Er konnte nicht sowohl mich als auch die Melone in seinem Leben unterbringen. Bei diesen Brüsten war einfach kein Platz mehr für mich. Er sucht offensichtlich nach einem neuen Abenteuer. Nicht dass ich nicht attraktiv wäre, ich bin einfach nur der absolute Durchschnitt: durchschnittliche Größe, durchschnittlich braunes Haar und durchschnittlich große Brüste. Meine Haare sind wellig, jeder sagt, dass er gern welliges Haar hätte, bis ihm klar wird, dass wellig einfach nur eine nette Umschreibung von unzähmbar ist. Als Fluch meiner irischen Vorfahren sind meine Nase und meine Wangen voller Sommersprossen. Ich habe früher versucht, sie mit Make-up zu überdecken, aber dann wurde mir klar, dass ich eine ein Zentimeter dicke Grundierung bräuchte, um sie zu verbergen. Selbst wenn ich meinen Wonderbra ausstopfen würde, könnte ich nicht mithalten. Ich schniefe ein paarmal und wische mir die Nase an einem von Dougs Socken ab. Ich fange gerade mit einer richtigen Heulerei an, als ich direkt vor mir ein Paar Schuhe sehe, in denen Beine stecken. Ich hatte niemanden hereinkommen hören. Ich versuche, leise zu schniefen, aber es ist zu spät. Dieser Typ beugt sich vor und starrt mich an.
»Alles in Ordnung?« Das erscheint mir eine dämliche Frage, daher beschließe ich, sie nicht einer Antwort zu würdigen. »Soll ich jemanden anrufen?«, fragt er. Er hat einen leichten schottischen Akzent, wodurch die Wörter in einer so beruhigenden Art und Weise ineinanderfließen, dass ich meine Augen schließen und schlafen möchte. Er will aber offensichtlich nicht wieder
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