Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Kräfte, was den Einrichtungsstil von Männern betrifft, ruiniert.
Nicks Wohnung sieht aus wie eine vielseitige Mischung aus allen möglichen Dingen, die sich keinem Stil zuordnen lassen. Er hat diesen irren Schrank für seinen Fernseher, eine Art von japanischer Antiquität; das Sofa ist aus Leder und schon etwas abgenutzt. Die Bilder an den Wänden sind gerahmte Filmplakate von Klassikern und Reiseposter. Als Schreibtisch dient ein alter Tisch, auf dem ein hochmoderner Computer steht. Überall stehen und liegen Bücher, Krimis, Biographien, wissenschaftliche Texte und Reiseführer. Sie stapeln sich auf den Ecken aller Tische und Regale. Es ist die Art von Wohnung, in der man sich sofort wohlfühlt und sich die Schuhe ausziehen möchte, um sich mit untergeschlagenen Beinen aufs Sofa zu setzen.
Nick kocht sich selbst Kaffee und mir einen Vanilletee, und wir setzen uns aufs Sofa und starten den Film. Nur fürs Protokoll, solltest du Fenster zum Hof noch nicht gesehen haben, dann solltest du den Film schnellstens ansehen. Es geht um einen Typ, der in seiner Wohnung sitzt und seine Nachbarn beobachtet, ein Typ, der sich nicht auf sein eigenes Leben konzentriert, sondern stattdessen stellvertretend durch andere lebt. Damit kann ich mich durchaus identifizieren. Manchmal denke ich, ich würde lieber über etwas lesen, als es selbst zu tun. Als der Film zu Ende ist, kann ich kaum glauben, dass es schon elf Uhr ist. Mac muss inzwischen die Wände hochgehen. Es gibt nichts, was so wild ist wie ein Hund, der nicht Gassi geführt wurde. Ich lehne mich an Nicks Schreibtisch, um meine Schuhe anzuziehen. In der Ecke klemmt ein Foto, und ich spähe hin, um zu sehen, ob es in seinem Leben eine Frau Professor gibt, die er bisher noch nicht erwähnt hat. Aber es ist eindeutig ein alter Familienschnappschuss. Mom, Dad, ein hübscher Hund mit Schlappohren, ein junger Nick in einem Talar vom Highschool-Abschluss und jemand, der ein naher Verwandter sein muss, seine eigene Mini-Me-Version. Nick schaut über meine Schulter.
»Du hast mich doch vorhin gefragt, wie ich zu den Skeptikern gekommen bin? Da ist noch ein Grund.« Er tippt auf das Foto. »Das war mein Bruder Simon. Er ist bei einem Autounfall drei Wochen nach meinem Highschool-Abschluss ums Leben gekommen.«
»Das tut mir leid.« Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
»Meinen Bruder zu verlieren war furchtbar, und zu sehen, was das aus meiner Familie machte, war entsetzlich. Meine Eltern kamen damit einfach nicht klar. Mein Dad beschloss, dass er nie wieder daran denken wollte. Er wechselte das Thema, sobald Simon erwähnt wurde. Am liebsten hätte er das Zimmer meines Bruders zugeschlossen und das Haus verkauft. Meine Mom war das genaue Gegenteil. Sie wollte eigentlich nur über Simon reden. Sie konnte einfach nicht akzeptieren, dass er weg war. Sie fand immer wieder einen Grund, ihn zu erwähnen, sein Lieblingsessen zu kochen, egal was. Sie wollte mehr Zeit, um es richtig zu machen, um die Mom zu sein, die sie hätte sein können. Sie und mein Dad waren wie Magnete, die einander abstoßen.« Nick stellte das Foto wieder auf den Tisch. »Meine Mom ging nach Simons Tod ungefähr ein Jahr lang zu einem Medium. Das brachte das Fass für meinen Dad zum Überlaufen. Er wollte keine Botschaften aus dem Jenseits empfangen. Meine Mom betrachtete dies als eine Ablehnung von ihr und von Simon. Sie verließ ihn. Knapp zwei Jahre später wurden sie geschieden.« Er zuckt mit den Schultern.
»Ich hatte ja keine Ahnung. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dich in all das mit hineingezogen zu haben.«
»Du hast mich nirgendwo hineingezogen. Ich wollte es tun. Wenn all das vorbei ist, werde ich darüber schreiben und die gesamte, verdorbene Industrie vorführen. Es wird eine kathartische Erfahrung sein. Ich verbringe zu viel Zeit damit, mich in die Wissenschaft zu vergraben. Es ist ein gutes Gefühl, mal etwas zu tun.«
»Bist du sicher?«
»Natürlich. Klar, du hast eine gewinnende Persönlichkeit, aber du hast mich zu nichts überredet, was ich nicht sowieso hätte tun wollen.«
»Es tut mir leid, dass ich Melanie deine Telefonnummer gegeben habe. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen.«
»Das verstehe ich. Ich nehme an, dass ich ihr, wenn sie anruft, sagen soll, dass du die Show nicht machst?« Er sieht mich an und wartet auf eine Antwort. Ich weiß, dass es ein Fehler wäre, die Radioshow zu machen, aber ich muss zugeben, dass es ziemlich spannend klingt. Ich bin vorher
Weitere Kostenlose Bücher