Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Ich war noch nie im La Gavoroche, weil das Restaurant es offensichtlich nicht darauf anlegt, gefunden zu werden. Es gab draußen weder Schilder noch eine Speisekarte. Die Tür sah wie eine private Haustür aus. Es war ein zweistöckiger, viktorianischer Bau mit bemalten Giebeln. Vielleicht hält man dadurch das Gesindel ab, sodass nur ernsthafte Esser Zutritt erhielten. Die Empfangsdame kannte Nick mit Namen, und der Geschäftsführer kam, um ihm die Hand zu schütteln und ihm etwas über einen Wein zu erzählen, der gerade aus Frankreich eingetroffen war. Wir setzten uns im hinteren Bereich an einen Tisch, und sie brachten knuspriges Brot mit Basilikumbutter. Das Brot war noch warm. Es sah teuer aus, ich hoffe, Nick meinte es ernst, als er sagte, er erwarte nicht, dass ich das Abendessen bezahle.
»Du bringst wohl alle deine Verabredungen hierher.«
»Ich komme recht oft her. Ich liebe gutes Essen, aber ich koche nicht gern. Und so brauche ich mich nicht mal um den Abwasch zu kümmern. Ich bin mit schottischen Haferflocken großgeworden, du kannst dir also vorstellen, wie begeistert ich war, als ich festgestellt habe, dass es noch was anderes als Haggis gibt.«
»Kommst du allein her?«, fragte ich. Ich dachte an meinen Versuch, allein essen zu gehen. Nick sah nicht so aus, als würde er wieder nach draußen kriechen. »Fühlst du dich dann nie unwohl? Ich meine, wenn du allein isst.«
»Nein. Ich bringe normalerweise ein Buch mit. Ich habe nichts dagegen, mit jemandem hierherzukommen, aber es ergibt sich nicht oft. Die meisten meiner Kollegen sind verheiratet. Als Student habe ich meinen Kopf in Bücher gesteckt. Ich habe mich mehr für Theorien interessiert als für Menschen.« Er nimmt die Speisekarte in die Hand und schaut sich die Spezialitäten an. Seine Augenbrauen hat er konzentriert zusammengezogen, während er seine Wahl überdenkt. Nick gehört zu den Typen, denen man ansieht, dass sie intelligent sind, und das nicht nur, weil er Bücher mit Titeln wie Die Verbreitung von Nuklearwaffen im Osten und eine Biographie von Charlie Chaplin mit sich herumträgt.
»Wie bist du zu den Skeptikern gekommen?«
»Ich glaube, ich war schon immer daran interessiert, wie Dinge funktionieren. Als Kind war ich von Zauberern fasziniert. Ich wusste, dass alles ein Trick war, aber ich kam einfach nicht dahinter, wie sie es machten. Ich habe schließlich mein ganzes Geld, das ich mit Zeitungsaustragen verdiente, in dem Zauberladen ausgegeben, um verschiedenes zu lernen. In der Highschool habe ich mein erstes Auto von dem Geld gekauft, das ich mir bei Kindergeburtstagen erzaubert hatte.« Er sieht verschämt aus, als habe er gerade zugegeben, ein Geheimleben als Stripper bei den Chippendales zu führen.
»Ach komm.« Ich boxe ihn sanft an die Schulter. Nick beugt sich vor, so nah, dass ich die Seife auf seiner Haut riechen kann. Ich habe plötzlich das Gefühl, dass er mich küssen wird. Ich spüre die Wärme seiner Hand, und meine Haare richten sich auf, als wollten sie seiner Hand entgegenkommen. Er zieht die Hand zurück und hält darin einen Vierteldollar. Ich berühre ihn und dann mein Ohr. »Wie hast du das gemacht?« Ich prüfe, ob da noch mehr Geld steckt.
»Zauberer verraten ihre Tricks nie. Man muss sie mit ins Grab nehmen.« Er lächelt, reicht mir den Vierteldollar und wendet sich wieder der Speisekarte zu. »Du solltest den Salat mit Birne und Blauschimmelkäse probieren. Der ist toll.«
Wir bestellen das Essen, und dann lassen wir es uns schmecken. Nick hat recht. Das Gericht ist ein perfektes Gleichgewicht der Geschmacksnuancen. Wir sprechen über unsere Lieblingsbücher. Ich liebe jeden, der gern liest. Es stellt sich außerdem heraus, dass Nick verrückt nach Filmklassikern ist. Er besitzt ungefähr sechs Milliarden DVDs, und sein Lieblingsregisseur ist Hitchcock. Er ist der Typ, der mit der Leidenschaft eines religiösen Eiferers über Kameraeinstellungen diskutiert. Er ist entsetzt, dass ich noch nie Fenster zum Hof gesehen habe, daher nehmen wir unser Dessert mit und gehen zu ihm nach Hause, um den Film sofort anzusehen, damit meine kulturelle Bildungslücke nicht noch länger anhält.
Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin, wie Nicks Wohnung aussieht. Ich kann mir sowohl den schlampigen, Jungesellen- oder Wohnheimstil vorstellen als auch einen englischen Landhausstil mit vielen Antiquitäten. Es stellt sich heraus, dass ich mit beidem falsch liege, was meine Theorie, ich hätte hellseherische
Weitere Kostenlose Bücher