Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Notfall. Es könnte ein Todesfall in der Familie sein oder ein Unfall. »Das tut mir leid, aber es ist ein Standardvertrag. Sie könnten ihn jetzt unterschreiben, und wir faxen ihn später Ihrem Agenten, damit er darüberschaut. Dann würden wir die Sendung heute nicht verpassen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun sollte. Ich meine, ohne dass mein Agent hier ist.«
»Natürlich wäre der Vertrag erst bindend, wenn er unterschrieben hat, aber ich kann Ihnen versprechen, dass es ein Standardvertrag ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte.« Er schiebt ein Blatt Papier über den Tisch. Ich fange an zu lesen, aber es ist Juristensprache, blablabla, »Emma Lulak, im Folgenden Künstlerin genannt« blablabla »daher... Urheberrecht für Aufführungen in Nordamerika« blablabla. Die Wörter verschwimmen und tanzen über die Seite. Ich brauche etwas Zeit, um das verstehen. Ich weiß nicht, was ich da unterschreibe, und nach allem, was ich weiß, könnte es einen Absatz geben, dass ich meinen Erstgeborenen opfern muss. Nicht, dass die Chancen auf einen Erstgeborenen oder überhaupt auf Kinder sonderlich groß sind, jetzt, wo Doug fest in Melanies Bett installiert ist und ich offiziell eine alte Jungfer bin. Myron reicht mir einen Stift. Ich weiß, ich sollte gehen, aber wenn ich mich weigere, das Formular zu unterschreiben, wird er mich nicht ins Radio lassen. Wenn ich heute nicht ins Radio komme, dann ist alles vorbei, und ich kehre wieder zu meinem Alltag zurück. Ich atme tief ein und wage es. Ich lächle Myron an und unterschreibe.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, wie es heißt.
Myron greift sich den Vertrag mit einem erschreckend schnellen Reflex. Er nimmt mich am Arm und führt mich den Flur entlang. Wir gehen an großen Hochglanzfotos unterschiedlicher Radiopersönlichkeiten vorbei, und ich würde zu gern langsamer gehen, um genauer hinzusehen. Ein paar dieser Typen sehen beängstigend aus, wie Chuck Goodine, der Typ, der die Morgensendung macht. Er hat eine Stimme, die wie warmer Honig klingt. Eine Stimme, wegen der man ihn am liebsten sofort einladen, das Abendessen und den Film und diese Formalitäten überspringen und sofort mit ihm ins Bett will. Er sieht jedoch so aus wie der Teenager im Schuljahrbuch, der zu demjenigen gewählt wurde, der am dringendsten einen Schönheitschirurgen braucht. Das Radio sollte doch genug bezahlen, damit er etwas gegen diese Zähne unternehmen kann. Sie reichen fast wie ein Fächer über seine Unterlippe. Er sieht wie ein tollwütiger Biber oder ein Sprecher der britischen Zahnärzte aus. Ich kann es kaum erwarten, das Jane zu erzählen. Myron zieht mich weiter, bis wir im Arbeitsbereich des Flurs ankommen. Eine Tür nach der anderen ist mit verschiedenen Studionummern markiert.
Myron führt mich in ein Zimmer, das kaum größer als ein begehbarer Schrank ist. Da steht ein Tisch, ein Mikrofonständer und ein Kopfhörer. Ein Fenster blickt auf etwas, das wie ein NASA-Kontrollzentrum aussieht. Holly und Myron gehen in den anderen Raum, und ich sehe sie durch das Fenster. Ich winke ihnen selbstbewusst zu. Ich muss zugeben, dass mich dieses Arrangement ein bisschen enttäuscht. Ich bin mir nicht sicher, was ich erwartet habe, aber doch etwas mit mehr altem Hollywoodglamour. Stattdessen hängt im Zimmer eine Siebzigerjahre-Tweedtapete, die an einigen Stellen zerrissen ist, und der Tisch sieht aus, als käme er vom Sperrmüll. Auf dem Tisch steht ein Styroporbecher mit kaltem Kaffee und einem trockenen Kaugummi an der Seite. Ich schiebe ihn ans andere Ende, setze mich langsam auf den Stuhl und beginne, allmählich zu glauben, dass mein ursprünglicher Plan, aus der Toilette abzuhauen, vielleicht der Bessere gewesen wäre. Wer hätte geahnt, dass Abenteuer so anstrengend sein würden? Ich setze mir die Kopfhörer auf und weiß, dass sie meine Frisur ruinieren. Es sind riesige, schwarze Schaumgummikopfhörer. Ich vermute, dass ich wie eine Roboterversion von Prinzessin Leia aussehe. Ich höre überhaupt nichts. Myron winkt mir zu, also winke ich zurück. Wir machen das eine Minute lang, und dann betritt Holly den Raum. Sie lächelt.
»Sie haben die Sprechanlage nicht eingeschaltet. Ohne die können Sie uns nicht hören.« Ich nicke und wende mich dem Tisch zu. Da gibt es eine Metallbox ungefähr in der Grö ße eines Schuhkartons, voller Anzeigen und Knöpfe. Auf keinem steht ein hilfreiches SPRECHANLAGE. Hier könnte man
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