Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
in einem Hochhaus in der Georgia Street. Im Aufzug wird mir ein bisschen übel. Ich habe das Gefühl, dass mein Magen immer noch im Erdgeschoss ist, während der Rest in den achtzehnten Stock rast. Die Empfangsdame sitzt hinter einem riesigen Holzschreibtisch, der den Raum füllt. Über ihrem Kopf summt ein Neonschild des Logos des Radiosenders. Der Schreibtisch sieht aus, als wäre er ein Mammutbaum, der auf der Seite liegt. Ich wäre nicht überrascht, einen hippieartigen Umweltschützer zu entdecken, der sich mit einem Hanfseil daran festgebunden hat. Sie muss auf einer Art erhöhten Plattform sitzen. Ich fühle mich wie ein Grundschulkind, das zum Büro des Direktors gerufen wird. Ich unterdrücke den Wunsch, einen Stuhl heranzuziehen und mich daraufzustellen, um mit ihr zu sprechen. Wie würde sie wohl darauf reagieren, zu jemandem aufschauen zu müssen?
»Myron, der Leiter des Senders, und Holly Hammond befinden sich bereits im Konferenzraum. Möchten Sie gern hier auf Ihren Agenten warten, oder wollen Sie lieber hineingehen?«, fragt sie. Das ist wohl der Augenblick, in dem ich zugeben sollte, keinen Agenten zu haben, aber stattdessen schaue ich auf meine Uhr, als würde ich mich wundern, wo mein Agent bleibt. Nervig, wenn Agenten sich verspäten, es wird für Hellseher immer schwieriger, gute Hilfe zu finden.
»Äh, ja, dann gehen Sie doch einfach schon einmal hinein?« Ich folge ihr in den Konferenzraum. Sie trägt diese hohen Absätze, die man auch als tödliche Kung-Fu-Waffen benutzen könnte, wenn man sie wirft. Sie müssen mindestens acht oder zehn Zentimeter hoch sein. Würde ich diese Schuhe tragen, läge ich auf der Nase, noch bevor ich zwei Schritte gemacht hätte. Wen interessiert’s ob sie tippen kann? Diese Frau hat Talent. Wir bleiben vor einer holzgetäfelten Tür stehen, von drinnen höre ich Stimmen.
»Bitte schön«, sagt sie, während sie die Tür öffnet. Die gegenüberliegende Wand besteht vom Boden bis zur Decke aus Fenstern, die einen Panoramablick auf das Stadtzentrum und die Berge bieten. Der Tisch sieht aus, als schwebe er mitten im Zimmer. Myron und Holly sitzen zusammen an einem Ende und schauen sich irgendwelche Papiere an. Sie sehen beide gleichzeitig auf, und ich wünsche mir, ich hätte mir die Zeit genommen, in der Toilette noch schnell meinen Lippenstift aufzufrischen, meine Haare zu kämmen und zu überprüfen, dass keine Essensreste an meinen Zähnen kleben.
»Ich werde Ihren Agenten zu Ihnen schicken, sobald er ankommt. Auf dem Tisch stehen Kaffee, Tee und Wasser.« Sie lächelte Myron gewinnend an. Es scheint zu bedeuten: Sehen Sie, ich bin höflich, effektiv, und das alles, während ich Stilettos trage . Myron steht auf und kommt zu mir, um mir die Hand zu geben. Holly steht einen Schritt hinter ihm und umarmt mich. Sie setzt sich neben mich an den Tisch. Anscheinend sind wir seit unserer letzten Begegnung zu Freundinnen geworden. Ich gieße uns beiden Wasser ein.
Myron sieht überhaupt nicht wie der klassische Manager aus, den ich mir vorgestellt hatte. Ehrlich gesagt, sieht er ziemlich gut aus, um die vierzig, mit dunklen Haaren und dicken Augenbrauen. Er sieht exotisch aus, als hätte er einen Spanier im Stammbaum. Er trägt einen teuren Anzug, aber keine Krawatte. Seine Hände sind rau, als würde er am Wochenende segeln oder reiten, irgend so ein männliches, schwielenbildendes Hobby eben. Ich frage mich, ob ich irgendetwas sagen sollte oder ob ich als offizielles Talent die Primadonna spielen soll. Vielleicht treffe ich durch diese Radiogeschichte ein paar interessante Singlemänner.
»Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, Ms. Lulak.« Ich nicke und sehe aus dem Fenster . Wie lange dauert es wohl, bis ihnen klar wird, dass ich keinen Agenten habe? M ein Glas hinterlässt auf dem Tisch Wasserringe. Sie sollten Untersetzer benutzen. Das wird einen wolkigen Wasserfleck geben. »Mein Name ist Myron Brackenridge, aber ich nehme an, dass Sie das mit Ihren hellseherischen Fähigkeiten bereits wissen.« Er lächelt ein wenig. »Ich muss zugeben, dass ich dem allen etwas skeptischer gegenüberstehe als Holly. Ich will nicht, dass unser Radiosender zu einer Bühne für schlechte Zaubertricks wird. Unsere Programmleiter und Holly sind jedoch sehr an der Idee interessiert und versichern mir, dass es gerade sehr in ist.«
Na toll, er hasst mich bereits, und er gehört nicht zu den Leuten, die ihre Gefühle verbergen. Ich glaube nicht, dass er ein Mann für mich ist. Ich
Weitere Kostenlose Bücher