Aszendent zauberhaft
lesen. Ich glaube absolut an all diese Sachen, und nicht nur ich. Du könntest dein Glück damit machen, den Leuten Glück zu prophezeien.«
»Oh ja!« Clemmie kicherte. »Das ist eine tolle Idee, Phoebe. Du könntest deine Madame-Suleika-Nummer professionell aufziehen.«
»Auf keinen Fall!« Phoebe war ganz entgeistert. Sie hatte seit der Hochzeit-die-nie-stattfand nicht eine einzige Tarotkarte mehr umgedreht. »Und wie oft soll ich es denn noch sagen, ich habe mich noch nie ›Madame Suleika‹ genannt. Außerdem will ich mit Astrologie und Karten und Vorhersagen und Sternzeichen und solchen Sachen nie wieder etwas zu tun haben.«
»Aber natürlich wirst du, Phoebe. Das gehört einfach zu dir. Und – Mensch – es war doch in diesen Dingen niemand so skeptisch wie ich, stimmt’s? Aber dann hast du mir bei unserer Hochzeitsfeier die Karten gelegt und voll ins Schwarze getroffen, weißt du noch? Du hast gesagt, alles deute auf eine unmittelbar bevorstehende Schwangerschaft hin, und ich hab gesagt, nie im Leben, aber du hast Recht gehabt.« Clemmie lehnte sich zurück und streichelte beglückt ihren leicht gewölbten Bauch. »Und wenn du eine Wissenschaftlerin, Logikerin und
Ungläubige wie mich bekehren konntest, dann kannst du jeden bekehren. Ich würde Werbung für dich machen und …«
»Nein.« Phoebe schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin ganz eindeutig eine Ex-Astrologin.«
YaYa stieß Rauch aus und seufzte. »Wie schade. Die Sitzungen bei dir waren mir immer ein Hochgenuss, und ich fand immer, dass du goldrichtig liegst. Du warst verdammt gut. Du könntest eine Menge Geld damit machen, Phoebe. Und warum willst du es überhaupt aufgeben? Das war für dich doch sicher eine Leidenschaft fürs ganze Leben?«
»Ja – genauso wie der blöde Ben … Nein, wirklich, das kommt nicht in Frage. Sieh dir doch an, was für ein Desaster meine – unsere – Hochzeit war. Ich hatte diesen Tag mithilfe aller Karten, allen astrologischen Berechnungen, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln geplant. Ich habe am Tag zuvor sogar noch die Tarotkarten für uns gelegt – mit den großen wie auch mit den kleinen Arkana -, nur um ganz sicherzugehen. Die Karten sagten, es wäre alles perfekt.«
Einen Moment lang saßen sie schweigend da, dann beugte YaYa sich vor.
»Okay, wenn Astrologie und Tarot also ein eindeutiges Nein sind und Friseur-Hausbesuche ein eindeutiges Vielleicht, abhängig davon, ob du die richtigen Kunden findest und Pauline einverstanden ist, wie wär’s denn dann, wenn du für gesicherte Extra-Kohle einen Untermieter aufnimmst? Du hast doch zwei Schlafzimmer, oder?«
»Sprich nicht vom Schlafzimmer!«, warf Clemmie rasch ein. »Das ist Sperrgebiet!«
»Für dich und Guy ja wohl nicht, meine Liebe«, antwortete YaYa spitz. »Ihr zwei kommt ja kaum noch raus aus dem Bett. Und wenn das verflixte Schlafzimmer für euch beide Sperrgebiet gewesen wäre, würde ich jetzt nicht mitten in der Nacht
losgeschickt, und zwar jede Nacht, um irgendwo Oliven aufzutreiben, nicht wahr?«
Clemmie kicherte.
Phoebe fühlte sich plötzlich von Einsamkeit überwältigt. Komisch, wie sie das unvermutet aus dem Nichts überfiel. Sie wandte den Kopf ab, falls ihr die Tränen kämen. Würde sie sich jemals daran gewöhnen, allein zu sein?
»Alles okay, Phoebe?« YaYa, sensibel wie immer, drückte ihre Zigarette aus und langte über den Tisch, um Phoebes Hand zu tätscheln. »Armer Schatz. Ich weiß, dass du dich beschissen fühlst, und ich wünschte, ich könnte irgendwas tun, um dir dein Strahlen zurückzugeben. Aber da ich nun mal langweilig praktisch bin, denk einfach mal drüber nach, die Wohnung mit jemandem zu teilen. Wenn du einen Untermieter hättest, könntet ihr ja die Schlafzimmer tauschen. Kauf dir ein neues Bett und so weiter, und dann ziehst du mit allem Drum und Dran in das andere Zimmer. Das wäre ein neuer Anfang für dich, der Mieter übernimmt dein altes Schlafzimmer und bringt außerdem regelmäßige monatliche Einkünfte. Versprichst du mir, darüber nachzudenken?«
Phoebe nickte. »Versprochen. Ach ja – übrigens – die obere Wohnung wird auch leer. Mindy zieht aus und zu einem Airbus-Piloten. Du bist ihr doch ein paar Mal begegnet, nicht wahr, Clemmie?«
»Ja, ein echtes Glamourgirl. Mit losem Mundwerk. Ich fand sie nett. Haben sie und Wie-heißt-er-gleich sich getrennt?«
»Sieht so aus. Sie hat gesagt, er hätte irgendwas wirklich Übles getan, aber was, habe ich nicht
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