Aszendent zauberhaft
auf einem Bierdeckel, dann schmatzte YaYa einen fetten Kuss auf den spärlich behaarten Kopf des Halbglatzen-Manns.
»Was zum Teufel sollte das denn?«, fragte Phoebe, als YaYa zurückgetänzelt kam. »Du hast ihm doch nicht etwa erzählt, dass du ein Kerl bist, oder?«
»Natürlich nicht, Süße.« YaYa klimperte mit ihren zentimeterlangen Kate-Moss-Wimpern. »Er findet, ich wär das heißeste Ding seit Samantha Fox, und wie käme ich dazu, ihm diese Illusion zu rauben? Er wird sich wahrscheinlich nie wieder die Glatze waschen.«
Phoebe spähte zur anderen Seite des Biergartens hinüber. Der vormals glupschäugige Überkämmkopf strahlte nun träumerisch verknallt von einem Ohr zum anderen.
»Also, was hast du auf den Bierdeckel geschrieben? Mensch, YaYa, du hast ihm doch wohl nicht deine Telefonnummer gegeben?«
»Wofür hältst du mich!«, antwortete YaYa mit entsetzter Miene. »Ich lass mich nicht auf Beziehungen ein, Phoebe, das
weißt du doch. Und wenn ich es täte, gehörte ein schmuddeliger alter Lustmolch wie der bestimmt nicht zu meinen Favoriten. Aber ich habe ihm gesagt, falls er – oder einer seiner Kumpel – irgendwann mal Lust hätte auf eine brandheiße Nummer, die jedes Viagra in den Schatten stellt – sei es bei Tag oder Nacht -, dann bräuchte er nichts weiter zu tun, als diese Nummer zu wählen.«
»Aber eben hast du doch gesagt, du hättest ihm nicht deine Handynummer gegeben.«
»Hab ich auch nicht.« YaYa grinste breit. »Es war nicht meine Nummer. Sondern die von Ben …«
5. Kapitel
A m späten Abend bei Sonnenuntergang, noch immer in drückender Gluthitze, war Phoebe, das blonde Haar zu einem winzigen fransigen Pferdeschwanz hochgebunden, ein altes Hemd ihres Vaters in der Taille verknotet, das ständig drohte, ihr von den Schultern zu gleiten, die langen nackten Beine in abgeschnittenen Jeans, mit Auspacken fertig und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu bewundern. Nicht einmal zwei Wochen waren seit der Brainstorming-Sitzung im Muffin Man vergangen, und hier war sie nun wieder in der Winchester Road, um zu bleiben.
Indem sie im Wohnzimmer die Möbel umgestellt und Berge von Kissen hinzugefügt hatte, dazu einen kleinen Urwald aus Grünpflanzen sowie Duftkerzen auf allen Stellflächen, hatte sie die Nüchternheit der ursprünglich minimalistischen Einrichtung aufgelockert, wenn nicht gar vollständig vertrieben.
Doch die meiste Arbeit hatte sie in ihr Schlafzimmer – ihr neues Schlafzimmer – gesteckt.
Dank YaYas überkandidelter Deko-Ideen und Phoebes eigener Vorliebe für alles Barbiehafte war das zweite Zimmer in ein ausgesprochen weibliches Mädchenzimmer im Stil »Rosarot mit Spitze« verwandelt worden. Clemmie, die ein Wandgemälde mit Regenbogen und Feuerwerk in kräftigen Farben vorgeschlagen hatte, hatte entsetzt die Arme über dem Kopf zusammengeschlagen, als das Cremeweiß und die nüchterne
Einrichtung des Gästezimmers durch rosa Zuckerwattewolken und Rüschen und Flitterkram ersetzt worden war, und gemeint, das sei ja für eine Zehnjährige vielleicht ganz nett, aber doch nicht einer Frau in Phoebes reifen Jahren angemessen.
Ein neues Himmelbett für zwei – weil YaYa darauf bestanden hatte, »nur für den Fall, dass du es dir in Sachen Männer eines Tages noch mal anders überlegst«, und weil Clemmie betont hatte, welch herrlicher Luxus es sei, diagonal schlafen zu können -, ein neuer Schrank, neue flauschige Läufer auf den Holzdielen und bodenlange Spitzenvorhänge an den Terrassenfenstern vervollständigten das Bild.
»Nuttige Lolita.« YaYa hatte anerkennend genickt. »Genau der richtige Stil für eine Frau, die eine grundlegende Wandlung wünscht. Hör nicht auf Clemmie, Phoebe. Es ist wirklich ein zauberhafter Raum, mit Blick auf den Garten. Viel hübscher als euer anderes Schlafzimmer an der Vorderseite des Hauses zur Straße raus. Und wenn du einen Untermieter nimmst, ist dein altes Schlafzimmer schon fix und fertig, alles hübsch neutral gehalten, sodass es für Jungs genauso passt wie für Mädchen.«
Während die wirbelwindartige Verschönerung ganz und gar Phoebes Idee gewesen war, hatten YaYa und Clemmie alles organisiert, unter lautstarker und weinseliger Mithilfe weiterer Freundinnen, insbesondere Amber und Sukie. Die Finanzierung stammte teils von Phoebes Eltern, die sich freuten, dass sie ihr Leben wieder in die Hand nahm. Der Rest war aus ihren eigenen Ersparnissen bezahlt worden, die in ihrem früheren Leben als Eigenkapital zum
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