Aszendent zauberhaft
hoffnungsvoll an. »Egal ob grün oder schwarz, ob gefüllt oder nicht – einfach nur irgendwelche Oliven.«
»Lieber Himmel«, YaYa schürzte die glänzenden knallroten Lippen, »anspruchsvoll bist du ja nicht gerade, meine Liebe. Oliven? Ich glaube kaum, dass es in diesem Laden mehr als einfache gesalzene Chips in blauen Tüten gibt, aber für dich tu ich alles. Ich werde fragen, okay?«
»Du bist ein Schatz.«
»Ich weiß.«
Phoebe fiel auf, dass die anderen Biergartenbesucher – allesamt typische Kundschaft des Muffin Man : bäuerlich, männlich und mittleren Alters bei echtem Bier in milchigen Glaskrügen
– mit unverhohlen lüsternen Blicken und offenen Mündern neugierig zu ihrem Tisch herüberstarrten. In undeutlichem Berkshire-Dialekt fielen einige ganz und gar nicht politisch korrekte Bemerkungen in ihre Richtung, die einem die Schamröte ins Gesicht hätten treiben können.
Für den Muffin Man waren sie, Clemmie und YaYa wahrscheinlich auch wirklich ein auffälliges Trio, dachte Phoebe, vor allem, weil ansonsten eine ältere Kellnerin namens Maud die einzige weibliche Person in diesem Pub war.
Phoebe wusste, dass sie seit der Hochzeit-die-nie-stattfand viel zu viel Gewicht verloren hatte, und ging davon aus, dass sie in ihrem kurzen Jeansrock mit dem knappen Oberteil wie der hohlwangige und augenumränderte Inbegriff von »Heroin-Schick« aussah. Die wuschelhaarige, wunderschöne Clemmie in einem ihrer typischen psychedelischen Kleider mit Kronleuchter-Ohrringen war an sich schon faszinierend genug, aber dazu kam ja noch YaYa Bordello – ein sagenhaft attraktiver Transvestit im Stil von Gwen Stefani, der mit Clemmie und Guy zusammen in Winterbrook wohnte und arbeitete, in ihrer gemeinsamen Feuerwerksfirma The Gunpowder Plot – und alle zusammen wirkten sie für die Stammkunden des Muffin Man vermutlich wie abgehalfterte Ableger aus Promikreisen.
Allerdings drehten sich, wo sie auch ging und stand, grundsätzlich alle Köpfe nach YaYa um – die ursprünglich einmal Steve getauft worden war und bei The Gunpowder Plot sowohl für Buchhaltung als auch für Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, sofern sie nicht gerade mit ihrer Travestietruppe umhertingelte.
Es war schon komisch, dachte Phoebe, mit welcher Leichtigkeit sie YaYa einfach als eine weitere wirklich gute Freundin akzeptiert hatte und es nun total merkwürdig fand, wenn
die Leute sie angafften. Wenigstens hatten Clemmie und YaYa diesmal nicht auch noch Suggs mitgebracht – Guys und Clemmies heißgeliebtes und wohlerzogenes Hausfrettchen. Das wäre dann wahrscheinlich ein doch zu tiefer Einblick in die fantastische Wunderwelt von Clemmie, Guy und YaYa gewesen, als die Stammkunden des Muffin Man verkraften konnten.
»Ich glaub, der Typ mit der Überkämmfrisur hat ein Auge auf dich geworfen«, flüsterte Phoebe YaYa zu. »Er schielt immer wieder so lüstern zu dir herüber.«
»Tja, da kann man nichts machen, Süße.« YaYa warf sich üppige aschblonde Haarsträhnen über die Schultern. »So geht es mir überall, wo ich auch hinkomme. Was kann ich dafür, dass ich so unwiderstehlich bin?«
Clemmie und Phoebe lachten. In ihren hautengen goldfarbenen Radlerhosen, Stöckelschuhen und einer Spitzenbluse à la Brigitte Bardot sah YaYa von Kopf bis Fuß aus wie ein Pin-up-Girl der wildesten Macho-Männerfantasien.
Mit bühnenreifem Augenklimpern in Richtung der Gaffer tänzelte YaYa aufreizend in den Schankraum des Pubs.
»So«, sagte Clemmie, nachdem YaYa verschwunden war, »mal ehrlich, wie war es denn nun, zum ersten Mal wieder zur Arbeit und in die Wohnung zu gehen?«
»Eigenartig. Ach, wieder bei Cut’n’Curl zu sein, war okay. Alle waren unheimlich nett. Und in der Wohnung? Offen gesagt nicht so schrecklich, wie ich gedacht hatte – aber ich bin nicht mal auch nur in die Nähe des Schlafzimmers gekommen. Das versetzt mir wahrscheinlich den Todesstoß. Es hängen viel zu viele Erinnerungen in diesem Raum. Die übrige Wohnung ist ja eher neutrales Gebiet, aber das Schlafzimmer …«
»Ach Mensch, na klar. Oh je, ich kann mir gar nicht vorstellen,
was ich täte, wenn Guy mich verlassen würde. Das wäre garantiert mein Ende. Phoebe, du hast dich einfach toll gehalten. Du bist wirklich tapfer.«
»Nein, bin ich gar nicht – innen drin geht’s mir noch immer beschissen. Echt beschissen. Ich hätte nie gedacht, dass es so wehtut – wirklich körperlich wehtut. Der Schmerz unter meinen Rippen ist ständig da. Ja, ich schlafe
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