@ E.R.O.S.
mit seiner Mutter geschlafen. Mord und Inzest, und das alles, um die Unabwendbarkeit des menschlichen Schicksals aufzuzeigen. Genauso wares mit Hiob. Nichts war seine Schuld. Gott hatte mit Satan gewettet.
ERIN>
Keine Tat eines Sterblichen verdient eine Bestrafung?
MAXWELL>
Das ist eine andere Frage. Die Sünde ereignet sich in bezug zu Gott, nicht zum Menschen. Sieh dir Prometheus an. Er hat die Götter und ihre Macht verspottet und dementsprechend gehandelt. Er stahl das göttliche Feuer und machte es dem Menschen zum Geschenk. Er hat gegen die Götter gesündigt, die Menschheit aber ewig beglückt.
ERIN>
Und sieh dir an, was ihm widerfahren ist. Dreißig Jahre lang an einen Felsen angekettet, während Adler seine Leber fressen. Und die Leber wächst jede Nacht nach.
MAXWELL>
Eine flüchtige Bekanntschaft, in der Tat! Aber vergiß nicht, nachdem Prometheus diesen Preis bezahlt hatte, wurde er in den Olymp aufgenommen, wo er auf ewig unter den Göttern weilte.
ERIN>
Hat das etwas damit zu tun, daß du den Namen Prometheus benutzt?
MAXWELL>
Ganz recht. Heldenhafte Menschen müssen oft eine Zeit des Leidens oder der Dunkelheit ertragen, bevor man ihr Werk anerkennt.
ERIN>
Du klingst verbittert.
MAXWELL>
Ich bin es leid, mich mit schäbigen kleinen Seelen abzugeben. Ich sehne mich nach einer Gesellschaft von Ahabs, bewohne aber eine Welt der Walter Mittys.
ERIN>
Jetzt klingst du wie so ein Verrückter, der sich für einen Übermenschen hält.
MAXWELL>
Ich habe so meine Momente. Kennst du Nietzsches Aussage über die menschliche Gesellschaft? Ein Volk ist ein Umweg der Natur, um sechs oder sieben große Männer hervorzubringen.
ERIN>
Ja, aber das ist nicht das ganze Zitat. Der Rest lautet: Ja, und um sie dann zu mißachten, oder so ähnlich.
MAXWELL>
Du erstaunst mich.
ERIN>
Manchmal erstaune ich mich selbst. Ich nehme an, du bist einer der sechs oder sieben?
MAXWELL>
Das wird die Zeit ergeben.
ERIN>
Frauen passen wohl nicht in diese Gleichung der Größe?
MAXWELL>
Natürlich passen sie hinein. Frauen sind das Tor zum Absoluten. Aus der Sicht der Evolution sind sie genauso wichtig wie Männer. Sie liefern die Hälfte des genetischen Kodes.
ERIN>
Was meinst du mit dem »Tor zum Absoluten«?
MAXWELL>
Du hast ein Kind. Einen Sohn, glaube ich. Hast du ihn auf natürliche Weise bekommen?
ERIN>
Ja.
MAXWELL>
Als dein Gebärmutterhals sich weitete und die Krämpfe in deinem Bauch explodierten und dein Schließmuskel nachgab und der Schmerz dich wie eine schuppige Hand zerriß ... hast du da nicht gespürt, daß du von etwas, das unendlich größer als du selbst war, besessen gewesen bist, ja sogar, daß es dich in seine Gewalt gebracht hat, wenn du so willst?
ERIN>
Erinnere mich nicht daran. Aber die Antwort lautet: ja. Es war wie ... ich weiß nicht.
MAXWELL>
Das war
LEBEN
, Erin. Das
LEBEN
übernimmt jede Zelle deines Körpers und unterwirft dich seinem Willen, der nur einen Zweck kennt. Das
LEBEN
ist gewalttätig und unbeherrschbar und unbeschreiblich schön. Gehst du nicht manchmal nackt in die nährende Sonne und rufst:
ICH LEBE
?
ERIN>
Normalerweise bin ich in dieser Hinsicht nicht so offen.
MAXWELL>
Du solltest es aber sein.
LEBEN IST ALLES
.
ERIN>
Glaubst du nicht an ein Leben nach dem Tod?
MAXWELL>
Du etwa?
ERIN>
Nein. Ich habe dir doch von dem Faden erzählt, oder? Wenn der Faden abgewickelt ist, ist es vorbei. Ich wollte nur wissen, was du denkst.
MAXWELL>
Einen Moment lang dachte ich, wir wären so weit gegangen, wie wir gehen können.
ERIN>
Bist du verheiratet?
MAXWELL>
Nein.
ERIN>
Nie gewesen?
MAXWELL>
Nein.
ERIN>
Wie alt bist du?
MAXWELL>
Was schätzt du denn?
ERIN>
Wenn du wirklich nie verheiratet warst, mußt du noch jung sein. Oder schwul.
MAXWELL>
Ich bin nicht _schwul_. Ich trotze der Natur in viel tiefgreifender Weise. Wie alt sollte der Mann sein, nach dem du suchst?
ERIN>
Das Alter spielt keine Rolle.
MAXWELL>
Beim Mann nicht, da hast du recht. Aber die Frau muß im gebärfähigen Alter sein.
ERIN>
Du bist ein richtiger Sexist, was?
MAXWELL>
Vielleicht ein darwinistischer Sexist. Was stellst du dir vor, was mit diesem Mann geschehen wird, den du suchst? Du hast schon einen Sohn. Ist es denkbar, daß du ihn für diesen Mann aufgibst?
ERIN>
Darüber möchte ich nicht sprechen.
MAXWELL>
Über deine Familie?
ERIN>
Über meinen Sohn. Ich habe nichts dagegen, über meinen Mann zu sprechen.
MAXWELL>
Warum diese selektive Zuneigung?
ERIN>
Es hat etwas mit dem zu tun,
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