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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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»Maxwell« ein, doch als »Lilith« mit einem ihrer langen Monologe anfing, unterbrach er das Gespräch barsch und loggte sich wieder aus. Miles kam herein, arbeitete kurz an seinem Laptop und kehrte dann wieder zum Fernsehgerät zurück. Nachdem ich mir eine Weile CNN angesehen hatte, ging ich in den Garten, um nachzusehen, ob unsere Tomaten noch genauso verbrannt waren wie in der vergangenen Woche. Sie waren es. Dann ging ich vor das Haus und schaute den Highway entlang, um mich zu überzeugen, daß Deputy Billy noch auf seinem Posten war. Er war es.
    Gegen halb elf loggte ich mich wieder als SYSOP in EROS ein. Ich erwartete nicht viel. Am Morgen herrscht hauptsächlich auf der Ebene eins Betrieb, Gesundheitsfragen oder einsame Herzen, die nach einer Brust suchen, an der sie sich ausweinen können. Ein schneller Streifzug durch Ebene zwei zeigte mir ebenfalls genau das, was ich erwartet hatte: Softcoregespräche zwischen schurkischen Herzögen und nicht leicht zu erobernden Ladies (von denen ich aus langer Erfahrung wußte, daß es sich häufig um zwei Frauen handelte, die beide Seiten einer romantischen Phantasievorstellung übernommen hatten).
    Dann klickte ich mich in Ebene drei ein. Die Lobbies waren fast leer. Aus reiner Neugier schaute ich in ein paar private Räume. In den meisten trieben sich Schwule herum – in einigen Räumen Männer, in anderen Frauen –, und es fanden ein paar Domina-Sitzungen statt. Dann fand ich in einer Klatschlobby, die ich nur selten besuchte, ein paar Leute, die über den Mord an Karin Wheat sprachen. Es handelte sich offensichtlich um Fans, und die Spekulationen darüber, wer die Autorin umgebracht hatte, reichten von ihrem eifersüchtigen und äußerst übergewichtigen Exmann bis zu einem verrückten Fan, der die Grenze zwischen Fakten und Fiktion aus den Augen verloren hatte. Da ich mich an dem Gespräch beteiligen wollte, loggte ich mich als »Erin« ein. Zehn Sekunden später erschien mitten auf meinem Bildschirm ein Fenster. Darin befand sich ein Bedienerzeichen, dem eine Textzeile folgte, die EROS’ Stimme ordnungsgemäß vorlas:
     
    PROMETHEUS>
Möchtest du dich im Blauen Raum zu mir gesellen?«
     
    Mich fröstelte. Ich saß einen Augenblick lang wie gelähmt da. Dann schaute ich zu dem Fenster links auf meinem Bildschirm, in dem die Kodenamen aller in der Lobby Anwesenden aufgeführt waren. Natürlich, da stand »Prometheus«. Ich hatte mich dermaßen daran gewöhnt, nach »Maxwell« zu suchen, daß mir dieses ältere Pseudonym Brahmas völlig entfallen war.
    Ich riß mir den Kopfhörer ab, legte den Daumen aufs Mikrofon und rief: »Miles! Schaff deinen Arsch hierher!« Dann setzte ich den Kopfhörer wieder auf, sagte »Ja« ins Mikro und klickte mich in den Blauen Raum. Augenblicklich erschienen diese Worte:
     
    MAXWELL>
Ich habe auf dich gewartet.
     
    Noch während ich Miles’ Schritte über den Boden stampfenhörte, sprach ich ins Mikro und beobachtete, wie meine Worte auf dem Bildschirm erschienen:
     
    ERIN>
Ich glaube, gleich wird uns jemand unterbrechen, der sich Prometheus nennt.
     
    Miles stand mittlerweile neben mir. »Drück auf die Leertaste, wenn du mir etwas sagen willst«, flüsterte er mir ins Ohr. »Damit schaltest du das Mikro aus.«
     
    MAXWELL>
Ich bin Prometheus, Erin. Ich benutze viele Namen. Aber Prometheus paßt in vielerlei Hinsicht zu mir.
    ERIN>
Warum benutzt du Maxwell, wenn Prometheus dir so gut gefällt?
    MAXWELL>
»Maxwell« hat seine eigene Bedeutung.
     
    Ich war versucht, ihn nach dem Beatles-Verweis zu fragen, doch statt dessen drückte ich die Leertaste und sagte: »Miles, der Typ hat ...«
    »Sag etwas zu ihm!« fauchte Miles und schlug mich auf die Schulter.
    Ich rammte einen Ellbogen gegen sein Bein und hielt die Leertaste gedrückt. »Hör zu, verdammt noch mal! Ich habe gerade etwas herausgefunden.«
    »Was?«
    »Ich habe mich zuerst als SYSOP eingeloggt, nicht als Erin, und er hat nicht mitgekriegt, daß ich in der Lobby schnüffelte, in der er war. Erst als ich mich als Erin einloggte, hat er mich bemerkt.«
     
    MAXWELL>
Bist du noch da, Erin?
     
    »Er wußte nicht, daß du als SYSOP nach ihm gesucht hast?«
    »Genau.«
    »Das bedeutet, daß er wahrscheinlich keinen SYSOP-Zugriff hat!«
    »Ich weiß. Und jetzt verschwinde. Ich brauche hier Ruhe.«
    »Vergiß nicht das Trojanische Pferd«, sagte Miles und ging rückwärts zur Tür. »Bring ihn dazu, daß er dich haben will.« Dann ging er aus dem Büro und schloß die

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