@ E.R.O.S.
angefangen hatten«, fuhr sie fort, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Passen Sie lieber auf Ihren Arsch auf.«
»Danke. Und Sie befolgen lieber Ihren eigenen Ratschlag.«
»Er wird heute abend noch nicht kommen. Nicht, wenn wir von seinem bisherigen Vorgehen ausgehen können.«
Plötzlich höre ich das Gemurmel männlicher Stimmen.
»Sir!« meldet Margie sich wie ein eingeschüchterter Rekrut.
•ie Verbindung wird unterbrochen.
»Na?« fragt Miles, der mittlerweile auf dem Bett sitzt.
»Sie wissen es.«
Er bedenkt mich mit seinem verdrossenen Ich-hab’s-dir-doch-gesagt-Blick.
»Sie hat auch gesagt, sie hätten unsere Nachricht über die Transplantationsorganisationen bekommen.«
Jetzt schenkt er mir Aufmerksamkeit.
»Sie hat gesagt, die Kacke sei am Dampfen gewesen, als sie der Sache nachgegangen seien.«
Miles denkt ein paar Sekunden lang darüber nach. »Dann muß Drewe recht haben. Es muß eine weitere Vermißte geben.«
»Großer Gott. Was sollen wir jetzt tun?«
Er atmet tief ein, betrachtet ein paar Sekunden lang den Boden und sagt dann: »Ich programmiere bis sieben Uhr. Dann läuft auf TBS Der Sheriff mit Gregory Peck und Tuesday Weld.«
»Du machst Witze.«
»Keineswegs. Ich liebe Tuesday Weld. Hast du Dreckige Hunde gesehen? Nach dem Roman von Robert Stone? Sogar Nolte war darin toll.«
»Miles ...«
»Tuesday Weld hätte Holly Golightly in —rühstück bei Tiffany spielen sollen, nicht Audrey Hepburn. Sogar Capote hat das gesagt. Natürlich hat er eine junge Tuesday Weld gesagt. Mit ihr hätten wir dieses beschissene Hollywood-Ende nicht bekommen. Holly hätte ...«
»Miles!«
Er schaut gereizt auf. »Was ist?«
»Ist dir egal, was in dem FBI-Versteck geschieht?«
»Natürlich nicht. Aber ich habe keinen Einfluß auf das Ergebnis.«
»Gibt es keine Möglichkeit, wenigstens mitzubekommen, was dort geschieht? Kannst du dich nicht in deinen FBI-Computer hacken oder so?«
»Harper, bei so einer Überwachung hängen einfach ein paar Jungs mit Funkgeräten herum. Wahrscheinlich unterhalten sie sich nicht mal oft.«
»Und?«
»Computer haben nichts damit zu tun. Baxter will ihm wahrscheinlich persönlich die Handschellen anlegen, also wird er wohl schon in dem Sicherheitsversteck warten oder auf dem Weg dorthin sein. Man wird ihm nichts mitteilen müssen, ergo können wir nichts Digitales abfangen.«
»Und was ist mit den Funksprüchen?«
Miles lacht. »Wir können den Polizeifunk nicht aus zweitausend Kilometern Entfernung abhören.«
»Warum nicht?«
»Weil er analog ist, Mann. Funkwellen, die nach ein paar Kilometern erlöschen.«
Selbstgefälligkeit wurmt mich ganz besonders. Bei Gelegenheiten wie dieser will ich Miles am liebsten einen Klaps auf den Hinterkopf geben. Und während ich sein arrogantes Gesicht anstarre und die rechte Hand schon zur Faust balle, leuchtet die Antwort wie ein Goldregen in meinem Gehirn auf. Während Miles mich noch mustert, setze ich mich hinter den Gateway 2000 und schalte das Modem ein.
»Was hast du vor?« fragt er.
»Ich logge mich in CompuServe ein.«
»Warum?«
»Um die Beschattung zu belauschen.«
»Wie?«
Ich klicke mehrmals schnell mit der Maus. »Indem ich jemanden vor Ort überrede, es für uns zu erledigen.«
»Und wer soll das sein?«
»Hast du schon mal vom Amateurfunk gehört?«
Miles braucht keine fünf Sekunden, um zu erkennen, worauf ich hinaus will. »Aber der Amateurfunk benutzt ein ganz anderes Frequenzspektrum als die Polizeibehörden«, sagt er.
Ich antworte nicht mal darauf. Ich weiß, daß er sich am liebsten irgendwo hintreten würde, weil er nicht selbst darauf gekommen ist.
»Funkamateure hängen auf CompuServe ’rum?« fragt er, steht auf und sieht mir über die Schulter.
»Entweder hier oder auf AOL. Einer meiner Nachbarn ist ein begeisterter Amateurfunker. Er hat mal ein Forum erwähnt, und ich glaube, es ist auf CompuServe. Ich lasse gerade nach dem Wort ›Funk‹ suchen.«
Plötzlich erscheint eine kleine Auflistung auf meinem Bildschirm:
Broadcast Professionals
CB Handle
CE Audio Forum
HamNet Forum
Iquest [$]
National Public Radio
»Ha! Siehst du das?«
»HamNet«, sagt Miles. »Das ist es?«
»Das Netz der Amateurfunker«, erwidere ich. »Sehen wir mal nach.«
Sekunden später schauen wir auf das bunte Logo eines Computerforums, das sich ausschließlich den undurchschaubaren Freuden des Amateurfunks widmet. Ich klicke mit derMaus, und es erscheinen Themenlisten wie
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