@ E.R.O.S.
herausgeschnitten.«
»Er hat sie weggeworfen. Als er herausfand, daß Erin nicht die war, für die er sie hielt, hat er sie weggeworfen.«
»Es tut mir leid.«
»Gottverdammt, wie lautet die Antwort unter dem Strich? Wird er fliehen oder hierher zurückkehren, falls er noch lebt?«
»Erzählen Sie mir von dem Videoband. Hat er Sie bedroht?«
»Nicht über diesen Spruch mit ›Gottes Mühlen‹ hinaus.«
»Sonst nichts? Sie müssen begreifen, daß Berkmanns geistige Dekompensation ihn nicht davon abhält, so berechnend oder manipulativ wie eh und je zu sein. Es ist vorstellbar, daß alles auf diesem Band Sie in ganz bestimmter Hinsicht beeinflussen soll.«
Obwohl mein Verstand sich widersetzt, zwinge ich mich, das widerliche Band im Geiste noch einmal abzuspielen. »Er schien etwa auf halber Strecke die Kontrolle zu verlieren. Er sagte, er wolle untertauchen. Er schien sich einmal auch auf meine Frau zu fixieren. Er nannte sie das Alphaweibchen der Familie, sprach davon, wie perfekt sie sei.«
»Hat er sonst noch etwas über sie gesagt?«
»Ja. Daß ich sie nicht verdient hätte.«
»Sie sollten sie so schnell wie möglich an einen sicheren Ort bringen. Sagen Sie niemandem, wohin Sie fahren.«
Ich schlucke; mein Hals ist ganz trocken. »Sie glauben wirklich ...«
»Edward Berkmann ist ein zutiefst geistig gestörter Mensch, der von allen Vertäuungen losgeschnitten wurde. Die einzige Verbündete, der er vertraut hat, wurde vor seinen Augen getötet. Sie sind dafür verantwortlich. Wenn er noch lebt, wird er wahrscheinlich auf Rache sinnen. Vielleicht hat er seine unterbewußte Anima-Vorstellung auf Ihre Frau projiziert. Jetzt ist alles möglich.«
»Das wollte ich wissen, Doktor. Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.«
»Ich hoffe, daß er tot ist, Cole. Vor einer Woche hätte ich das noch nicht sagen können. Aber jetzt meine ich es ernst.«
»Ich hoffe es auch. Leben Sie wohl.«
Als ich das Telefon ausschalte, spüre ich die Wirkung von Lenz’ Worten wie einen Stromschlag. Obwohl ich mich noch mehr verspäten werde, suche ich das Branchentelefonbuch von Jackson und schlage die Seite mit den Maklernauf. Ich suche die größte Anzeige aus Ridgeland heraus und wähle die Nummer. Es ist fast zwanzig vor acht, aber ich bezweifle, daß niemand mehr im Büro ist. Nach etwa zwanzigmaligem Klingeln antwortet eine barsche weibliche Stimme. Als ich ihr sage, daß ich ein Haus mieten und nicht kaufen will, wird die kühle Stimme eiskalt. Dann sage ich die Zauberworte.
»Geld spielt keine Rolle.«
Sie schlägt behutsam einen freundlicheren Tonfall an. »Das sagen viele Leute, bis sie die Preise da draußen erfahren. Ich habe wirklich keine Objekte zur Vermietung.«
»Es gibt immer etwas für den richtigen Preis.«
»Na ja ... ein Haus steht zum Verkauf an, aber die Besitzer waren das Warten leid und sind nach Idaho gezogen. Aber sie vermieten es nicht für unter ... viertausend. Pro Monat. Und Sie bekommen keinen Mietvertrag.«
»Sie haben morgen einen Scheck über zwölf Riesen in der Hand. Aber dann trampeln Sie mir in den nächsten drei Monaten nicht mit Kaufinteressenten durchs Haus. Abgemacht?«
Ich kann fast hören, wie sie sich verflucht, daß sie nicht mehr verlangt hat. Nachdem sie meinen Namen notiert hat, laufe ich mit den Schlüsseln in der einen und dem Revolver in der anderen Hand zum Explorer.
Drewe wartet mit ihrer Tasche vor dem Haus ihrer Eltern. Sie scheint nicht wütend zu sein, daß ich zu spät komme. Als ich aussteige, um sie zum Wagen zu führen, öffnet jemand die große Tür des Anderson-Hauses. Es ist Patrick. Er bleibt mit Holly in den Armen im Eingang stehen.
»Onkel Harp!«
Die Dreijährige windet sich und läßt Patrick keine andere Wahl, als sie zu Boden zu setzen. Sie schießt wie eine brünette Kanonenkugel die Treppe herunter und läuft zu mir. Den Blick noch auf Patrick gerichtet, knie ich nieder und halte sie auf Armeslänge, während ich versuche, ganz natürlich zu lächeln.Als sie sich näher schiebt, schaue ich nach links, zu Drewe, aber sie wendet sich schnell ab und geht zu Patrick hinüber.
Ich hebe Holly hoch und drücke sie fest. Sie gräbt ihr Gesicht in meinen Nacken und schließt die Arme darum, als wolle sie auf meiner Schulter einschlafen.
»Wie geht’s dir, Schätzchen?« frage ich leise.
Sie schüttelt den Kopf.
»Was ist los?«
»Ich vermisse Mommy.«
Ich schließe die Augen, um zu verhindern, daß mir Tränen hineinschießen, aber es ist
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