@ E.R.O.S.
in der Nähe der Universität. Ich habe schon ein paar Leute gefunden, die Berkmann früher gesehen haben. Leute aus Washington Heights. Ich bin jetzt auf der hundertneunundsechzigsten Straße.«
Ich zögere. »Dr. Lenz hat gesagt, Drewe und ich sollten untertauchen, uns an einem sicheren Ort verstecken.«
»Ach? Warum?«
Als ich nicht antworte, sagt Miles: »In Sicherheit sind wir nur, wenn Edward Berkmann nicht mehr atmet. Irgendwo weißt auch du das.«
»Na schön ... verdammt.«
Ich lasse mir keine Zeit zum Überlegen, beende das Gespräch, logge mich als HARPER/SYSOP 2 in das System ein und klicke mich dann in den Blauen Raum. Er ist leer. Ich tippe schnell eine Frage – Wo sind Sie? –, schicke sie dem SYSOP 1 und aktiviere dann das Spracherkennungsprogramm.
Fast sofort erscheint BERKMANN/SYSOP 1 in der oberen linken Ecke meines Bildschirms unter »WER IST HIER?« Dann füllt der digitale Bariton, der mir nun Schauer über den Rücken jagt, wie eine Stimme aus dem Grab das Büro aus, während Buchstaben auf meinem Bildschirm erscheinen.
BERKMANN>
Hallo, Harper. Wie hat Ihnen mein kleiner Film gefallen?
Dieser letzte Beweis, daß Berkmann noch lebt, läßt mein Herz pumpen wie eine Faust, die sich in meiner Brust zusammenballt und wieder öffnet. Ich kämpfe gegen die Furcht an, setze den Kopfhörer auf und fange an zu sprechen – diesmal nicht als »Erin«, sondern als ich selbst.
HARPER>
Nicht so gut wie dem FBI.
BERKMANN>
Lügen Sie mich nicht an, Sie kleiner Wadenbeißer. Sie haben dieses Band niemandem gezeigt.
HARPER>
Wo sind Sie, Doktor?
BERKMANN>
Südlich der Grenze, nördlich der Antarktis. Ich bin in Sicherheit, wie ich es Ihnen gesagt habe. Deshalb befürchte ich auch nicht, daß man die Leitung zu mir zurückverfolgen kann.
HARPER>
Die meisten Leute glauben, Sie wären bei dem Flugzeugabsturz gestorben.
BERKMANN>
Sehr zufriedenstellend. Es war viel Arbeit erforderlich, um diese Illusion zu schaffen.
HARPER>
Warum haben Sie sich die Mühe gemacht, eine Illusion zu schaffen? Warum haben Sie das Flugzeug nicht zur Flucht benutzt?
BERKMANN>
Offensichtlich hat Daniel Baxter Ihnengesagt, daß Sie mich in der Leitung halten sollen. Ich erfülle Ihnen den Wunsch. Sie haben ein wenig Unterhaltung verdient, bevor der Rest Ihres elenden Lebens sich in Scheiße verwandelt.
HARPER>
Was soll das heißen?
BERKMANN>
Gottes Mühlen, wissen Sie noch? Als ich Ihr Haus verließ, gelang es mir, das Flugzeug zu erreichen und in die Luft zu kommen; aber dann trat ein Motorschaden auf. Ich wollte eigentlich auf dem Fluß wassern, doch die Nerven gingen mir durch. Schließlich landete ich auf einem Uferdamm. Ich hatte von einer Crew aus Venezuela gehört, die bei einem Notfall eine 727 auf einem Uferdamm in der Nähe von New Orleans aufgesetzt hatte. Es war kein Problem. Schwierig war nur, das Flugzeug den Hang hinab und ins Wasser zu fahren. Aber es ist erstaunlich, daß die Maschine gefunden wurde. Sehr dramatisch. Der Herr nimmt mir mein Flugzeug, stiftet aber Verwirrung unter meinen Feinden.
HARPER>
Sie glauben nicht an Gott.
BERKMANN>
Sie sind nicht qualifiziert, um mit mir über den Begriff Gott zu sprechen.
Ich habe noch keinen einzigen Tippfehler in Berkmanns Worten gesehen, will aber völlig sichergehen, daß ich ihm genug Zeit gelassen habe.
HARPER>
Ich habe Baxter gebeten, mich bei Ihrer Hinrichtung zuschauen zu lassen. Er hat gesagt, er wolle versuchen, es einzurichten, aber die Warteliste sei sehr groß. Sie wissen ja, daß man hier in Mississippi in die Gaskammer kommt.
BERKMANN>
Leere
Worte. Ich kann es einfach nicht fassen, daß es Ihnen
gelang, mich auch nur eine Minute lang zu täuschen. Aber Sie
haben es geschafft, nicht wahr? Sie und Ihr
Südstaatencharme. Er erwies sich als genauso hohl wie die
Südstaatenehre.
Das plötzliche Klingeln des Telefons läßt mich zusammenfahren. Ich drücke auf die Leertaste, um das Mikrophon auszuschalten, und hebe ab.
»Und?« fragt Miles, während Berkmanns Stimme weiterhin aus den Lautsprechern dringt.
»Ich spreche gerade online mit ihm.«
»Irgendwelche Tippfehler?«
»Noch nicht. Zwei Bildschirme voller Text.«
»Er ist wieder in New York!«
»Er sagt, er sei außer Landes, Miles. Es scheint Südamerika zu sein.«
»Außer Landes? Quatsch. Wie hätte er denn ausreisen wollen?«
»Auf dieselbe Weise, wie er nach New York zurückgekehrt sein könnte.«
»Halte ihn so lange wie möglich in der
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